Ich wurde in jüngster Vergangenheit oft von Lesern oder Leuten, die unser Magazin flüchtig kannten, angesprochen, dass wir ja nun doch etwas mehr der härteren Gangart zugetan wären. Dem ist eigentlich nicht so, doch gerade im Melodic Rock / AOR Sektor gibt es heutzutage wirklich nur eine Handvoll Bands, die einer größeren Aufmerksamkeit bedürfen. Eine davon sind definitiv die Schweden von H.E.A.T., die ich erstmals 2014 in meinem Player wiederfand und seitdem gerne und oft der Musik der Skandinavier lausche. Umso mehr freute ich mich darauf, die Jungs endlich einmal live erleben zu können und sogar im Vorfeld dazu mit Keyboarder Jona und Drummer Crash ein wenig zu plauschen…
Na Jungs? Wie geht’s?
Crash: Yeah! Uns geht’s prima! Wir sind wieder auf Tour nach einer fast zweijährigen Bühnenabstinenz und es fühlt sich großartig an. Auch mal wieder in Berlin zu sein, denn da haben wir letztmals irgendwann in 2014 gespielt. Ich glaube, das war auf dem ersten Teil unser „Tearing…“-Tour.
Am 22.09. habt Ihr Euer neues Album "Into the great unknown" veröffentlicht. Zwei Wochen später gab es eine weitere Veröffentlichung der Berliner Vintage Rocker Heat, allerdings ohne Punkte zwischen den Buchstaben, namens "Night trouble", was bei uns in der Redaktion für leichte Konfusion sorgte. Ist Euch dieser Umstand bewusst?
Jona: Was echt? Nein, ist uns soweit gar nicht bewusst, ist aber auch nicht weiter schlimm, soweit wir uns da abgrenzen.
Crash: Ich weiß nur von irgendeiner Rap Gruppe in den USA, die sich auch HEAT nennen, da ist aber zumindest die musikalische Differenz mehr als deutlich, hahaha. Aber ich werde mich da echt mal schlaumachen, finde ich jedenfalls sehr interessant den Umstand.
Euer letzter Gig auf deutschem Boden war der Auftritt bei 2015er Bang your Head. Warum habt Ihr die von Euch bereits angesprochene Pause überhaupt gemacht, mal von der Aufnahme des neuen Albums abgesehen…
Jona: Äh…da hast Du mir die Antwort je bereits vorweggenommen (Gelächter). Klar war es dem Umstand geschuldet, dass wir uns voll und ganz auf die Produktion des neuen Albums konzentrieren wollten, welches einfach ein Knaller werden sollte und wir uns von daher komplett darauf fokussiert haben.
Crash: Wenn du auf Tour bist ist es einfach nicht sonderlich einfach, sich auf das Songwriting zu konzentrieren und nebenbei Shows zu spielen. Zumindest nicht bei uns. Von daher haben wir uns bewusst für diese Pause entschieden, doch nun ist die Scheibe draußen, wir sind wieder on the road und unglaublich stolz auf das, was wir veröffentlicht haben. Wir haben großartige Reviews bekommen, die Leute scheinen zu mögen, was wir da verbrochen haben. Manchmal war es für mich persönlich schon etwas frustrierend, nicht auf der Bühne zu stehen, da ich unglaublich gerne live spiele, doch der Fokus lag ganz klar darauf, unser bestes Album überhaupt einzuspielen.
Welches dann auf gleich mit einem elementaren Wechsel innerhalb der Band entstanden ist, denn Eric Rivers wurde ja von Eurem alten Gitarrist Dave Dalone ersetzt, der ja bekanntlicherweise bereits die ersten Alben von H.E.A.T. eingespielt hat. Ich persönlich finde ja den Sound auf „Into…“ weitaus erwachsener und ausgereifter als beispielsweise Eurem Vorgänger "Tearing down the walls"…
Crash: Zuerst sei angemerkt, dass wir mit Eric nicht im Streit auseinandergegangen sind, obwohl das in einigen Medien verbreitet wurde. Er hatte einfach nicht mehr den Drang, unbedingt auf Tour gehen zu müssen, was für uns allerdings ein wesentlicher Bestandteil ist und wir es, trotz unser selbstauferlegten Pause, total vermisst haben.
Jona: Um auf Deine anschließende Frage zu kommen so sage ich mal, dass der Wechsel nicht unbedingt Einfluss auf unseren Sound gehabt habt, obwohl natürlich auf dem Gitarristen bei H.E.A.T. eine Menge Verantwortung lastet. Da Dave ja bereits Mitglied bei uns war, fiel der Eingewöhnungsprozess auch nicht besonders lang aus, im Gegenteil. Es fühlt sich natürlich an.
