Es ist halt relativ simpel gehalten…
Kurios ist es ja irgendwie schon. Da hat man in vergangenen Zagen längere Zeit eine Band auf dem Bildschirm, die sich mit hervorragenden Releases in mein Herz spielten und urplötzlich…weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Komisch, denn dies passierte exakt so mit den Pfälzern von Six reasons to kill, die mich mit Veröffentlichungen wie „Another horizon“ oder dem letzten Scheibchen „Architects of perfection“ ziemlich umnieteten, dann aber für mich nicht mehr auf dem Bildschirm erschienen…bis ich las, dass die Kapelle zusammen mit Pro-Pain Europa unsicher machen würde…ohne neues Album? Ab da begann sich wieder meine Neugier zu regen und ich fand schnell heraus, dass im März die Jungs mit „We are ghosts“ einen neuen Rundling herausbringen werden. Dazu die anstehende Rundreise und die Frage, wo ward Ihr? Also, die Fragenmappe geschultert, Drummer Flo und Gitarrist Loc Tran geschnappt und im Backstagebereich des SO36 mal etwas ausgequetscht.
Aus Koblenz nach Berlin zum ersten Tourtag. War wahrscheinlich nen ziemlich heftiger Trip, oder?
Loc: Als wir dann endlich im Nightliner saßen, war es ganz easy. Wir sind vorher von Koblenz nach Essen verfrachtet worden und sollten eigentlich um 8 Uhr in Köln los, doch als wir ankamen bekamen wir den Anruf, dass der Busfahrer verpennt hat und erst gegen 10 da wäre. Also alles raus aus dem kleinen Bus, Equipment, Instrumente und am Rasthof gewartet.
Flo: Als wir dann drin saßen war alles cool und wir haben erst mal etwas gefeiert (Gelächter). Heute Morgen waren wir dann hier. Is schon cool wenn man sich hinlegt und die Augen wieder aufmacht und plötzlich in Berlin ist (lacht).
Ist es nicht etwas merkwürdig, mit einer Scheibe, die nun auch schon etwas mehr als zwei Jahre auf dem Buckel hat, aktuell auf Tour zu gehen? Im Vorfeld des Interviews wusste ich noch nichts von einer neuen Scheibe…
Flo: Siehste, daher ist es ja nicht so, wie Du gerade sagtest. Du wirst anhand unserer Bühnenaufbauten sehen, dass wir schon hier die erste Promotour zum neuen Album starten.
Loc: Wir werden auch nen neuen Song spielen und werden mal schauen, wie die Resonanz ist, aber wir sind sehr zuversichtlich.
Ich habe bei Euch immer das Gefühl, das Ihr mucketechnisch zu fast jeder Band des härteren Sektors passt. Ihr ward mit Keep of kalessin ebenso auf Tour, wie jetzt mit Pro-Pain. Wo fühlt Ihr Euch wohler?
Loc: Da wo es Spaß macht. Klar gibt es Wunschbands wieHatebreed oder As I lay dying, mit denen ich gerne mal touren würde, doch wir spielen eigentlich mit Allem und Jeden, egal was reinkommt.
Flo: Als das Pro-Pain Angebot letztes Jahr reinkam, passte es schon und auch zu der Keep of Kalessin/Samael Tour gab es Bezugspunkte, da ich von beiden Bands Platten zuhause im Schrank zu stehen habe, ebenso wie von diversen Hardcore Bands. Wir passen irgendwie sehr gut dazwischen und da sehe ich uns auch.
Am 22.03. kommt nun endlich ein neues Album mit dem Titel „We are ghosts“ auf den Markt. Warum seid Ihr Geister?
Flo: Es geht im Großen und Ganzen darum, dass die menschliche Existenz lediglich ein Schatten ist, ein Krümel auf dem Antlitz unseres Planeten und wir uns trotzdem herausnehmen, ihn kaputt zu machen und zu zerstören. Der Titel soll ein klein wenig dazu anregen nachzudenken, wer wir eigentlich sind und wohin wir gehen und ist rein metaphorisch zu verstehen.
Loc: In unserem Titeltrack nehmen wir dazu noch konkreter Stellung. Wir fanden einfach den Song und den Text von Lars, den er sehr persönlich verfasst hat, repräsentativ und passend und nahmen ihn daher gleich als Albumtitel. Ich stehe da persönlich komplett dahinter und finde, dass dieser Song uns hervorragend präsentiert. Die Message ist cool und daher waren wir alle in der Band ziemlich zügig einer Meinung, dass das Album auch so heißen soll.
