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MELKOR – Brandmale (2021)
(7.039) Schaacki (8,1/10) Black Metal
Label: Crawling Chaos
VÖ: 16.04.2021
Stil: Black Metal
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Gibt man „Melkor“ im Verzeichnis der geschätzten Kollegen der Metal Archives zur Suche ein, erscheinen gleich mehrere Einträge. Vielleicht liegt es daran, dass dieser Name aus der Feder des „Der Herr der Ringe“ Schöpfers J. R. R. Tolkien stammt, der ja bekanntermaßen seine Spuren in der Metal Szene hinterlassen hat. Im Falle des hier vorliegenden Vertreters scheint es aber weder um Orks noch um Mittelerde oder dergleichen zu gehen. Das Soloprojekt von Patrick Baumann, den mancher vielleicht durch sein früheres Mitwirken bei Nocte Obducta und Agrypnie kennt, ist sehr viel verwurzelter in unserer Welt, gleichwohl er sich im Stile Schoppenhauers philosophisch mit „dem Menschen als Spielball der Naturgewalten“ beschäftigt.
Apropos Wurzeln, diese reichen beim Künstler zurück bis zum Black Metal der 90er, jedoch bekommt man natürlich auch die avant-gardische und progressive Note zu hören, die er in den genannten, vergangenen Tätigkeitsfelder bereits mit gestaltete. Dadurch ergibt sich im Sound von Melkor ein breit gefächertes Spektrum. Zwar kann es auch mal ungemütlich werden, doch stehen nicht gerade Wut und Raserei an erster Stelle. P. Baumann agiert gern im Midtempo und setzt lieber auf Melodie und Atmosphäre – und das ist genau richtig, klingt dies doch völlig homogen. Wo man anderen Musikern gern den alten Rat „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ erteilen möchte, weiß das Melkor Mastermind, wo seine Stärken liegen.
Die Stimmung von „Brandmale“ ist düster und melancholisch – also sehr passend zur Auseinandersetzung mit den Facetten des menschlichen Gemüts. Das Album zieht den Hörer zwar nicht völlig runter, doch stimmt es ein wenig nachdenklich. Um dem lyrischen Thema noch andere Perspektiven zu geben, bediente sich der Künstler bei vier der acht Texte bei Werken der lang verstorbenen deutschen Dichter Clemens Brentano, Ricarda Huch, Richard Dehmel und Karl Gustav Vollmoeller.
„Brandmale“ ist ein durchweg stimmiges Album geworden, das viel von seiner Atmosphäre und seiner inneren Ruhe lebt, jedoch auch in den härteren Momenten punkten kann. Ich würde empfehlen es nicht so nebenbei sondern mit einer gewissen Aufmerksamkeit wahrzunehmen. Es ist vielleicht nicht die Scheibe, die man zu jeder Zeit einwerfen kann, geworden, dafür aber eine für besondere Momente. Ein Album für einen Abend bei Rotwein und Kerzenschein – klingt klischeehaft, passt trotzdem.
Anspieltipps: „Fremd“ und „Manche Nacht“
Bewertung: 8,1 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Sündflut
02. Neugeburt
03. Abgott
04. Manche Nacht
05. Fremd
06. Parzival
07. Burn
08. Treibgut