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Live on Stage Report: WOLVES IN THE THRONE ROOM | GAEREA | MORTIFERUM
06.06.2024 - Hamburg @ Grünspan
Als mich unser lieber Ober-Olaf mit den Worten „Du musst jetzt ruhig und stark bleiben“ anschrieb, fragte ich mich, was darauf wohl noch folgen würde. Und recht hatte er! Bei der anschließenden Offenbarung von einem Aufgebot wie dieser Tour Combo schlug mein Herz in der Tat schnell und wild. Meine ewigen Atmospheric Black Metal Lieblinge Wolves In The Throne Room auf Reisen mit den grandiosen Gaerea – das konnte mich nicht kalt lassen!
Eröffnet wurde der Abend in Hamburgs Grünspan aber zunächst von Mortiferum. Die aus Washington stammenden Doom Deather waren mir bislang noch kein Begriff. Stiltypisch spielten sie ein verdammt zähes Brett, zermürbend und brutal. Der Sound war dabei roh und etwas dumpf, wie es die Amis gern in diesem Genre haben. Als das Tempo sich noch etwas steigerte, weckte dies unter anderem Vergleiche zu Incantation und ganz frühen Obituary – und damit nun auch mein Interesse. Was also als nette Willkommensmusik begann, entwickelte sich mit der Zeit auch für mich zu einem morbiden Spaß.
Als dann Gaerea die Bühne enterten, brauchte es jedoch nicht eine Sekunde der Eingewöhnung. Die Portugiesen preschten sogleich mit einer wahnsinns Energie voran und ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie auch am vorletzten Spieltag ihrer Tour immensen Bock hatten. Sofort war ich angefixt und schüttelt meinen Schädel zu den extrem treibenden Beats. Der Sound war brillant und so war es einfach ein Genuss, dieser energetischen Band lauschen zu dürfen. Doch auch das Auge bekam reichlich Eindrücke: Neben der enormen Spielfreude der Saitenfraktion glänzte auch Sänger Ruben wieder mit seiner gewohnten Theatralik, die nicht selten an eine wild gewordene Marionette erinnerte. Diese Art der Performance hat einen ganz besonderen Wiedererkennungswert.
Ebenfalls auffällig war für mich Drummer Diogo. Was dieser Kerl durch seine Drums jagt, fasziniert mich immer wieder. Schnell und brutal können ja so einige Drummer heutzutage, doch was er an Details einbaut und wie präzise er dies on point setzt, spottet so mancher Beschreibung. Für mich gehört er aber ohnehin längst in eine Riege von derzeit herausragenden Schlagzeugern, zusammen mit beispielsweise Florian Musil (u.a. Theotoxin, Agrypnie) und Alexander Kartashov (Panzerfaust).
Das Set legte den Focus auf das 2022er Werk „Mirage“, von „Limbo“ (2020) fand lediglich „Urge“ einen Platz und außerdem wurde die neue Single „World Ablaze“ eingebunden. Sein Ende fand die Show mit „Laude“.
Nun hieß es einmal an die frische Luft, anschließend Merchandise sichten und noch ein Getränk besorgen, was bei dem spärlich gesetzten Personal am Tresen meine Geduld doch arg strapazieren sollte. Nun ja, sei’s drum…
Als meine geliebten Wolves die Bühne betraten hielt ich meinen Rotwein in der Hand, als diese mit „Beholden to Clan“ (von „Crypt of Ancestral Knowledge“ (2023)) ihr Set eröffneten. Folgen sollte darauf, wie auch auf der besagten EP, „Twin Mouthed Spring“. Spätestens jetzt begann ich mich einmal mehr in die Welt der vier US-Amerikaner wegzuträumen. Es war längst nicht meine erste Live-Begegnung mit dieser Band und dennoch überraschte es mich wieder einmal, wie konsequent sie mich in ihren Bann ziehen können. Ist es allein die Musik, die mir einfach bis in jede Zelle kriecht? Oder sind es die eindringlichen Screams von Nathan Weaver, die mir stetig durch Mark und Bein gehen? Liegt es an der Kombination von Bühnenbild und Licht oder doch am immer wieder frisch entzündeten Weihrauch, den ich nur allzu gern inhaliere? Wahrscheinlich ist es einfach das Produkt aus all diesen Komponenten, die mich auch an diesem Abend wieder einmal faszinierten.
Dies bot natürlich auch eine gigantische Basis um, nach den neueren Stücken zu Beginn des Sets, nun eine Zeitreise in die Diskografie zu starten. Wolves In The Throne Room erfragten vor dem Tourstart die Lieblingsongs der Fans zu jedem Album und so durfte man sich auf einen sehr abwechslungsreichen Querschnitt aller Werke freuen. Besonders die Perlen von „Two Hunters“ (2007), namentlich „Vastness and Sorrow“ und „Cleansing“ erfreuten meine Ohren. Doch auch das eher selten live gespielte „Thuja Magus Imperium“ (von „Celestial Lineage“, 2011) überzeugte, insbesondere durch den Klargesang, der in diesem Falle von Live Bassist Galen Baudhuin eindrucksvoll übernommen wurde.
Wenn ich richtig liege, fanden die Alben „Thrice Woven“ und „Primordial Arcana“ leider zwar keine Beachtung, doch wurde mir der Abend dafür mit „Crystal Ammunition“ versüßt, den ich mir als Beitrag vom 2009er „Black Cascade“ erhofft hatte. Wie schön, emotional und tiefgehend kann Black Metal eigentlich sein?! Ganz großes (Kopf-)Kino!
Nach einem erneuten Abstecher zur aktuellen EP mit dem verhältnismäßig kurzen Instrumental „Crown of Stone“ folgte das große Finale mit dem fulminanten „Queen of the Borrowed Light“ vom Debütalbum „Diadem of 12 Stars“ (2006). Auch wenn für mich ein jedes Wolves Set mit ihrem Obersong „I Will Lay Down My Bones Among the Rocks and Roots“ enden dürfte, so hab ich natürlich auch Verständnis dafür, dass dieser 18-Minuten-Track dann vielleicht doch etwas zu viel verlangt sein könnte. Denn die Show der „Wölfe“ betrug ohnehin schon fast 80 Minuten. Und wie gesagt, die „Queen of the Borrowed Light“ bot ebenfalls einen würdigen Abschluss.