Flo: Und es ist ein einfacher Titel wo man sich nicht verbiegen muss und ihn klar und deutlich aussprechen kann. Ich mag es einfach (lacht).
Da mir noch keine weiteren Informationen vorliegen gehe ich mal stark von aus, dass Ihr erneut mit Kristian Kohlmannslehner im Kohlekeler aufgenommen habt, denn man sollte ja nie ein Erfolgsteam sprengen, oder?
Loc: Die neue Platte wir ebenfalls wieder voll reinhauen. Der Sound ist Hammer!
Flo: Da kannste von ausgehen.
Loc: Wir haben Jahr für Jahr in der Zusammenarbeit mit Kohle einfach dazugelernt und uns weiterentwickelt, ohne zu sagen, das sich irgendetwas groß an unserem Sound verändert hat. Wenn man unsere Platten vergleicht wird man feststellen, dass sich zwar einiges verändert, aber immer das gleiche Team am Werke ist. Das wollen wir auch unbedingt so beibehalten und uns nicht verändert. Außerdem arbeiten wir mit Kohle auf einer sehr persönlichen und freundschaftlichen Ebene.
Flo: Und wie Du richtig gesagt hast: Never change a winning team. Warum sollten wir rausgehen und uns Jemanden anderen suchen, wenn wir mit dem was wir haben mehr als zufrieden sind? KJlar gibt es wahnsinnig geniale Produzenten da draußen, doch Kohle weiß ganz genau, was wir brauchen, was wir wollen und wie wir uns das vorstellen. Umgekehrt genauso.
Loc: Gut, wenn wir ein Budget von 30.000 € hätten könnte man sich schon mal überlegen, wo man hinfliegt (grinst). Doch in den Dimensionen in denen wir uns bewegen, ist dass das Optimum. Da überlegen wir auch gar nicht lange, irgendetwas daran zu verändern.
Flo: Bob Rock hat uns jedenfalls noch nicht angerufen.
Der macht ja auch nur scheiß Platten (Gelächter) Ich hatte Euch in meinen alten Reviews im Vergleich von der „Another horizon“ hin zu „Architects of perfection“ „vorgeworfen“, zu viel Härte zu Lasten der Melodie eingebaut zu haben. Habt Ihr auf dem neuen Album wieder etwas mehr, nennen wir es mal, Tralala?
Loc: Wir haben nur einen kleinen Cleangesang Part drauf, der ist aber so kurz, dass er kaum weiter ins Gewicht fällt. Aber musikalisch hat sich früh beim Songwriting herauskristallisiert, dass es wieder etwas melodischer wird.
Flo: So ein Album ist ja auch immer ein Zeitzeugnis und beeinflussen lassen wir uns natürlich auch gerne ein klein wenig, ohne das wir irgendetwas klauen wollen, das ist nicht unser Ding, dafür gibt es gaaanz viele andere Bands.
Loc: Wir wollten mit „Architects…“ einfach nen Brett aufnehmen, ne richtig fette Death Metal Scheibe, so wie es 1999 bei der Gründung von uns war. Wir hatten zu dem Zeitpunkt unsere alten Scheiben mal gehört und wollten einfach mal wieder etwas rauer werden und letztendlich kam dann „Architects“ zustande.
Flo: Ich muss aber auch mal eine Lanze für das Album brechen, denn mit „My poison“ haben wir eine echt astreine Rock Ballade mit drauf. Das ist eigentlich schon mehr Stadionrock (lacht).
Loc: Aber durch die Songs, die etwas, sagen wir mal „stumpfer“ sind, hört man das als „Hörer“ nicht mehr raus und nur die harten bleiben richtig hängen.
Was erwartet uns auf dem neuen Album?
Flo: Es wird ein paar Gastsänger geben…
Namen?
Flo: Sagen wir die schon?
Loc: Na klar…
Flo: Jasper von Traitor like Judas hat nen paar Sachen beigesteuert, Daniel „Zimbo“ von Blood attack und traditionell natürlich auch Kohle…
Loc: Irgendwo muss er immer mit drauf, wir suchen schon permanent nach einer Stelle, wo er sein Können mit einbringen kann. Seine Frau ist auch mit dabei…
Flo: Nicht als Sängerin. Sie wird bei einem Stück einen Satz sagen, den sie öfter wiederholt…
Was Frauen ja generell gerne machen…
(Gelächter) Flo: Das hast Du jetzt gesagt.
