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HEAVEN’S GUARD – Pathfinder (2022)
(7.588) Maik (5,0/10) Symphonic Metal
Label: Boersma Records
VÖ: 11.02.2022
Stil: Symphonic Metal
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Die Unterabteilung Symphonic Metal ist ja nun so neu auch nicht mehr, so dass sich auch in diesem Subgenre mittlerweile ein recht breit gefächertes Spektrum entwickelt hat. Schwer dürfte es mittlerweile sein, in dieser Sparte noch irgendwelches Neuland auszuspähen, welches sich zu erkunden lohnt. Die Hannoveraner HEAVEN’S GUARD scheinen dies allerdings dennoch zu versuchen.
Beim einleitenden „Obscurity“ vermutete ich zunächst ein Intro, denn der bombastische, an Filmsoundtracks epischer Historienschinken erinnernde Einstieg ließ ein solches vermuten. Epische Klänge mit hymnischen Chören und einer progressiven Note leiten aber dann doch nach ein paar Takten in den ersten Song ein. Klingt auf jeden Fall interessant. Dachte ich. Denn dann begann die Dame mit ihrem Gesang. Und da flog mir erst mal das Gesicht weg.
Tirillierend in den höchsten Tönen zelebriert die gute Doreen Fleck genau das, was böse Menschen diffamierend als Trällerelsenmetal bezeichnen. Nun, der Einstieg in diesen extrem hohen Tönen dürfte als etwas unglücklich gewählt eingeschätzt werden, denn allein in diese Höhen zu steigen, reicht einfach nicht aus, wenn man dann die eine oder andere Stufe verfehlt. Das wäre allein zwar noch kein Manko, jedoch trifft die Dame dann genau die Tonlage, die direkt hinter den Augen weh tut.
Dabei kann man nicht einmal sagen, das Mädel könnte nicht singen. Wenn sie sich in den mittleren und tieferen Stimmregionen aufhält, klingt sie sogar recht geil. Leider möchte sie aber Sopranistin sein, und hüpft immer wieder in die Himalajaregion menschlicher Gesangsdarbietung, in der sie einfach nicht sicher genug ist. Der Gewöhnungsfaktor nach ein paar Songs stellt sich zwar ein, aber da die Gesangslinien auch extrem progressiv angelegt sind, und ab und an unverhofft nach oben hüpfen, legt sich bei mir jedes Mal die Stirn in so tiefe Runzeln, dass ich befürchten muss, dass Hamster darin nisten wollen.
Zudem kommt zum Tragen, dass sich der Gesang dadurch extrem in den Vordergrund drängelt und die Instrumentierung teilweise überschattet. Diese ist natürlich extrem synkopierend, progressiv und mit den abenteuerlichsten Breaks und Wechseln versehen, und strengt auch etwas an. Folkrockmäßige Ausflüge eingängiger Art (wie der GARY-MOORE-mäßige Part in „Fallen Angels“) halten sich in Grenzen, und die Mucke wirkt insgesamt etwas überladen und steht im ständigen Kontrast zu den Gesangslinien, auch das Drumming wirkt etwas maschinenhaft unorganisch.
Das alles schiebt die metallische Komponente der Musik sehr in den Background, obwohl die Truppe auch das eine oder andere geile Riff in die Oper zimmert. Leider sind die ganzen Anstrengungen der Instrumentalabteilung, größtmögliche Abwechslung zu generieren, reichlich müßig, da jeder Song, so abgefahren er auch sein möge, von den sehr ähnlichen, teilweise sogar gleichförmigen Gesangsparts nivelliert wird.
„Passenger Of Charon“ zeigt da eher eine songdienliche Struktur, auch „Deepest Voice“ bietet sich eingängiger an, begibt sich dadurch aber auch wieder in den Gothic-Metal- Düsterschlagerbereich mit leichtem Folkeinschlag. Doch auch hier flüdelt die Gesangsbraut entgegen dem Songtitel in atemberaubende Höhen, die meine Schmerzresistenz ausreizen.
Und immer wieder derselbe Singsang, der, ungeachtet in welchem Song, fast immer gleich klingt, als würde Frau Fleck einfach auf eine Hintergrundmusik improvisieren. Und das ist insgesamt das größte Manko von „Pathfinder“, dass das alles zwar recht gut gemeint ist, sich aber irgendwie dennoch im Gelände verfranzt. Da hat der Pfadfinder wohl sein Navi etwas falsch programmiert.
Ein sehr ambitioniertes Album, welches aber allzu oft über das Ziel hinausschießt und mit unglücklich gewählten Gesangsparts aufwartet. Kaum zu glauben, dass ich mir das Album jetzt zum vierten Mal anhöre.
Anspieltipp:„Passenger Of Charon“
Bewertung: 5,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Obscurity
02. Veiled In Mist
03. Fallen Angels
04. Heaven’s Guard
05. Passenger Of Charon
06. Deepest Voice
07. The Cause Of Destiny
08. Plato’s Cave
09. Pathfinder
10. Worlds
11. Symbiosis (Bonus)