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Live on Stage Report: RAGNARÖK 2024

04. bis 06.April 2024 - Lichtenfels @ Stadthalle



TAG 2

Freitag, 05.04.2024


TAG 3

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April 2024. Zugegeben, so richtig nach Weltenende sah es an diesem Wochenende mit seinen fast hochsommerlichen Temperaturen nicht aus. Das ändert allerdings überhaupt nichts an der Tatsache, dass das RAGNARÖK FESTIVAL bereits zum 19. Mal seine Gäste nach Lichtenfels lockte und da dieses feine Konzertereignis lediglich einen Katzensprung von meiner metallischen Heimatbasis entfernt liegt, ließen sich mein Kumpel und ich es uns natürlich nicht nehmen, auch im Jahre 2024 der angekündigten Götterdämmerung beizuwohnen. Die Festivalsaison war also eröffnet und die Vorfreude auf das nun kommende hätte nicht größer sein können.

Da man ja bekanntlich nicht jünger wird und aus den Fehlern der vergangenen Jahre den ein oder anderen Lerneffekt erzielen sollte, zogen wir es diesmal vor, statt des bisher üblichen lokalen Parkhauses, in einer ortsansässigen Pension zu residieren. Rückblickend eine wahrhaft weise Entscheidung, denn die Vorzüge liegen auf der Hand und nichts geht über eine wirklich erholsame Nachtruhe in einem richtigen Bett.

Da die schreibende Zunft am Freitag leider noch malochen musste, wurde der bereits bespielte Donnerstag verpasst. Mein kleiner Festivalbericht beginnt also erst am Freitag. Auch dieses Unterfangen sollte knapp werden, doch durch unwiderstehliche Überredungskunst, gelang es mir meinen Chef von der Dringlichkeit meines Vorhabens zu überzeugen und konnte immerhin pünktlich zur ersten Band des zweiten Festivaltages an der goldenen Halle aufschlagen.

Bändchen geholt, den Einlass passiert und aufgrund der schier endlos aufgestauten Vorfreude, nun endlich auf dem heiligen Festivalgelände angekommen zu sein, galt es natürlich zuerst den nächstgelegenen Bierstand zu frequentieren und das extrem geile Wetter zu genießen. Zwei bis drei Becher später ertönten auch schon die ersten Klänge aus der Halle, was mich natürlich sofort von der Bierbank aufspringen ließ, um diesem Spektakel kurz beizuwohnen. Die Betonung liegt hier wirklich auf kurz, denn meinem persönlichen Gusto entsprach die musikalische Darbietung der Schweizer Piratenmetaller von CALAROOK nicht. Bewaffnet mit Trinkbecher, Fidel und im vollen Seeräuberkostüm stürzten sich die Freibeuter in die erste Schlacht des Tages, was bei der bereits respektablen Menge des anwesenden Publikums recht gut ankam. Mir ist das alles zu hart an der Kitschgrenze und deswegen zog ich es vor, mich bei bestem Wetter weiterhin am Umsatz des Bierstandes zu beteiligen.

Gute 30 Minuten später baten die Finnischen Melodic Death Metaller von SUOTANA zum Tanz und mit ihnen stieg auch der Härtepegel enorm an. Der stark an WINTERSUN erinnernde Sound kam live erstaunlich gut rüber, wobei ich persönlich auf dieses ewig leiernde Keyboard gut und gerne verzichten könnte, was mir ebenfalls den Genuss auf Platte etwas verhagelt. Da die Ganze Sause aber live eine ganze Ecke härter und derber aus den Boxen quillt, fiel dieser Kritikpunkt nicht weiter ins Gewicht und somit bot die Band aus dem Land der tausend Seen eine energische Show, die letztendlich einen riesigen Batzen Spaß in die Backen der anwesenden Headbanger zauberte. Ein riesiger Fan der Band werde ich wohl nicht mehr werden, aber letztendlich überzeugten SUOTANA auf ganzer Linie und lieferten einen sehr kurzweiligen Auftritt.

Wieder vor der Halle, traf man auf die blond/rothaarige Mädelsgang, was wiederum im Genuss diverser alkoholhaltiger Getränke und allerhand sinnfreier Unterhaltungen mündete. Dieses durchaus spaßige Ereignis hielt mich allerdings nicht davon ab, pünktlich zum Beginn des niederländischen Exports VANAHEIM vor der Bühne zu stehen. Der gebotene Folk Metal (wieder mit Geige) traf nicht wirklich meinen Nerv, wenn auch die Musik bei weitem nicht so kitschig zu sein scheint, wie das bei einigen konkurrierenden Genrevertretern der Fall ist. Dies ist allerdings einfach meinem persönlichem Geschmacksempfinden geschuldet, denn nüchtern betrachtet, bot die Band eine überaus mitreißende und energische Show, überzeugte mit unheimlich viel Bewegung auf der Bühne, während ihnen die gierige Masse förmlich aus der Hand fraß und so glich der Gig von VANAHEIM einem kleinen Siegeszug zu früher Stunde.