Loc: Es wird sehr abwechslungsreich sein. Viele melodische Sachen, aber auch was blackmetallisches. Aber wer die alten Sachen kennt wird definitiv eine Weiterentwicklung feststellen.
Flo: Es ist einfach der nächste Schritt…
Ist dieses Schwarz/Weiß Cover, was im Internet bereits zu sehen ist, Euer Endgültiges? Wenn ja, Glückwunsch, denn es sieht einfach hammergeil aus und ist mal nen Kontrast zu all den bunten Bildchen.
Loc: Danke, sehen wir genauso. Wir halten auch das Bühnenbild komplett in Schwarz/Weiß und wollen uns damit ganz klar von anderen Bands abheben. Außerdem wollten wir damit auch ganz klar zeigen, dass wir nicht alles in bunt haben müssen…
Was ja gerade in dem musikalischen Bereich des „Metalcore“, zu dem Ihr ja gerne zugezählt werdet, leider Gang und Gäbe ist und zu einer optischen Reizüberflutung führt…
Loc: Genau deshalb wollen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und nicht von unserer Musik ablenken.
Flo: Und das Artwork spiegelt ganz klar wieder, was für Musik in dem Album steckt. Es ist halt relativ simpel gehalten…
Achso…Six reasons to kill machen also „simple“ Musik?
(Gelächter) Flo: Oh…nee. Ich meinte damit, dass wir einfach alles weggelassen haben, was in unseren Augen in irgendeiner gearteten Form unnütz erschien. Die Songs sind einfach auf den Punkt, ohne Schnickschnack.
März als Veröffentlichungsmonat ist ja strategisch recht gut gewählt, stehen doch dann die ganzen Sommerfestivals an. Wie laufen da die Planungen?
Loc: Das war klarer…(überlegt)
Zufall?
Loc: Hahaha, nee. Wir hatten letztes Jahr bei Massacre Records angefragt, ob wir nochmal zusammen eine Platte machen wollen und sie waren dem nicht abgeneigt. Dann haben wir im Sommer mit den Aufnahmen angefangen und waren ziemlich zügig Ende Herbst, Anfang November fertig.
Flo: Die letzten Gastvocals kamen dann zwischen Weihnachten und Neujahr noch dazu.
Und meine Fragen wegen der Festivalpräsenz
Flo: Da gibt es schon diverse Anfragen und auch Bookings, doch dazu darf ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nichts sagen.
Ihr habt ja 2003 zusammen mit Deadlock ein Split CD aufgenommen und bis heute scheinen Euch die Jungs und das Mädel ziemlich den Rang abgelaufen zu haben, denn die Festivalpräsenz und Touren waren ja recht erheblich. Ärgert Euch so was?
Flo: Ach…ganz ehrlich, das sind nette Kerle, mit denen wir schon oft zusammen gespielt haben und sie wollten einfach selbst so durchstarten. Dann kam die Sängerin dazu… warum sollte ich ihnen das vergönnen, Erfolg mit ihrer Musik zu haben? Sie sind ihren Weg gegangen, wir den unseren…
Ich finde oder fand Euch damals auf der Split aber um Einiges anspruchsvoller und kann diesen Erfolg nicht ganz nachvollziehen…wenn Deadlock irgendwo auf einem Festival spielten war es Zeit, zu grillen…
Loc: Wobei ja die Band dafür nicht gerade steht…eher Gemüsesticks (Gelächter).
Flo: Du findest uns anspruchsvoller? (grinst breit). Dankeschön!
Aktuelle Tournee, neue CD…2013 geht ja gut los. Was sind Eure Vorsätze und was können wir definitiv erwarten?
Loc: Erst mal die Tour, dann Festivals und momentan sind sogar schon Shows gebucht, die bis in den November reingehen.
Flo: Wir werden flächendeckend zu sehen sein, was wir auch unserem Booker MAD zu verdanken haben. Also Leute, liked uns bei Facebook, kommt auf die Shows, quatscht mit uns und kauft das Album. Ihr werdet es nicht bereuen.