ANNIHILATOR | HARLOTT | ARCHER
25.10.2015 - Berlin @ Lido
„Europe in the Blood“, unter diesem Banner gab es an diesem Abend etwas auf die Lauscher, wie angemessen für die zittrige Weltlage trägt diese Tour einen passenden Namen. Wenn man das textliche Fundament der Kanadier betrachtet, kommt das auch nicht von ungefähr. Daher finde ich es als absolut passend das Annihilator, Harlott und Archer somit auch mal Fakten sprechen lassen und zum gewollten nachdenken anregen. Daumen hoch!!!
Wenn sich die kanadischen Heavy/Thrash Metal Urgesteine ANNIHILATOR für eine Show in der Hauptstadt ankündigen, dann ist das Zephyr`s Odem Magazin natürlich auch vor Ort, um die dortige Zusammenrottung mal angemessen unter die Lupe zu nehmen. Die letzte Show in Berlin liegt allerdings auch schon gut 5 Jahre zurück und fand damals 2010 als Headliner im Tourtross mit Admiron und Sworn Against statt. Bereits seit 1984 turnt das sich rege wechselnde Gespann um Jeff Waters durch die Hallen dieser Welt und kann auch im Jahre 2015 mit dem Album „Suicide Society“ noch ordentlich für Aufsehen sorgen. Ob das auch live so gut funktionierte sollte der Abend im Lido zeigen, zumal zwei ordentliche Supportacts als Anheizer fungierten, mit den Kaliforniern Archer und dem Aussie Kommando Harlott.
Schon beim Eintreffen der Zephyr`s Odem Delegation herrschte ein reges Treiben im Innenleben des Klubs. Der geschichtsträchtige Bau ist schon seit Mitte des letzten Jahrhunderts für den kulturellen Reigen der Stadt ein Begriff. Die altertümlichen Gemäuer, des ehemaligen Lichtspielhauses, können sicher so manche illustre Geschichte erzählen, nach dem Konzert sicher die ein oder andere mehr. Die Schar des hartmetallischen Anhanges verteilt sich im charmanten Lido noch angemessen großflächig und so konnte man bekannte Gesichter an den Merchstand, an der Zapfanlage und beim begutachten des ersten Openers Archer überraschen und angemessen begrüßen.
Die Jungs aus dem goldenen Bundesstaat an der Pazifikküste verstreuten ihr Saatgut mit angemessener Freude und viel Leidenschaft. Archer brachten für die neugierigen Anwesenden ausreichend Songmaterial aufs Parkett, um sich einen ersten Eindruck verschaffen zu können. Auch wenn sie bereits seit 2004 ihren griffigen und zielgerichteten Metal erschallen lassen und daraus auch 2 Alben die Erdkruste durchstießen, war mehr als Höflichkeitsapplaus in Berlin nicht drin. Der agile Heavy/Thrash, amerikanischer Prägung, rockte angemessen durch die nickenden und wippenden Reihen (die allerdings zu der Zeit noch spärlich gefüllt waren), konnten auch ein paar handfeste Schenkelklopfer aufzeigen und mit dem Megadeth-Cover „Tornado Of Souls“ ,von der Rust in Peace, sogar wilde Begeisterungstürme entfachen. Leider war das bei dem eigenen Material nur in dezenter Ausführung der Fall, auch wenn ich ihnen besonders auf dem aktuellen Album „Culling The Weak“ eine ordentliche Handwerkskunst bescheinigen möchte.
Die darauf folgenden Harlott waren für einen Sonntagabend aber der richtige Wachmacher, mit gut geschmierter Keule bekam man was handfestes auf die bereits verbogene Birne gezimmert. Mit Elan und bissiger Note rifften und ballerten die australischen Rüpel hier einen Bay Area Thrashorkan vom Allerbesten in den nun gut gefüllten Pit, wo immer mehr Bewegung reinkam. Eine sehr ordentliche Darbietung, da hatte ich auch keine seltsamen Fragen mehr zu dem Deal bei Metal Blade, denn dort werden eben Nägel mit Köpfe gemacht. Unser Cheffe Olaf hatte sie mir am selben Abend auch noch gierig angepriesen, ich sollte mich nicht wundern. Die australischen Schädelspalter aus älteren Kreator, Slayer und massig Exodus machte auf Jeden Fall ordentlich Rabatz ohne Firlefanz. Die Liveaktion der Jungs war absolut tight und lies die notwendige Giftigkeit keineswegs vermissen. Man kann es nicht von der Hand weisen dass die australische Szene seit jeher immer für Überraschungen gut ist. Wer erinnert sich da nicht gerne an Bands wie Armoured Angel, Abramelin oder Encabulos. Daumen hoch für Harlott, auch die mit ner Mehrfachfraktur!
