Da steckt eine ordentliche Portion Hass dahinter
Black Metal ist so in seiner Gänze nicht ganz my Cup of tea, doch es gibt rühmliche Ausnahmen und wenn diese noch aus dem eigenen Ländle kommen, freut mich dieses umso mehr. Unlight sind so ein Beispiel, welches mich seit Jahren immer wieder begeistert. Das liegt vor allem auch daran, dass sich der Vierer nicht stur auf die gängigen Schwarzmetal Klischees beschränken, sondern gerne auch mal satte oldschool Thrash Elemente in ihren Sound einfließen lassen, die den Sound des Schwarzwald Quartetts um ein Vielfaches aufwerten. Als nun nach einer längeren Schaffenspause mit „The katalyst of the katharsis“ ein neuer Rundling den Weg in unsere heiligen Radaktionshallen fand, war meine Begeisterung grenzenlos, denn mit ihrem sechsten Studiowerk haben Blaspherion, Lord Grond, Raptus und „Neuzugang“ Nefastus ihr absolutes Schaffenshighlight abgeliefert und begeistern auf ganzer Linie. Grund genug, beim Frontmann Blaspherion mal nachzufragen, was so geht…
Blaspherion, es ist schön, Euch endlich mal wieder zu hören. Wo habt Ihr Euch so lange herumgetrieben?
Nun, wir haben uns einfach bewusst Zeit gelassen und eine kreative Pause eingelegt um das neue Album unter Dach und Fach zu bringen. Ich denke, es war die richtige Entscheidung nachdem die beiden Vorgängeralben nur etwa ein Jahr Abstand zueinander hatten. Wir konnten uns den kreativen Prozessen ausgiebig widmen und haben völlig ohne Druck gearbeitet.
Ihr habt ja mit Nefastus ein neues Mitglied in der Band. Wo habt Ihr den aufgegabelt und warum kam es überhaupt dazu, dass Ihr jetzt doch wieder offiziell zu viert auftretet?
Wir sind generell für geordnete Verhältnisse. Wenn wir die Gelegenheit haben alle Instrumente für eine Live-Besetzung fix in der Band zu haben, dann tun wir dies auch. Man kann nicht behaupten, dass wir auf der Suche nach einem neuen Bassisten waren. Das wäre für uns der falsche Ansatz. Wir haben lieber gewartet bis die richtige Person „vorbeikam“. Wir hatten da auch keinerlei Druck da uns unser langjähriger Freund „Nightbutcher“ ja für die Live-Shows den Bass übernommen hatte. „Nefastus“ bewegt sich seit einigen Jahren in unserem engsten Freundeskreis. Von daher war es schlussendlich die einzig richtige Wahl sich für ihn zu entscheiden. Eine fremde Person wollten wir nicht dazu holen. Wir sind ein eher introvertierter und verschlossener Zirkel. „Nefastus“ ist aber wie bereits erwähnt kein fremde Person sondern seit längerer Zeit ein Freund und darüber hinaus ein sehr fähiger Musiker der auch auf menschlicher Ebene zu uns passt. Das sind alles sehr wichtige Punkte welche unserer Meinung nach erfüllt werden müssen, um eine reibungslose Zusammenarbeit innerhalb der Band gewährleisten zu können.
Was ist eigentlich aus Tartaros geworden, der ja auf „Death consecrates…“ noch den Viersaiter zupfte?
Tartaros geht es gut. Er wollte nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen und sich mehr seinem Privatleben widmen. Er ist immer noch ein fester Bestandteil unseres Freundeskreises und wir pflegen regelmäßigen Kontakt.
Ihr hattet ja in einem ziemlich kurzen Abstand das für mich damals schon bahnbrechende „Death concecrates with blood“ und „Sulphurblooded“ veröffentlicht, wobei ich gerade das zweitgenannte Werk nicht ganz so überragend fand. War da vielleicht der Veröffentlichungsturnus etwas zu schnell?
