Label: Universal Music
VÖ: 28.08.2020
Stil: Symphonic Metal
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Ich musste mir schon einiges in den sozialen Medien anhören, als ich meine Bewunderung für die zweite Ausgabe der 1999 begonnenen Kollaboration der wohl größten Metal Band aller Zeiten (Ja, auch Iron Maiden können da leider nicht mithalten, obwohl ich die Jungs auch favorisiere) mit den Symphonikern aus meiner absoluten Lieblingsstadt (nach Berlin, natürlich) kundtat, doch ich stehe dazu und war selbst verwundert, denn meine Fanliebe zu Metallica hatte sich in den letzten Jahrzehnten schon mehrfach in bedrohlicher Schieflage befunden.
Ja, man hätte auch durchaus ein neues Album machen können und auch der Aspekt der Geldmacherei stand im Raum, doch nachdem ich das schon In Flames vorwarf und mit dem Gegenargument, dass ja niemand dazu verpflichtet sei, sich das Teil ins Regal zu stellen, konfrontiert wurde und dies auch später einsah, doch das hier vorliegende „S&M 2“, was vielleicht vielen von Euch durch die Kinoaufführungen vom letzten Jahr schon bekannt sein dürfte, ist in meinen Augen eine musikalische Darbietung mit höchsten kulturellen Anspruch, auch wenn das mit dem von uns geliebten Heavy Metal nur noch am Rande was zu tun hat…und ein Lars Ulrich schräg wie eh und je spielt und jegliches Timing vermissen lässt. Doch wenn man solche Könner wie die Symphoniker aus der Bay Area hinter sich hat, kann man auch über das dänische Duracell Häschen und sein desaströses Schlagzeugspiel mal generös hinwegsehen.
Ich gebe zu, ich mochte die Arrangements von „S&M 1“, die von Michael Kamen erdacht wurden, sehr, doch 20 Jahre später hat Bruce Coughlin zusammen mit Dirigent Edwin Outwater irgendwie ein besseres Händchen bei der Umsetzung mancher Tracks, denen 1999 zuweilen die Luft zum atmen genommen wurde. Da werden sogar akustische Rohrkrepierer wie „All within my hands“ vom bis heute in meinen Augen desaströsen „St.Anger“ Album oder „The outlaw torn“ vom für mich bis in alle Ewigkeit verhassten „Load“ Geschwurbel zu richtigen Ohrenschmäusen. Ebenso stellte ich einmal mehr fest, dass „The memory remains“, welches ich aufgrund des nervenzerfetzenden Singsanges einer Marianne Faithful bei Erscheinen 1997 regelrecht verteufelte, live einfach funktioniert und durch das Mitsingen des 16.000 Mann starken Auditoriums ein Highlight des Abends ist. Beim Durchlesen der Tracklist fiel mir dann ebenfalls ein Detail auf, was ich mehr als bemerkenswert fand und einer dringenden Erwähnung bedarf: Metallica haben tatsächlich Songs von allen ihren 10 regulären Studioalben einfließen lassen, was mir tatsächlich Respekt abfordert.
Ein großer Faktor bei mir war ebenfalls der Umstand, dass ich mehr als einmal Gänsehaut am ganzen Körper verzeichnen konnte. Beispielsweise Hetfields allein gesungenes „The unforgiven III“, das brillant umgesetzte „The day that never comes“, ja sogar das mir bis heute Plaque bescherende „Nothing else matters“ vermochten mir einen wohligen Schauer zu verpassen, den ich so nicht erwartet hätte. Ganz großes Kopfkino ist allerdings das von Scott Pringel, seines Zeichens erster Bassist der Symphoniker, vorgetragene „(Anesthesia) Pulling teeth“, dass selbst der hier geehrte und niemals vergessene Cliff Burton auf seiner Wolke sitzend mit wohlwollendem Kopfnicken quittiert haben sollte.
Zum Schluss geben Metallica dann noch einmal Gas, packen alle „Must play“ Songs in den Endspurt, bei dem natürlich „One“ über allem thront und selbst das damals von wirklich jeder noch so kleinen Band gecoverte „Enter sandman“ hat seinen Platz in dieser Ahnengalerie mehr als verdient und beschließt einen Konzertabend, der an vielen Stellen vielleicht ein wenig überfrachtet wirkt, dennoch für unfassbare Kurzweil sorgt, was bei einer Gesamtlänge von 2 Stunden und 23 Minuten nicht unbedingt zu erwarten war.
Metallica sind souverän, mal perfekt mit dem Orchester agierend, mal ein wenig zu selbstständig und selbst ich, der der Band irgendwann mal abgeschworen hat, muss sich nach diesem famosen Hörerlebnis eingestehen, dass der Status, den sich die Bay Area Helden in den vergangenen Jahrzehnten durch harte Arbeit aufgebaut haben, mehr als verdient ist und selbst in 300 Jahren die Leute bei „Master of puppets“ ihre Trinkgefäße gen Himmel strecken werden. Ich finde diese Zeitreise spannend, perfekt inszeniert und mitreißend und freue mich komischerweise wieder auf Musik von Metallica, die da vielleicht irgendwann noch einmal kommen wird.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The Ecstasy of Gold (Live)
02. The Call of Ktulu (Live)
03. For Whom the Bell Tolls (Live)
04. The Day That Never Comes (Live)
05. The Memory Remains (Live)
06. Confusion (Live)
07. Moth Into Flame (Live)
08. The Outlaw Torn (Live)
09. No Leaf Clover (Live)
10. Halo on Fire (Live)
11. Intro to Scythian Suite (Live)
12. Scythian Suite, Opus 20 II: The Enemy God And The Dance Of The Dark Spirits (Live)
13. Intro to The Iron Foundry (Live)
14. The Iron Foundry, Opus 19 (Live)
15. The Unforgiven III (Live)
16. All Within My Hands (Live)
17. (Anesthesia) - Pulling Teeth (Live)
18. Wherever I May Roam (Live)
19. One (Live)
20. Master of Puppets (Live)
21. Nothing Else Matters (Live)
22. Enter Sandman (Live)
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