Label: Century Media
VÖ: 08.11.2019 (digital seit 25.10.19)
Stil: Black Metal
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MAYHEM haben es nicht einfach: Jeder kennt die Geschichte hinter den Anfangsjahren und zur Entstehung des legendären Debütalbums „De Mysteriis Dom Sathanas“ oder zumindest eine Variante davon. Spätestens seit der Verfilmung von „Lords Of Chaos“ fühlen sich selbst solche als wissende Insider, die mit Black Metal, mit der Zeit damals oder mit der Band, wie sie sich seitdem entwickelt hat, nichts am Hut haben.
Das ist Fluch und Segen zugleich, denn einerseits bekommt die Band viel Aufmerksamkeit und kann sich sicher sein, dass Platten und Merch gekauft werden wie warme Semmeln und die Konzertsäle voll sind. Andererseits wird automatisch alles, was MAYHEM seitdem veröffentlicht haben, mit DMDS verglichen, obwohl jedes Album für sich unvergleichlich und teilweise sehr weit vom Stil des Debüts entfernt ist. Viele Fans wollen immer denselben alten Kram hören, nur wenige sind offen für die radikale künstlerische Freiheit, die MAYHEM im Grunde ausmacht.
Zwischen dem letzten Studiowerk „Esoteric Warfare“ und dem neusten Streich „Daemon“ liegen nicht nur knapp 5einhalb Jahre, sondern auch eine DMDS-Jubiläumstour, die gefühlt mindestens 3 Jahre davon gedauert hatte und die Band mehrfach um den gesamten Globus führte. Wenn man jahrelang an jedem verdammten Abend „Funeral Fog“, „Freezing Moon“ und „Life Eternal“ in immer derselben Abfolge spielt, macht das was mit einem. Die Songs auf „Daemon“ sind unüberhörbar von DMDS beeinflusst, so klassisch klang MAYHEMs Black Metal schon lange nicht mehr. Selbst Hellhammers Drums klingen nicht mehr nach einer Industrienähmaschine, sondern organischer, wärmer und besser in den Gesamtsound integriert.
Im Riffing kehrt eine bestimmte Art Akkord immer wieder, bei dem zum Grundton noch der Ton nach der Oktave (die None) dazugespielt wird, was zum einen interessant klingt, zum anderen sich als Stilmittel durch das gesamte Album zieht und „Daemon“ im Ganzen einen Wiedererkennungswert beschert, den ich bei den einzelnen Songs ein wenig vermisse. Das eine Überriff wie seinerzeit „Freezing Moon“ oder die zum Heulen schöne Basslinie von „Life Eternal“ ist auf „Daemon“ nicht zu finden. Mit Attila Csihar hat MAYHEM einen Ausnahmevokalisten an Bord, ohne den die Band nicht halb so relevant wäre. Er growlt, kreischt, heult, keift, flüstert und schreit wie eine verlorene Seele und erweckt damit die Songs erst zum Leben.
Es ist kein einfaches Album, das wäre MAYHEM auch nicht würdig gewesen. Es hat viele Durchläufe gebraucht, bis es so richtig bei mir angekommen ist, sich dann doch verschiedene Stücke in die Hirnrinde gefräst haben und seitdem nicht mehr losgelassen haben. Das abgrundtief fiese „Malum“ ist so ein Kandidat, „Daemon Spawn“ als eins der beiden Quasi-Titelstücke ein anderer. Das beschwörende „Invoke the Oath“ ist ein perfekter Abschluss für ein Album (es gibt Lieder, denen hört man an, dass sie das letzte Lied eines Albums sein müssen), sodass es fast stört, dass danach noch 2 Bonustitel kommen. „Everlasting Dying Flame“ hat einen völlig anderen Charakter als die anderen Stücke, es verbreitet eine rastlose Unruhe, fast wie das Flackern einer Flamme…und jetzt hör ich auf, das Review ist sowieso schon zu lang und kommt spät.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The Dying False King
02. Agenda Ignis
03. Bad Blood
04. Malum
05. Falsified and Hated
06. Aeon Daemonium
07. Worthless Abomination Destroyed
08. Daemon Spawn
09. Of Worms and Ruins
10. Invoke the Oath
11. Everlasting Dying Flame (Bonus Track)
12. Black Glass Communion (Bonus Track)
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