Ja, wie ich bereits eingangs erwähnt hatte liegt zwischen den beiden Releases nur ca. ein Jahr. Das war damals nicht zu schnell. Die Songs waren da, die Kreativitätsquelle hat sozusagen ergiebig gesprudelt…also warum nicht in so kurzem Abstand ein weiteres Album veröffentlichen. Aus „Sulphurblooded“ ist ein gelungenes Werk. Es ist anders da wir auf dieser Scheibe eher (spiel)technische Fertigkeiten in den Vordergrund gerückt hatten weil wir zu diesem Zeitpunkt einfach Lust darauf hatten.
Wenn ich mir nun „The katalyst of the katharsis“ anhöre, übrigens erst meine zweite Höchstnote in diesem Kalenderjahr, wirkt das Material viel ausgereifter und böser, als Alles andere, was Ihr in der Vergangenheit rausgebracht habt. Harte Arbeit? Kalkül oder einfach anderen Umständen geschuldet?
Harte Arbeit ist es jedes Mal. Kalkül definitiv nicht! Wir berechnen nicht die Wirkung unserer Musik. Diese Art von Musik darf niemals mit Kalkül entstehen. Das kommt aus dem tiefsten Inneren und sucht sich eben über dein Instrument den Weg nach außen oder halt auch nicht! Was dabei am Ende rauskommt kann man nicht sagen da die Atmosphäre der Songs von unzähligen Faktoren abhängt. Aber auf was es immer ankommt ist das, was für eine Atmosphäre du während der Schaffensperiode in deinem Inneren trägst.
Steckt ein roter Faden hinter „The katalyst of the katharsis“? Oder was kann man sich unter dem Albumtitel konkret vorstellen?
Katalyse bedeutet eine Veränderung der Reaktionskinetik welche wiederum den zeitlichen Verlauf einer Reaktion beschreibt. Sie dient im Allgemeinen der Beschleunigung oder eben auch grundlegend dem Einleiten von chemischen Prozessen. Der Begriff der Katharsis entstammt der griechischen Klassik und kann, wie du bereits erwähnt hast, in etwa mit Reinigung übersetzt werden. Der Katalyst leitet also die Katharsis ein oder beschleunigt diese. Der Text zum Titeltrack basiert auf der Grundlage bestimmter Strömungen innerhalb der okkulten/stanischen Philosophie welche die totale Auslöschung der Menschheit und schlussendlich des gesamten Universums behandeln und welcher wir uns zugehörig fühlen. Die ultimative Reinigung!
Mehr als erfreulich ist, dass Ihr Eure oldschool Thrash Einflüsse immer noch vorhanden sind und meiner Meinung nach sogar ausgebaut wurden. „Strix infaustus“ ist schon jetzt ein großer Anwärter auf meinen Song des Jahres…
Ehrlich gesagt sind die Thrash-Anteile auf „The Katalyst of The Katharsis“ auf ein Minimum beschränkt und lange nicht so stark vertreten wie auf alten Outputs von uns. Aber ich muss sagen, dass gerade „Strix Infaustus“ schon eine ordentliche Midtempo-Walze ist, die durch ihre energiegeladene Schlichtheit auch mich selbst begeistert.
In einem alten Interview von 2009 hattest Du mir mal gesagt, dass Du keinen Bock mehr auf Weichspüler-Black-Metal hättest (angesprochen auf die damals noch vorhandenen Keyboards von Lamia). Seit Ihr diesem Ziel mit dem Album näher gekommen?
Definitiv! Du spürst die kalte, bedrohliche, mystische und dennoch kraftvolle, energiegeladene Atmosphäre auf diesem Album. So etwas wird durch Keyboards eher nicht erreicht…meiner Meinung nach. Das haben damals nur Emperor mit „In The Nightside Eclipse“ geschafft – das war’s dann aber auch! Ich wollte schon sehr früh nach der Gründung von Unlight ohne Keyboard spielen. Damalige Bandmitglieder sahen dies aber anders.
Wie viel Wut steckt hinter einem Song wie „Six dark suns“? Ein unfassbar geiler Opener im Übrigen…
Du kannst davon ausgehen, dass hinter Songs wie diesem nicht nur Wut steckt sondern auch eine ordentliche Portion Hass!
