PESTBARACKE
Uada | Cripper | Albez Duz | Torture Pit
21.04.2018 - Eisenhüttenstadt @ Gemeinschaftshaus Schleicher
Die erste Pestbaracke im Jahre 2018 sollte für mich nach dem traurigen Vorfall während der letzten Veranstaltung in Eisenhüttenstadt und dem damit verbundenen Tod meines guten Freundes Ron sowas wie eine Aufarbeitung werden und dennoch fuhr ich mit einem leicht flaumigen Gefühl in Richtung Deutsch-Polnische Grenze, um mich an diesem Abend mit Death, Doom, Thrash und Black Metal einlullen zu lassen.
Vor Ort angekommen stellte ich sogleich erneut fest, weshalb ich diese Veranstaltung so zu schätzen gelernt habe, denn neben der wirklich großartigen Location punktet der großzügige Außenbereich, in dem man mit vielen Gleichgesinnten, Bekannten und Unbekannten nette Unterhaltungen führen, sich frisch Gegrilltes gönnen und diverse Getränke konsumieren kann und damit eine perfekte Grundlage für einen spannenden, musikalischen Abend hat.
Der begann dann auch pünktlich mit Torture Pit, die ich erst-und letztmals 2016 im Potsdamer Nil Studentenkeller sah und gespannt war, inwieweit meine Berliner Landsmänner der Aufgabe als Pestbaracke Opener gewachsen waren. Was mir sofort auffiel war der etwas dünne Sound, bei dem die Drums und der Bass ziemlich im Vordergrund standen, die Gitarre aber im hinteren Bereich der Halle schwer zu hören war. Vor der Bühne selbst ging es, womit mein Platz für die nächsten Minuten feststand. Musikalisch gab es einen guten Mix aus oldschooligem Death Metal, der mit einigen launigen Thrash Einlagen perfekt gratiniert wurde. Es war definitiv nicht die Quadratur des Kreises, aber ein durchaus gefälliger Opener, der allerdings das Problem der mangelnden Zuschauer vor der Bühne hatte, denn viele zogen es vor, sich draußen noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf den Ranzen brennen zu lassen.
Nach einem verdammt starken Auftritt von Albez Duz im Vorprogramm von Primordial 3 Wochen vorher war ich gespannt, inwieweit die Doomster den dort erhaltenen positiven Eindruck würden bestätigen können, doch scheinbar waren meine Erwartungen zu hoch angesetzt. Nicht falsch verstehen, der Auftritt war erneut gut, mehr aber auch nicht. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass die Leute vor Ort nicht allzu viel mit dem Retro-Doom des Berliner Quintetts anfangen konnte, denn die Fluktuation im Biergarten war um ein Vielfaches höher, als vor der Bühne, wo sich die Truppe dennoch redlich bemühte und dabei einen sehr professionellen Eindruck hinterließ. Trotz alledem hörte ich des Öfteren: "Mensch, die spielen ja immer noch", was dem hier gezeigten aber nicht einmal ansatzweise entsprach. Vielleicht lag es auch diesmal am etwas suboptimalen Sound in den hinteren Reihen. Ich werde weiterhin Konzerte von Albez Duz besuchen und hake diesen Auftritt einfach ab.
Nach einem mehr als entspannten Interview vor dem Konzert, freute ich mich nun auf die finale Vorstellung des Thrash Express aus der niedersächsischen Landeshauptstadt, der sich auf Farewell Rundreise befindet, doch von Trennungsschmerz war bei diesem fulminanten Auftritt nun gar nichts zu spüren. Im Gegenteil, denn ich habe Cripper schon immer als energetische Liveband wahrgenommen und gesehen, heute jedoch schraubte die Band ihre eigene Performance noch einmal ein ganzes Stück nach oben. Kurzum: Es flogen die Fetzen! Der Sound war diesmal auch um ein Vielfaches besser und somit stand einem ungetrübten Erlebnis nichts mehr im Wege.
