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Live on Stage Report: RHF 2024 (Tag 2)

vom 17. bis 19.05.2024 - Gelsenkirchen @ Amphitheater



TAG 1 - Freitag, 17.05.2024

Licht aus, Spot an: Es geht los!

TAG 3 - Sonntag, 19.09.2024

Und das Beste kommt zuletzt

TAG 2

Samstag, 18.05.2024 - Unerwartete Highlights


Im letzten Jahr nötigten mich die in altem Frittenfett gebadeten Kartoffelpuffer bei jeder Begegnung mit Messiah Manager Roger dazu, die Örtlichkeiten zwecks anhaltender Diarrhoe aufzusuchen, woraus ein noch langanhaltender Running Gag entstand. Somit stand in diesem Jahr fest: Nix zu Essen auf dem Festival-Gelände.

Hätte meine Frau auch mal dran denken können, denn laut ihrer Aussage lag ihre Kotzerei an den am Abend zuvor konsumierten China Nudeln, von denen sie lediglich 2 Gabeln hatte. Ich gab zu bedenken, dass es doch eher die gefühlt 5 Liter Mische war, die meine bessere Hälfte ausgeknockt hatte, was sie mit Vehemenz das gesamte Wochenende bestritt.

Somit ging es in ein nettes amerikanisches Diner, wo wir auch noch ein paar Berliner Bekannte trafen, die seit Jahren im Hotel gegenüber nächtigten, so wie auch in diesem. So gestärkt ging es dann wieder Richtung Gelände, wo uns schon einige gut angeschossene Gäste entgegenkamen, bei denen ich arge Zweifel hegte, ob diese den zweiten Tag überhaupt bis 15 Uhr überstehen würden.

Zumindest bestand beim Opener Wheel nicht die Gefahr, sich beim Toben im Moshpit zu verletzen, denn der herrliche Doom Metal der Dortmunder traf im Gegensatz zu meiner tanzwütigen Frau genau meinen Nerv und den jener, die sich noch mit einem Kater vom Vortag herumplagen mussten. Klar ist die Mucke Jungs nicht unbedingt prädestiniert, einen Festival-Tag zu eröffnen, doch das Publikum bedankte sich nach jedem Song artig und sollte für eine schöne Wohlfühlatmosphäre auf der Bühne gesorgt haben. Ich fand’s richtig stark und werden mir die letzte, von mir reviewte Scheibe „Preserved in Time“ bei gedämpftem Licht und einer Erdbeer-Schorle noch mal zu Gemüte führen.

Mit sattem Schwedenstahl macht man bei mir ja eigentlich nichts falsch, doch irgendwie wollte die Mucke von Air Raid bei mir heute absolut nicht zünden und ich habe keine Ahnung, woran das lag. Der Sound war gut, die Performance ebenso, doch der Funke wollte einfach nicht überspringen. Mit der Meinung stand ich nicht ganz alleine da, doch der Großteil der Leute vor der Bühne taten auch hier alles Notwendige, um dem Göteborger Fünfer einen schönen Nachmittag zu bereiten.

Ich war dennoch froh, als die ersten Klänge von „Abattoir“ aus den Boxen blafften und sich der Dänische Todesexpress von Baest auf die Reise machte. Mit ihrem bockstarken letzten Album „Necro Sapiens“ im Gepäck machten die Mannen vom Skagerrak keine Gefangenen und schrubbten mit ihrem aggressiven Death/Thrash Mix auch den letzten Verpennten den Schlaf aus den Augen. Auch mein persönlicher Favorit „Meathook Massacre“ kam zu livehaftigen Ehren und trotz des Umstandes, das Tag 2 für mich persönlich der schwächste sein sollte, wendete sich das Blatt schon zu ziemlich früher Stunde ins Gegenteil, denn Baest machten alles richtig und zogen mich sofort auf ihre Seite. Grandioses Geballer, was ich mir immer wieder geben werde, sofern sich die Gelegenheit ergibt.

Nach dem verhunzten Gastspiel auf der 70.000 Tons of MetalAnfang des Jahres bettelte ich Sabrina förmlich an, Waltari noch einmal eine Chance zu geben, die sich auf dem Boot nicht gerade die Gunst meiner Frau gesichert hatten. Und ich sollte recht behalten, denn gerade die 6 gespielten Songs des Kultalbums „So fine!“ zündeten diesmal komplett, der Sound war besser und überhaupt hatte ich einfach Bock, die erlebte Schmach der Karibik aus meinem Gedächtnis zu streichen. Gelang vollständig und nach dem „Torcha“ Klassiker „So fine“ waren die Finnen und ich wieder dicke Kumpels. Das Publikum war da etwas zwiegespaltener, was mich aber in dem Moment nicht die Bohne interessierte.