Warum eigentlich mit „Staub und Asche“ einen deutschsprachigen Titel? Im Übrigen mehr als lobenswert…
Der Song heißt „Staub und Asch“. Warum denken alle, dass da ein Buchstabe fehlt? Stilmittel der alten Schule sind wahrscheinlich nicht mehr so geläufig...
Ups...Mea culpa...
Dieser Song handelt vom Untergang der Menschheit welcher meines Erachtens mehr als verdient und überfällig ist. Die Menschheit schreitet besseren Wissens auf ihr eigenes Grab zu weil sie unfähig ist aus Fehlern die Konsequenzen zu ziehen. Ich sehe das aber als eher als nicht so schlimm an. Unserem Planeten geht es ohnehin besser ohne den Parasiten Mensch. Im Gegenteil ich sehe mit Genuss dabei zu, wie sich die Weltbevölkerung zerfleischt und am Schluss hoffentlich alle ausgelöscht sind. Das ist Evolution. Wer nicht fähig ist sich anzupassen soll aussterben.
Was steht eigentlich hinter „T“, den ich von seinen verschiedenen Tempiwechseln ebenfalls überragend finde?
Der Song trägt eigentlich den Titel „T.A.O.L.“! Da hat sich wohl ein Druckfehler auf der Promomappe eingeschlichen. „T.A.O.L.“ steht für The Aeon Of Lucifer. Thematisch widmet sich auch dieser Text einer ganz bestimmten Philosophie innerhalb der okkult statischen Strömungen welchen wir uns zugehörig fühlen.
Ihr ward ja vorher bei Massacre Records, nun bei War Anthem. Wie kam denn dieser Wechsel zustande?
Mit dem Labelwechsel rücken wir wieder näher an die Basis. Wir kommen aus dem Underground und fühlen uns dort auch sehr wohl. Du darfst bei dieser Diskussion nicht vergessen, dass es hinsichtlich der Idee und der Philosophie des Black Metal nicht um kommerziellen Erfolg geht. Auch hier muss man gut abwägen was man will. Einerseits ist es keine massentaugliche Kunstform, welche absolut nicht für die Mehrheit gedacht ist und dies auf keinen Fall jemals werden darf – andererseits will mein seine „Massage“ auch vielen Interessierten zugänglich machen.
Nun habt Ihr Euch ja live ziemlich rar gemacht. 2009 beim Breeze hatte ich das außerordentliche Vergnügen, Euch letztmalig live zu sehen. Nun, 5 Jahre später beim Party San. Ihr müsstet doch auch brennen, mal wieder auf einer so großen Bühne zu spielen, oder?
Natürlich! Es ist immer ein großes Vergnügen auch mal größere Bühnen zu spielen. Gerade bei Festivals wie dem Party.San Open Air. Die Abwechslung ist das, was wir so lieben. Du hast Club-Gigs, kleine und große Open Air Festivals aber auch Konzerte in mittleren bis großen Hallen. In jeder dieser Situationen erlebst du eine andere Atmosphäre welcher der Örtlichkeit geschuldet ist.
Jetzt beantworte mir bitte noch folgende „Entweder / Oder“ Fragen und warum…bereit? Dimmu Borgir oder Marduk?
Marduk – Deren Musik ist einfach mehr nach meinem Gusto.
Für die Nostalgiker: Vinyl oder Tape?
Vinyl – Weil vor allem das Drumherum, also das Artwork usw., ein große Rolle für mich spielt. Da kann man sich bei Vinyl eher austoben als bei einer MC.
Proberaum oder Pro-Tool?
Proberaum – Um RICHTIGE Musik machen zu können brauchst du das gemeinschaftliche Erlebnis einer eingeschworenen Gemeinschaft. Außerdem erhöht sich so der Pool an Kreativität.
Summerbreeze oder Party San?
Party.San – Auch hier ist die Entscheidung eine reine Geschmacksache. Ich finde wohl mehr Bands auf dem Party.San die mir zusagen.