Christian und Jonathan feuerten eine Riffsalve nach der nächsten in die Halle, das Rhythmus Duo Dennis und Lommer sorgten für einen pumpenden Beat und über die Performance der Elchkuh Britta Görtz braucht man wohl keine Silbe zu verlieren, kenne ich doch kaum eine andere Frontfrau weltweit, die solch eine großartige Performance an den Tag legt. Musikalisch lag der Fokus klar auf den letzten beiden Scheiben "Hyena" und "Follow me: Kill", doch selbst "Devil reveals" wurde mit "FAQU" als abschließenden Nackenbrecher gebührend gewürdigt. Überhaupt war dies einer der besten Gigs der Niedersachsen, den ich je erlebt habe (und es waren eine ganze Menge) und auch das nun etwas zahlreicher anwesende Publikum zollte dem Quintett mit teilweise donnerndem Applaus den gebührenden Respekt. Mich beschlich nach diesem Mords-Abriss so das Gefühl, dass Criper nun aufgrund ihrer bevorstehenden Auflösung viel befreiter aufspielten und somit noch authentischer rüberkamen, als sie das in der Vergangenheit schon taten. Ich freue mich auf den nun wirklich für mich letzten Gig beim Chronical moshers, bei dem ich Anwesenheit im it verlange. Um es vorweg zu nehmen: Der Gewinner des Abends!
Pressure
The jackhammer
Bloodshot monkey eye
Shoot or get shot
Pure
Into the fire
Mother
Damocles
7 inches
Hyena
FAQU
Warum benötigen angesagte Black Metal Bands immer solch einen elendig langen Soundcheck? Das weiß nur der Deibel selbst und somit zog sich der Beginn des heiß erwarteten Uada Auftritts ziemlich in die Länge. So sehr ich mich auch im Vorfeld auf den Gig freute, so unsympathisch kam die Band selbst rüber, die bereits im Vorfeld lediglich schriftliche Interviews akzeptieren wollten, Fotos prinzipiell ablehnten und einen ziemlich Dicken machten. Irgendwie fand ich es da passend, als die Truppe kurz vor ihrem Auftritt mit ihren Kapuzen vermummt draußen noch schnell in ihren fahrbaren Untersatz sprinten wollten, aufgrund der kapuzentechnischen Einschränkungen des Blickfeldes allerdings den im Weg befindlichen Laternenpfahl übersahen...den Rest könnt Ihr Euch denken. Ich musste jedenfalls herzlich lachen. Karma?
Die Halle war nun jedenfalls recht ordentlich gefüllt, als das aus Portland stammende Quartett ihren durchaus ansprechenden Gig begannen und durch ihre zwei Veröffentlichten rasten. Der Sound war nun glasklar, was von den Besuchern wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde und auch das Bühnenbild war mehr als stimmig und unterstrich das düstere Ambiente der Band. Das Stageacting fand natürlich innerhalb eines Bierdeckel Radius statt, was bei BM Bands nun nicht unbedingt unüblich ist, das Erlebte zumindest bei mir aber immer etwas schmälert. Ich fand die hier dargebotene Raserei jedenfalls sehr ansprechend und besorgte mir, trotz der vorher geschilderten Erlebnisse, einen fetten Patch für meine Kutte und wäre nicht sonderlich abgeneigt, Uada bald wieder live erleben zu dürfen.
Es war auf jeden Fall ein toller Abend mit vielen bekannten Gesichtern, tollen Bands, kalten Getränken und heißem Grillgut. Dennoch hatte ich das Gefühl, das im Gegensatz zur vorangegangen Ausgabe das Publikumsinteresse ein klein wenig nachgelassen hatte, was definitiv nicht an der abwechslungsreichen Bandauswahl gelegen haben dürfte. Egal, war ein toller Abend und wir kommen gerne wieder. Danke nochmal an Maik, dass wir für das am 13.10.2019 anstehende ZOFF plakatieren durften, trotz der Überschneidung mit der nächsten, am gleichen Abend stattfindenden Pestbaracke.