Erklärt mir doch mal Eurem Albumtitel „Into the great unknown“. Da gibt es ja eine Menge Interpretationsmöglichkeiten…
Crash: So viel zu erklären gibt es da fast gar nicht. Der Song stand als einer der Ersten fest und wir fanden, es wäre auch ein großartiger Titel für das Album. Vielleicht kann man das so festlegen, dass Eric in das große Unbekannte entlassen wurde und Eric in das große Unbekannte eintritt…wobei…er kennt uns ja, so unbekannt ist es also doch nicht, hahaha. Vielleicht kann man das auch so interpretieren, dass wir uns diesmal beim Songwriting keinerlei Grenzen gesetzt haben und einfach ohne Plan drauflos komponiert haben und schauen wollten, wohin die Reise geht.
Jona: Es war teilweise ein großes Experimentieren und wir wussten anfangs wirklich nicht, wohin uns diese Reise führen würde. Also eine Reise in das große Unbekannte…
Aufgenommen habt Ihr das neue Album ja in Thailand…
Crash: Ja in Bangkok und es war fantastisch!
Ihr habt ja auch sooo wenige Studios Zuhause in Schweden (Gelächter)
Jona: Aber das Wetter bei uns ist scheiße, hahaha.
Crash: Es war einfach ein fantastisches Arbeiten dort. Ein großer Komplex mit Pool, Hotelräumen, einem Park, einem Haufen Techniker und Studiomitarbeiter. Ein richtiges Luxusresort…
Und deshalb hat es also fast drei Jahre gedauert, bis ein neues Album fertig war?
(Gelächter). Jona: Nein, wir waren ja insgesamt nur 14 Tage dort. Die Postproduktion haben wir dann in Schweden durchgezogen.
Crash: Die Luftfeuchtigkeit war allerdings schon etwas heftig.
2015 gab es ein letztes Lebenszeichen von Euch in Form Eurer Londonshow aus dem Jahr 2014, welche ich persönlich herausragend fand. Warum habt Ihr gerade diese Show für ein Livealbum ausgewählt?
Crash: Ganz einfache und kurze Antwort: Weil es die mit Abstand geilste Show der gesamten Tour war. Völlig verrückt, ein großartiges Publikum und eine Menge Spaß für alle Beteiligten. (Jona nickt grinsend)
Ihr habt in Eurer Karriere schon eine ganze Menge Arenashows gespielt, Eure erste Tour als Frischlinge als Support von Toto. Nun seid Ihr etabliert und kehrt zur ersten Runde der Tour zum neuen Album in solch kleine Venues zurück. Ein Rückschritt?
Crash: Wie ich ja schon sagte, haben wir seit 2 Jahren nicht mehr gespielt und es ist doch immer ein Unterschied, ob man eine große Band wie die Scorpions oder halt Toto supportet, oder man alleine unterwegs ist. Für mich macht das keinen großen Unterschied, da ich es einfach nur liebe, auf der Bühne zu stehen, egal wie groß oder wie viele Leute da sind. Wir werden definitiv auch wieder größere Shows spielen, doch zum Anfang ist solch eine kleine Clubtour genau das Richtige für uns.
Jona: Klar ist es was anderes als wenn man mit Toto, Thin Lizzy oder Alice Cooper zusammenspielt, doch wir genießen das und vor allem die Nähe zu unseren Fans. Gestern in Hamburg war es so voll, 10 Tickets vor „Ausverkauft“, da tropfte das Kondenswasser von der Decke und wir haben den ganzen Schweiß aus der ersten Reihe abbekommen, das war intensiv, hahaha. Arena Shows sind natürlich fantastisch, wir haben gerade in Stockholm das „Rocktoberfest“ geheadlined. Ich mag aber mehr unsere eigenen Shows, bei denen wir unser Set spielen können und nicht nur 40 Minuten zur Verfügung haben.
Wie geht es nach dieser Mini-Tour weiter?
Crash: Wir werden definitiv danach weiter touren, wissen allerdings noch nicht genau wann. Im Februar geht es erstmal nach Japan für 2 Headlinershows, dann nach Amerika, um in Chicago ein Festival zu headlinen und auch einige Festivals sind für 2018 schon fest eingeplant. Graspop, Download, Bang your head…
Das klingt aber nun nicht nach einer Reise in das große Unbekannte, vielmehr sehr gut durchdacht und geplant…
Jona: Hahaha, damit hast Du allerdings recht.