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HOUSE OF LORDS – Full Tilt Overdrive (2024)

(9.144) Olaf (7,9/10) Hard Rock


Label: Frontiers Music s.r.l.
VÖ: 11.10.2024
Stil: Hard Rock







House of Lords haben mit ihrem neuen Album „Full Tilt Overdrive“ ein Scheibe am Start, die trotz des leicht angestaubten Images der Band erstaunlich frisch klingt. Wer hätte gedacht, dass diese Truppe aus den späten 80ern immer noch in der Lage ist, ein so kraftvolles Werk abzuliefern? Gegründet 1987 von Keyboard-Maestro Greg Giuffria, stammte die Band ursprünglich aus Los Angeles und gehört seitdem fest zur Hard-Rock-Szene. Ihr selbstbetiteltes Debüt „House of Lords“ schlug damals ein wie eine Bombe, besonders durch die Mischung aus melodischem Hard Rock und den symphonischen Keyboard-Parts von Giuffria.

Nach besagtem Debütalbum folgte 1990 „Sahara“, das den klassischen House-of-Lords-Sound prägte: dramatische Arrangements, eingängige Melodien und kraftvolle Vocals von Frontmann James Christian, der seither die Konstante der Band ist. Alben wie „Demons Down“ (1992) und das Comeback Album nach einer 10jährigen Trennung, „The Power and the Myth“ haben das Vermächtnis weitergeführt, auch wenn der kommerzielle Erfolg nie ganz an die goldenen Jahre der 80er heranreichte. Doch genau das ist das Faszinierende: House of Lords sind immer noch da, immer noch in Form – und „Full Tilt Overdrive“ beweist, dass diese alten Säcke fitter sind als viele andere mit ähnlicher Betriebszugehörigkeit. So viel zur Historie, kommen wir zur Gegenwart.

Bereits der Opener „Bad Karma“ ist ein Stampfer, der einen sofort in Bewegung versetzt. Hier zeigen House of Lords, wie man auch mit über 60 noch locker ein Rockpublikum aufmischen kann. Der Titeltrack „Full Tilt Overdrive“ ist ein echter Headbanger, der erneut beweist, dass das Feuer in dieser Band immer noch brennt. Ein schneller, harter Track, der zeigt, dass es den alten Rock-Veteranen keineswegs an Power mangelt. Wer hätte gedacht, dass man im fortgeschrittenen Alter noch so energiegeladen rocken kann? Deep Purple, Uriah Heep – und eben auch House of Lords. Das gibt mir persönlich die Hoffnung, im Alter nicht nur Marathonläufe durch die Arztpraxis zu absolvieren, sondern vielleicht auch noch vor der Bühne abzurocken.

Natürlich dürfen auf dem Album die Western-Einflüsse nicht fehlen, wie sie schon bei früheren Werken zu finden waren. „Taking the Fall“ ist ein klassisches Beispiel dafür: ein Song, der diese staubige Cowboy-Romantik versprüht, wie man sie sonst nur aus den Wüstenklängen des Southern Rock kennt. Die Band bleibt ihrem Stil treu, ohne dabei altbacken zu klingen. Das gesamte Album hat ein durchgängig hohes Niveau und rockt wie Sau. Besonders James Christian zeigt sich in bestechender Form – 36 Jahre im Geschäft und immer noch eine Stimme, die so manchem jungen Kollegen das Fürchten lehren könnte.

Eine Überraschung ist „Not the Enemy“, denn hier klingt die Band fast schon modern. Ein Track, den man eher von einer Band in ihren Zwanzigern erwarten würde. House of Lords machen hier einen Ausflug in den zeitgenössischen Rock und zeigen, dass sie durchaus bereit sind, neue Pfade zu betreten – auch wenn das Album insgesamt natürlich in der altbewährten Hard-Rock-Tradition bleibt.

 

Natürlich darf auch der obligatorische Schlüpferstürmer nicht fehlen. Mit „Don’t wanna say Goodbye“ liefert die Band eine Ballade ab, die jedoch alles andere als neu oder aufregend ist. Ja, es gab eine Zeit, da waren solche Tracks der Hitgarant in jeder Setlist – aber selbst in den Achtzigern wäre dieser Song wohl schnell in Vergessenheit geraten. In der heutigen Zeit wirkt er eher wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Ära.

Das gesamte Album hat dennoch ohne Frage Airplay-Potenzial. Hätte man „Full Tilt Overdrive“ in den good old days veröffentlicht, wäre es sicherlich ein Millionenseller geworden. Doch in der aktuellen Musiklandschaft stellt sich die Frage, ob es noch einen Markt für diesen Stil gibt. Ich wage zu bezweifeln, dass House of Lords mit diesem Album die junge Generation erobern, aber die Old-School-Rockfans werden es definitiv lieben.

Zum Abschluss muss man natürlich Greg Giuffria erwähnen. Sein filigranes Keyboard-Spiel ist das Herzstück des Albums und verleiht der Musik die gewisse Tiefe. Er ist längst zur Legende aufgestiegen und zeigt auch hier, warum er diesen Status verdient hat.

Alles in allem ist „Full Tilt Overdrive“ ein Album, das die in Rente befindlichen Rockfans begeistern wird. Doch auch die jüngere Generation könnte Gefallen daran finden – vorausgesetzt, sie sind bereit, ein paar Spinnenweben von ihren Lautsprechern zu entfernen. House of Lords beweisen, dass sie immer noch rocken können – und das auf einem verdammt hohen Niveau.


Bewertung: 7,9 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Crowded Room
02. Bad Karma
03. Cry of the Wicked
04. Full Tilt Overdrive
05. Taking the Fall
06. You’re cursed
07. Not the Enemy
08. Don’t wanna say Goodbye
09. Still believe
10. State of Emergency
11. Castle high




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