Nach ausgiebiger Begrüßung der überaus netten Menschen vom CUDGEL Stand und diversem metallisch gehaltvollem Fachsimplen, bei der meine schwer verdienten Euronen im Austausch gegen diverse Vinylplatten den Besitzer wechselten, hieß es wieder den Bierstand zu frequentieren. Danach stand (für mich) der erste wirkliche Pflichtpunkt auf dem Programm. Die österreichische Schwarzstahlschmiede THEOTOXIN enterte die Bühne und sofort zog undurchdringliche Dunkelheit auf. Derb, ultrahart, pfeilschnell, aber immer mit dem nötigen Gespür für feine Melodik unterwegs, prügelten sich die Jungs um Drummonster Flo Musil durch 40 Minuten pure Schwärze. Anfangs noch mit ein paar Soundproblemen unterwegs, entpuppte sich der Auftritt als sagenhafter Triumphzug. Black Metal wie er sein muss. Ohne Schnörkel oder überflüssig anmutenden Ballast regierte hier die absolute und vollkommene Dunkelheit und so sollten THEOTOXIN mit ihrem schwedisch gefärbten Schwarzmetall, als ein Highlight des Freitags hervorgehen. Geiler Scheiß!

WALDGEFLÜSTER aus München sorgten danach für einen kleinen Stilbruch, denn nach diesem amtlichen und alles vernichtendem Black Metal Brett wurden nun die etwas melodischeren, die ruhigeren und die folkloristischen Saiten aufgezogen. Die Bayern sind allerdings absolute Meister ihres Faches und haben ein Händchen dafür, diese Art Musik völlig frei von Gedudel und Kitsch auf die Bühnen dieser Welt zu zaubern und so entpuppte sich der Titeltrack der aktuellen EP „Unter bronzenen Kronen“ als fabelhafter und Gänsehauterzeugender Hit im Set der fünf Jungs. Geknüppel, feinstes Melodieverständnis, eine permanent mitschwingende Melancholie und eine überaus emotionale Gesangsdarbietung, machten diesen Auftritt zu etwas ganz Besonderem. Sehr tief, sehr innig und wahnsinnig intensiv! Danke Jungs.

In eine ähnliche Kerbe, dabei aber nicht ganz so derb unterwegs, schlug die nun aufspielende deutsche Formation von IMPERIUM DEKADENZ. Mit viel Gefühl, einer dicken Schippe Melancholie und absoluter Hingabe zelebrierten die Herren ein Set auf die Bretter, welches mehr als einmal dafür sorgte, dass es mir kalt den Rücken herunterlief. Spätestens beim furchtbar intensiven „Aurora“ vom aktuellen Meisterwerk „Into Sorrow Evermore“ war es um mich geschehen und mir stieg zum ersten Mal an diesem Wochenende das Wasser in die Augen. Trotz des relativ neu formierten Line-Ups boten IMPERIUM DEKADENZ eine fantastisch eindringliche Show. Augen schließen und genießen war die Devise. Ganz große Klasse!

WINTERFYLLETH habe ich vor ein paar Jahren mal auf dem PARTYSANFESTIVAL gesehen und damals spielten die Jungs irgendwie gegeneinander, bzw. schien der Drummer nen anderen Klick auf dem Ohr zu haben als der Rest der Band. Mit etwas Angst im Gesicht drängte ich mich durch die Reihen nach vorne und dann folgte eine mitnichten zu erwartende Machtdemonstration allererster Kanone. Bei bestem Sound und mit einer wahnsinnigen Spielfreude in den Backen boten die Engländer einen eindrucksvollen Querschnitt ihres paganen Schaffens und erzeugten ein nicht schwinden wollendes Dauergrinsen in meinem Gesicht! Kraftvoll donnerten die Hymnen durch die goldene Halle des RAGNARÖKFESTIVALS und hinterließen auf ihrem Triumphzug durch das leider nur fünf Songs andauernde Set ein überaus glückseliges Publikum.

Danach machte sich ein enormes Zwicken in der Magengegend breit und somit hieß es erstmal die ortsansässige und nicht weit entfernte Würstchenbude zu frequentieren, sich ein paar „Schörschla“ (Berner Würstchen) in den Wanst zu schlagen und dazu ein paar überaus leckere Biere der Brauerei Wagner aus Merkendorf zu inhalieren. Auf der Bühne stand aktuell die estnische Folk Metal Formation METSATÖLL, welche die leider ausgefallenen GRIMA ersetzten. Allerdings kann man nicht auf jeder Hochzeit tanzen und muss auch mal etwas feste Nahrung zu sich nehmen und so fielen die Folk Rocker unserer ausgiebigen Fressorgie zum Opfer.