Nach einer kurzen Umbaupause füllten sich auch die allerletzten Reihen, bevor Annihilator mit dem „Rock You Like a Hurricane“ Song von den Scorpions als überraschendes Intro die Startrampe betraten. Nach dem starken Auftritt von Harlott taten sie gutes daran gleich mit „King Of The Kill“ loszulegen, keine Frage ein Klassiker der Kanadier und ein Stimmungsgarant. Danach konzentrierte man sich mit „Snap“ und „Suicide Society“ vorerst auf das aktuelle Album, was die vorhandene Vielseitigkeit von Annihilator wiederholt erkennen lies. Anspruchsvoll und raffiniert gestalten sich die Songs immer wieder, auch im Jahre 2015. Annihilator klingen exakt aufeinander abgestimmt und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, Jeff Waters überlässt nichts dem Zufall. Auch live merkt man bereits nach kurzer Zeit wie entschlossen und unglaublich willig der Anspruch über all die letzten Jahre immer mehr vorangetrieben wurde. Dafür konnte ich schon nach den ersten Songs meinen Tribut zollen und trank genüsslich ein kaltes,leckeres Pils auf die Kanadier. Das auch das neue Album es versteht das ein oder andere Mal ein speediges Stück Heavy Metal zu servieren konnte man sich bei „Creepin` Again“ überzeugen, was mir mit dem Wechselgesang ausgesprochen gut gefiel. Danach schnürten die Kanadierauch zum rechten Zeitpunkt ein feines Päckchen aus diversen Klassikern der Annihilator-Ära. „Set The World In Fire“, Never Neverland“,und „W.T.Y.D.“. Das Set der Kanadier gestaltete sich durchaus vielseitig, hier wurde zweifelsohne der 30 jährigen Bandgeschichte gehuldigt und auch die Gegenwart beweist das Annihilator immer noch das Maß in Perfektion sind.
Nach dem sehenswerten Drumsolo, des überaus talentierten Mike Harshaw, brachten die Kanadier wiederum noch ein paar feine Klassiker zum Besten, da ging an dem Abend noch richtig was. „Brain Dance“ von der „Set The World In Fire“, die schon damals die Klasse der Kanadier erkennen lies. Darauf folgte das endlos geniale „Phantasmagoria“, was für eine Messe. Mit der eher beschwingten, funpunkigen „Chicken and Corn“ Nummer konnte ich mich noch nie so richtig anfreunden, aber tat meinem Hohelied auf diesen Abend doch nur minimal Abbruch. Aber letztendlich auf der Zielgeraden lieferte man eben doch wieder und hatte durch Songs wie „Alison Hell“, natürlich :-) und „Human Insecticide“ die richtigen Geheimwaffen in den verschwitzten Achselbüschen parat.
Da will ich doch zum Abschluß mal sagen, was für ein amtlicher Abend! Dann traf ich Jano aus unserer Redaktion zum ersten Mal und einige alte Freunde. Mehr geht einfach nicht, für mich zumindest nicht und als Kassenpatient sowieso nicht. Ein gut gefülltes Lido und eine prächtige Stimmung machten den Abend zusätzlich erst richtig rund. Eine Mission am Harlott-Merchstand hatte ich dann allerdings doch noch, hab mir die „Proliferation“ LP und 2 Shirts von Harlott gekauft, schön auf 180g Vinyl und die Spezialbestellung von unserem Chefredakteur hab ich in die Tat umgesetzt, läuft! Die Band welche dort selbst verkaufte bedankte sich mehrfach dafür und man wurde von dem positiven Enthusiasmus der Jungs regelrecht umarmt! Man verabredete sich auf ein baldiges Wiedersehen, da freu ich mich jetzt schon drauf! Prost und Metal Til Death!
Annihilator Setlist:
Intro: Rock You Like a Hurricane
King Of The Kill
Snap
Suicide Society
Creepin` Again
No Way Out
Set The World On Fire
W.T.Y.D.
Never, Neverland
Tricks And Traps
Bliss
Second To None
Intro: Maximum Satan
Refresh The Demon
Drum Solo: Mike Harsha
Brain Dance (mit Akustikintro)
Phantasmagoria
Chicken And Corn
Kraf Dinner / 21
Alison Hell
Human Insecticide