Label: InsideOutMusic
VÖ: 26.06.2020
Stil: Instrumental Prog Rock
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Wer mich etwas näher kennt oder in der Vergangenheit meine Reviews etwas aufmerksamer gelesen hat wird wissen, wie ich instrumentaler Musik gegenüberstehe. Bei Bands mit einem festen Frontmann finde ich Songs ohne gesangliche Untermalung geistlos und empfinde dies als kolossale Zeit- und Ressourcenverschwendung. War so, ist so und wird wohl auch zukünftig so bleiben, auch wenn dadurch beispielsweise die langjährige Freundschaft zu einer der profiliertesten Bands im deutschen Death Metal Bereich den Bach runterging. Aber die Geschichte steht auf einem anderen Blatt. Wie kommt es also, dass ausgerechnet ICH das neue Album der Münsteraner von Long Distance calling reviewe?
Das liegt an verschiedenen Umständen. Zum einen hat mich der Vierer letztes Jahr beim Rock Hard Festival mehr als positiv überrascht und abgeholt, obwohl ich aufgrund der oben genannten Umstände eine musikalische Begegnung mit dem Quartett unter allen Umständen vermeiden wollte und zum anderen ist es halt konsequent, wenn eine Truppe wirklich (fast) komplett und konsequent auf vokalistische Untermalung verzichtet, womit meine Vorurteile ad acta gelegt werden.
Natürlich wird „How do we want to live“ von vielen Lesern unseres Magazins verächtlich beiseite gewischt werden, was ich schade finden würde, denn musikalisch ist das große Kunst, was LDC hier abliefern, auch wenn die metallischen oder rockigen Elemente an vielen Stellen komplett eingedampft werden und somit Platz schaffen für Musik jenseits aller Normen, die atmosphärisch dicht und auch gerne mal mit einem Cello untermalt den Hörer mit auf eine Reise ins Unterbewusstsein nimmt. Ja, man muss sich drauf einlassen und kann dieses wirklich grandiose Album nicht einfach so im Vorbeigehen reinlaufen lassen, sondern sollte sich ein gemütliches Plätzchen suchen, vielleicht mit einem entspannenden Glas Rotwein oder einer Kräuterzigarette und mit geschlossenen Augen dieser toll arrangierten Musik volle Aufmerksamkeit schenken.Dabei wird einem dann irgendwanngewahr, dass LDC ihrer Tradition, mindestens einen Song mit Gesang aufzunehmen, ebenfalls treu geblieben sind und mit der Unterstützung von Eric A.Pulverich von den Alternative-Rockern Kyles Tolone "Beyond your limits" zu einem echten Highlight der Scheibe haben werden lassen.Kommt mir also nicht mit dem Spruch: Ist doch langweilig und ohne Überraschungen...
Long Distance calling sind für mich sowas, was Jean-Michel Jarre für die elektronische Musik ist: Pioniere, die sich nicht darum kümmern, was gerade massenkompatibel ist, sondern sich ihren eigenen Raum erschaffen, um somit ihrer uferlosen Kreativität freien Lauf zu lassen. Ein tolle Albumcover und eine grandiose Produktion, die allen Instrumenten ihren Freiraum lässt, sind weitere positive Merkmale, um diesem wirklich tollen Album mal außerhalb der selbst auferlegten Norm eine Chance zu geben. Ich habe es getan und wurde nicht enttäuscht!
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Curiosity (Part 1)
02. Curiosity (Part 2)
03. Hazard
04. Voices
05. Fail/Opportunity
06. Immunity
07. Sharing thoughts
08. Beyond your limits
09. True/Negative
10. Ashes
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