Zurück an der Halle, den Bierstand geplündert und ab vor die Bühne. THE VISION BLEAK luden zum Tanz und hatten sogar ihr neues Album mit im Gepäck, welches offiziell erst zwei Wochen später erscheinen sollte. Der Sound hätte etwas dicker und runder sein dürfen und speziell die Vocals gingen doch etwas unter, aber ansonsten gabs hier recht wenig zu meckern. Die Band ist eine Klasse für sich, hat einen relativ einzigartigen und unverkennbaren Sound entwickelt und kann über die Jahre hinweg auf so einige Klassiker zurückblicken. Dementsprechend großartig war die Setlist bestückt und so fanden sich dort neben dem Überhit „Kutulu!“ sogar der Instrumentalkracher „Horrors Of Antarctica“ oder der grandiose und ebenfalls vom Debütalbum stammende quasi Titeltrack „Deathship Symphony“ wieder. Heavy, düster, aber gleichzeitig unheimlich gefühlvoll schleuderten die beiden Hauptakteure Markus Stock und Tobias Schönemann ihre gruseligen Hymnen in die gierige Meute. Geiler Gig und eine willkommene Abwechslung im ansonsten etwas derberen Line-Up des Festivals.

Jetzt stand für mich die größte Prüfung des gesamten Festivals an, denn die Franken von KANONENFIEBER erklärten dem Lichtenfelser Publikum den Krieg. Nun, ich habe absolut keine Ahnung, warum gerade diese Band so dermaßen gehypt wird. Musikalisch geht das bei mir als relativ solide Kost durch, die aber irgendwie auch mindestens genauso unauffällig und gewöhnlich ist. Wahrscheinlich liegt es an der völlig überzogenen und (in meinen Augen) total kitschigen Inszenierung der Liveauftritte, bei denen neben den I. Weltkriegskostümen und diversen Kriegsrequisiten auch eine überbordende Theatralik eine große Rolle spielt. Von manchen liebevoll als die SABATON des Black Metal bezeichnet, konnte ich mir dieses Schauspiel auch nicht wirklich lange geben und so verließ ich kopfschüttelnd und leicht belustigt die Halle, wo ich kurz darauf in die Arme der oben bereits erwähnte und mittlerweile recht angeschickerte Hühnerbande lief und ja……..Ausreden gab es keine, also musste der Bierstand wieder etwas geleert werden. Drinnen sangen die fiebrigen Kanonen weiterhin vom Schrecken des Krieges, aber lasst euch gesagt sein……trinken in dieser weiblichen und überaus netten Runde……das ist wirklich KRIEG! Da muss man sich nichts schönreden!

Mit vollem Magazin (Bierbecher) gerüstet sollte es nun nach Finnland gehen. FINNTROLL luden zur schwarz angestrichenen Polka und schwangen bereits das Tanzbein, als ich mich durch die ordentlich gefüllte Halle nach vorne drückte. Irgendwie mag ich die trollischen Finnen ja ganz gerne. Das Debütalbum bot damals etwas erfrischen anderes, war aber trotzdem im bitterbösen Schwarzmetal angesiedelt und obwohl über die Jahre hinweg auch der ein oder andere tanzbare Partysong aus den finnischen Trollen sprudelte, so überwog der schwarzmetallische Anteil doch stets. Diese Tatsache hat die Jungs mehr als einmal vor dem gänzlichen Abdriften ins Kitschige bewahrt und so boten die trinkfesten Skandinavier eine energiegeladene und schwer unterhaltsame Show. Durchs Publikum zog sich ab und an, bedingt durch den meistens fett nach vorn treibenden Schlagzeugrhythmus, eine Welle der Bewegung und spätestens beim Band Gassenhauer „Trollhammaren“ gabs absolut kein Halten mehr. Ich habe FINNTROLL jetzt sicher schon 15 Jahre nicht mehr live gesehen und dementsprechend gespannt war ich auf den Gig der Mannen. Letztendlich wurde ich…….sicher auch aufgrund des mittlerweile stark angestiegenen Alkoholpegels……sehr glücklich in die Nacht entlassen.

Gerne hätte ich mir noch PERCHTA gegeben, die von einem Nachmittags-Slot auf 00:10 Uhr gelegt wurden, aber ab hier wars dann um mich und meine Begleitung geschehen. Man ist einfach keine 20 mehr, das frühe Aufstehen und der Arbeitstag steckten ebenfalls in den alten Knochen und dementsprechend machte sich so langsam ermüdende Mattheit breit. Der erschreckend hohe Bierkonsum und die damit verbundenen Auswirklungen tat sein Übriges und so machten wir uns auf den Heimweg, der letztendlich damit endete, dass wir die knapp 1,5 km zur Pension auf dem laufenden Fuß nicht mehr bewerkstelligen konnten und uns diese enorme Wegstrecke mit dem Taxi chauffieren ließen. Der Bierstandsmelder lag auf Oberkante Unterlippe. Der Kanal war also voll!


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PATRICK (Bericht)

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