Ich schrieb ja in meiner Überschrift etwas von „unerwartet“ und „Highlights“ und zumindest konnte ich Adrian Vandenberg der ersten Kategorie zuordnen. Der ehemalige Whitesnake Protagonist, der seit 1982 auf Solopfaden wandelt, hatte weniger eigenes Material als vielmehr unsterbliche Klassiker der weißen Schlange im Gepäck und konnte damit das Atrium vollends begeistern. Auch ich erwischte mich, wie ich bei „Fool for your Loving“, „Give me all your love“ und natürlich „Here I go again“ lauthals mitbrüllte (Singen konnte man das kaum nennen) und begeistert mein Radler schwenkte. Dazu brillierte der ex-Candlemass Frontmann Mats Levén und stellte den Original-Interpreten dieser allseits bekannten Raketen förmlich in den Schatten. Saustark war das!

Ich gebe ehrlich zu, dass ich dem Gig von Primordial ziemlich skeptisch entgegensah, da mich das letzte Album „How it ends“, welches natürlich der Mittelpunkt dieses Gigs war, einfach zu keinem Zeitpunkt abgeholt hatte und dies wurde live ebenfalls bestätigt. Aber…wer mit „As Rome burns“ beginnt und mit „Empire falls“ vom vielleicht besten Album „To the nameless Dead“ abschließt, kann niemals als Reinfall bezeichnet werden. Dazu noch „The Coffin ships“ und dementsprechend war fast die Hälfte des Gigs tatsächlich großartig, was ich so niemals erwartet hätte. Allerdings muss ich zugeben, dass mir Frontmann Alan tags zuvor mit Dread Sovereign besser gefiel.

Nun hieß es aber Ausrasten, denn die Bay Area Könige und meine damalige Lieblings Band aus meiner alten Heimat intonierte zum Tanz und ALLE drehten komplett am Rad. Forbidden waren am Start und das bedeutete im Klartext: 7 Songs aus dem legendären Debüt „Forbidden Evil“ zusätzlich mit den drei besten von „Twisted into Form“ und ein Craig Locicero ganz in den 49ers Farben Rot und Gold. Herz, was willst du mehr?

Vielleicht einen adäquaten Sänger, jemanden, der das Russ Anderson Desaster von 2011 vergessen macht, bei dem ich meinen Glauben an die Band verloren hatte, so grausam war das. Und ja, auch den gab es, denn die Kalifornier haben sich mit Norman Skiiiinnneeeer (sorry, die Simpsons Anspielung musste sein) eine Frischzellenkur verpasst, die der Band verdammt guttut. Dazu ein Chris Kontos an den Drums, der alles in Grund und Boden bretterte. Kurzum: Forbidden kamen, sahen und siegten auf ganzer Linie und wenn das im Gepäck befindliche Shirtmotiv nicht so unfassbar hässlich gewesen wäre, hätte ich gerne auch ein Kröten für die Wiedergeburt dieser Legende gelatzt.

Der Sound war mächtig, die Band in Spiellaune und auch wenn mit Matt Camacho nur ein weiteres Mitglied der legendären 87er Besetzung noch am Start ist, machte das unfassbar Laune und bewies Kollegen wie Evildead, wie man es richtig macht. Ich hoffe, nein, ich bete zum Gehörnten, dass da in Zukunft auch mal wieder neues Material kommt oder ich die Truppe bald noch einmal sehen kann. Selbst jetzt beim Schreiben komme ich wieder ins Schwitzen. Man fächel mir Luft zu!

Natürlich bebte ich immer noch vor Erregung durch das eben Erlebte und maß den nun folgenden KKs Priest nicht ganz so die Bedeutung bei, was sich als fataler Fehler herausstellen sollte. Bereits während des Bühnenumbaus dachte ich bei mir: Holy Shit, was wird das denn? Eine riesige LED-Wand hinter Drummer Sean Elg, auf der dann vor Beginn nicht nur die Band spektakulär vorgestellt wurde, nein, jeder einzelne Song wurde mit einem entsprechenden Film begleitet und alleine die Optik war überragend. Doch wichtig ist ja bekanntlich die Musik…und die war galaktisch!

Die Band war in Topform und der Ripper bewies einmal mehr, warum er selbst bei seinem kurzen Gastspiel bei Judas Priest eigentlich der bessere Rob Halford war und jetzt auch wieder ist. Wo ich beim Priest Konzert in Prag bei meinem Lieblingssong „Victim of Changes“ tränenüberströmt aus der Halle flüchtete (etwas übertrieben dargestellt) hatte ich bei der Owens’schen Interpretation Gänsehaut am ganzen Körper, was nicht an den sinkenden Temperaturen lag. Meine Fresse, was für eine Machtdemonstration!

Night Crawler“ wurde natürlich aus allen Kehlen mitgesungen und sogar das „Jugulator“ Album kam mit „Burn in Hell“ zu Ehren, was vor allem Kollege Jörn zu Freudentränen hinriss. Was allerdings sehr wohlwollend auffiel war der Umstand, dass auch die 6 Songs der beiden KK’s Priest Scheiben sich nahtlos in die Neufassung Priest’scher Klassiker einfügten und dieses Konzert zu einem absoluten Erlebnis werden ließen. Ehrlich, ich fand’s besser als das Original!

Fazit: Von Tag 2 nichts erwartet und so gut wie alles bekommen. Mega!


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