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GRABAK – Scion (2021)
(6.876) Schaacki (9,2/10) Black Metal
Label: Talheim Records
VÖ: 31.03.2021
Stil: Black Metal
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Dem erfahrenen Hörer und Kenner des (deutschen) Untergrunds sollte man das sächsische Urgestein Grabak eigentlich nicht mehr vorstellen müssen, sind sie doch seit gut 25 Jahren Teil der Szene. Allerdings gibt es auch so viele Bands auf diesem Planeten, dass einem schon mal eine durchrutschen kann. Denn mir persönlich war die Band bisher nur randläufig bekannt – zum Glück ändert sich das jetzt! Ja richtig, „zum Glück“, denn schon während ich mich zur Einstimmung noch durch das letzte Album „Bloodline Divine“ höre, wird mir klar, dass ich hier dringenden Nachholbedarf habe. Diese Scheibe bewertete Kollege Ingmar zu Recht mit großzügigen 8,9 Punkten. Schauen wir nun also mal, was der Nachfolger „Scion“ zu bieten hat.
Die erste Gemeinsamkeit ist schnell ausgemacht: Erneut begrüßen die Leipziger den Hörer mit einem gemächlichen, atmosphärischen Intro, bevor die Hölle über diesen losbricht. Pfeilschnell und mit viel Druck prescht „Epitomes of cruelty“ in sehr schwedisch geprägter Art voran. Ein gut gemeinter Vergleich zur Panzerdivision Marduk ist da durchaus angebracht. „Furia II – Weltenbrand“ lässt anschließend noch etwas mehr Melodie zu und erweckt auch den Eindruck, etwas gedrosselter voranzugehen. Mit dem Wort „krank“ möchte ich allerdings das lobend hervorheben, was Drummer B.S. hier leistet. Denn wo das Tempo mal etwas runter geht, doppelt er einfach die Schlagzahl, was abermals, wie auf dem Vorgänger schon von Ingmar treffend formuliert wurde, an die Grenzen der Physik geht. Das ist schon mehr als nur beachtlich. Allerdings gefällt es mir auch, wenn die Kessel mal so herrlich im Midtempo gerührt werden, wie bei dem folgenden „Blutkelch“. Diese gewisse Mäßigung an Brutalität lässt die starken Gitarren noch etwas besser durchklingen. Und ballern tut die Nummer trotzdem genug dank der hohen Dynamik. Auch aufgrund seiner epischen, keyboard-gestützten Einlagen sticht der „Blutkelch“ schnell hervor.
„The Sirens’ Song“ spielt ebenfalls mit Dynamik und Rhythmuswechseln, was mir sehr gut gefällt. Das Lied der Sirenen besticht durch seine genialen Pausen und einen starken Drive, der sich gekonnt im Death Metal bedient. „Heirs of the serpent“ zeiht nun wieder das Tempo an. Er ist vielleicht nicht der herausragende Track des Albums, weiß aber dennoch zu unterhalten.
Die folgenden Titel setzen den guten Eindruck der Scheibe fort – sei es durch mehr Epik („M.A.I.D. - My art is death“), mehr Melodie („Black Water“) oder mehr Power, wie im Rausschmeißer „Echoing the sound of hell“, der nochmal alles auffährt, was den Sound von Grabak ausmacht und dem Hörer ein würdiges Finale beschert.
Grundsätzlich kann ich nur den Hut ziehen, denn was Grabak hier zeigen, ist abermals großes Kino. Sie liefern einfach ab, egal ob in der Highspeed Achterbahn oder im gemäßigten Fahrwasser. Auch wenn die Band viele Besetzungswechsel über sich ergehen lassen musste, merkt man ihnen ihre lange Erfahrung an. Der Gesang vom letzten verbliebenen Gründungsmitglied J.K. ist verdammt stark, sei es auf deutsch oder englisch, im hohen oder tiefen Spektrum, und scheint sich tatsächlich seit der letzten Veröffentlichung noch einmal gesteigert zu haben. Die Gitarrenfraktion arbeitet stets auf enorm hohen Niveau, erzeugt starke Melodiebögen und eine schöne Atmosphäre. Nur ein etwas definierterer Bass wäre mir lieb. Es mag Geschmackssache sein, doch ein paar klare Linien des Tieftöners setzen manchmal tolle Akzente. Die Drums sind dafür eine Macht! Man hat manchmal das Gefühl, dass hinter den Kesseln zwei Menschen sitzen würden, von denen einer nur aus Beinen besteht und sich um die Base zu kümmern hat. Der andere liefert, scheinbar unbeeindruckt davon, eine herrliche Bandbreite an Fills und Wirbeln. Ab und an würde ich mir sogar fast wünschen, dass der Erstgenannte etwas an die Kette gelegt würde, damit er den anderen sowie die Kollegen an den Klampfen nicht überrollt.
Abschließend muss ich einfach festhalten, dass ich mich selbst dafür rügen muss, mich nicht schon früher mit Grabak auseinandergesetzt zu haben und verspreche dies künftig zu ändern. Allein dieser jüngste Output verdient es und es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass der ein oder andere Blacki dieses Scheibchen am Ende des Jahres auf seiner Bestenliste stehen haben wird.
Anspieltipps: „Blutkelch“, „The Sirens’ Song“ und „Echoing the sound of hell“
Bewertung: 9,2 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Scion
02. Epitomes of cruelty
03. Furia II - Weltenbrand
04. Blutkelch
05. Sirens’ Song
06. Heirs of the serpent
07. M.A.I.D. - My art is death
08. Black Water
09. Echoing the sound of hell