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THRESHOLD | ENOCHIAN THEORY | CRYPTEX

05.03.2013 - Berlin @ C-Club

Wenn man nur noch wenige Wochen oder Monate zu leben hat macht man sich eine Liste mit Dingen, die man noch zu erledigen hat oder Sachen, die man sehen will. Naja, ganz so dramatisch ist es bei mir nicht, doch einmal endlich Thresholdsehen stand bei mir schon seit Ewigkeiten auf meiner imaginären „To-Do“-Liste und endlich war es soweit, denn Karl Groom und seine getreuen Gefolgsleute dockten an diesem herrlichen Frühlingsabend endlich mal in der Hauptstadt an und dementsprechend hoch war meine Vorfreude auf dieses Ereignis. Allerdings gab es gleich zu Beginn zwei entscheidende Faktoren, die meine Vorfreude etwas trübte. Erstens erwarte ich bei solch einer genialen Band einfach vernünftiges Merch, doch das was da angeboten wurde, entspricht einfach nicht dem Standard der britischen Prog Metal Heroen und Zweitens hatte man im C-Club beschlossen, erneut diesen dämlichen Raumteiler aufzuhängen, da sich vielleicht lediglich 250 Nasen (grob geschätzt) versammelt hatten. Eine Schande für solch ein großartiges Ereignis.

Ebenso ärgerlich ist es, wenn überall von einem Anfang um 20 Uhr gesprochen wird, die Niedersachsen von Cryptex allerdings dann bereits um 19:30 beginnen. Also schnell rein, einen frischen Hefetee in die Flosse und den Klängen des Trios gelauscht, die lediglich mit Keyboards, Gitarre und Drums zu punkten wussten. Musikalisch irgendwie schwer zu kategorisieren machte es dennoch Spaß, den Jungs zuzuschauen, die vor allem durch die Bühnenpräsenz von Simon Mosko lebten, der sich als perfekter Entertainer entpuppte, die noch spärlich Anwesenden immer zum mitmachen animierte, gesanglich eine tolle Leistung bot und auch am Piano und den anderen von ihm intonierten Instrumente seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Ich fand den Auftritt jedenfalls mehr als ansprechend und auch das anwesende Progvolk nickte zuweilen mehr als anerkennend mit dem Haupt. Ich jedenfalls fand die Truppe so gut, dass ich mich gleich nach dem Auftritt mit einem Shirt des Trios ausstattete.

Ebenfalls ein völlig unbeschriebenes Blatt waren für mich Enochian Theory aus England, die nach einen recht langen Line Check dann endlich loslegten und Chris und mich ziemlich begeisterten. Sphärische Klänge, ein wie ein Derrwisch aufspielender Bassist, tolle Schlagzeugarbeit und eine Stimme, die richtig Gänsehaut erzeugte. Musikalisch irgendwo zwischen Porcupine Tree, alte (gaaanz alte) Pink Floyd wusste das Trio mehr als nur zu überzeugen. Das ziemlich fachkundige Publikum hing jedenfalls die ganze Zeit fasziniert an den Lippen von Ben Harris-Hayes, der in den tiefen und auch den hohen Tönen gesanglich für Glanzlichter sorgte und spendete nach jedem Song weitaus mehr als den sonst üblichen Höflichkeitsapplaus, was die Band zu einer prima Performance anstachelte. Ich werde mir schnellstmöglich die Alben der Jungs zulegen, denn dass war echt großartige Musik.

Bevor es nun endlich zu meiner livehaftigen Premiere Thresholds kommen sollte, stellte ich freudig fest, dass im Gegensatz zu vielen anderen Konzerten das Publikum an diesem Abend jedem Musiker Respekt und Anerkennung zollte und ziemlich viel Sachverstand an den Tag legte. Da wurde in der Pause vor der Tür gefachsimpelt, verglichen und Erfahrungen ausgetauscht. Eine sehr schöne, ruhige und entspannte Atmosphäre. Muss auch mal sein…

So, nun sollte es aber endlich losgehen und als die ersten Töne von „Mission profile“ durch die Boxen schallten und der mittlerweile am Kinn ziemlich zugewachsene Damian Wilson das Volk begrüßte war es um mich geschehen und ich tauchte ab in eine Welt voller großartiger Songs und tollen Melodien. Es ist eine Wohltat so eine musikalisch herausragende Band endlich mal live zu erleben und festzustellen, dass trotz eingängiger Melodien die Mucke des Sechsers mehr als kompliziert ist. Die beiden Ausnahmegitarristen Karl Groom und Pete Morten brillierten mit fantastischen Riffs und Melodien, Richard West unterstütze am Keyboard die Mucke auch noch gesanglich und das Rhythmus Duo Steve Anderson und vor allem Drummer Johanne James legte einen tollen Teppich. Das Publikum war jedenfalls von den ersten Tönen an komplett auf der Seite der Briten, feierte jeden Song ab und sorgte für einen tollen Rahmen. Mein persönliches Highlight war dann allerdings „Pilot in the sky of dreams“, ein Song den ich total vergöttere, aus vollem Halse mitsang und feststellte, dass Damian Wilson gesanglich dieses Meisterwerk ebenso göttlich intonieren kann, wie der selige Andrew McDermott seinerzeit. Unfassbare Gänsepelle und pure Begeisterung! Als dann nach dem nicht minder überirdischen „Slipstream“ der Abend beendet war stellte ich erschöpft und glücklich fest, dass Threshold einfach eine Überband, bei Prog Konzerten ein richtig gut informiertes Publikum anwesend ist , ich ein Haken hinter eine Band machen kann, die ich vorher noch nie sah und so ein „ruhiges“ Konzert mal eine schicke Abwechslung ist. Es war mir ein Fest!

Setlist

Mission profile
Don’t look down
Coda
Part of the chaos
Colophon
Pilot in the sky of dreams
Ashes
Angels
Staring at the sun
Long way home
The rubicon
Slipstream

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