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GEFRIERBRAND – Es war einmal... (2020)

(6.197) Ingmar (7,7/10) Death/Thrash Metal

Label: Independent
VÖ: 29.02.2019
Stil: Death/Thrash Metal

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Mir ihrem dritten Album „Es war einmal..“ gehen die Pforzheimer von GEFRIERBRAND einen märchenhaften Weg um es einmal bildhaft zu beschreiben. Dieses Album besteht im Prinzip aus der Vertonung von bekannten und weniger bekannten Geschichten, Erzählungen und Märchen. Ein durchaus interessantes Thema aus meiner Sicht, mal sehen wie das Ganze ausgestaltet wird. Auch dieses Album wie die beiden Vorgänger in Eigenregie veröffentlicht und vertrieben.

Stilistisch bewegen die Herren im Bereich Death/Thrash Metal, auch wenn ich den Ablauf der Titel sowie die Melodieführung tatsächlich eher dem Pagan Metal zuordnen würde. Dagegen sprechen jedoch die im Schnitt eher im mittleren Tempo angelegten Songs sowie das komplette Fehlen von Keyboards oder vergleichbaren Instrumenten.

Wie schon eingangs erwähnt bedient man sich für Titel und deren textlichen Inhalten an Geschichten jedweder Art, wobei dort quasi Klassiker wie Dornröschen und Händel und Gretel Eingang finden als auch lokale Sagen, wie beispielweise im Titel „Das Schrättele“, wer hierbei gleich schwäbische Märchen denkt ist goldrichtig; der Name gibt es ja auch irgendwo her ;). Eine Ausnahme bildet dabei der zweite Titel „Es war einmal“ der im Prinzip eine Art Vorwort zu dem Album bildet, das liegt zugegeben auch ein bisschen im Namen.

Die Märchen sind an und für sich relativ einfach zu erkennen, jedoch wurden die Texte erwachsener gestaltet, nähern sich damit also im Prinzip den ursprünglichen Inhalten in gewisser Weise an, zumindest was deren Gewaltpotential anbelangt. Wem das nichts sagt, kann ich nur empfehlen sich anzusehen, wie sich der Inhalt von Märchen im Laufe der Zeit gewandelt hat und durchaus kinderfreundlicher wurde.

Insgesamt ist die Struktur des Albums wie ein Geschichtenband angelegt, es gibt relativ wenig Bezug unter den einzelnen Titeln, zumindest ist mir kein roter Faden in der Reihenfolge der Titel in Auge gesprungen. Das ist jedoch auch nicht weiter wild, für gewöhnlich folgen Geschichtensammlungen keiner übergeordneten Struktur, sondern sind eben exakt nur das; Sammlungen.

Die Vocals sind für meinen Geschmack auf der gutturalen Seite irgendwie stark verwaschen, zumindest wirken sie so auf mich. Es ist nicht so dass man den Sänger nicht versteht, jedoch wirkt der Sound der Vocals seltsam auffächernd und diffus, insofern der Vergleich Sinn ergibt. Davon mal ab sind die Vocals an sich sehr passend für das restliche Material gestaltet, sie haben genau die richtig Portion Aggression für die Songs.

Die Gitarren lassen mich etwas zwiegespalten zurück, auf der einen Seite sind die Rhythmus-Gitarren sehr knackig gemischt und haben einen Anteil an Chug, der gerade langsame sowie schnelle Palm Mutes zu einem Genuss macht. Auf der anderen Seite wirken sie bei normalen schnellen Notenläufen seltsam näselnd, das gilt vor allem für die Lead-Gitarre. Dadurch drängen aus meiner Sicht bestimmte Läufe zu stark nach oben und überlagern den Rest unnötig. Auch klingen die selten clean gespielten Gitarren etwas zu steril für meinen Geschmack, sind dafür jedoch unaufdringlich.

Der Bass gehört definitiv zu den Highlights an Instrumenten, wenigstens von der Abmischung her. Er verbindet sich genau richtig mit den Gitarren und gibt Ihnen das nötige Fundament in den tiefen Frequenzen, was auch an der leichten Verzerrung liegen dürfte. Gleichzeitig ist die Verzerrung so dezent gehalten, das der Bass jederzeit im Mix gehört werden kann und stellenweise mit einigen Läufen dem Hörer ins Ohr knurren kann.

Das Schlagzeug halte ich für zweckmäßig, der Kick hat einen sehr starken Klick-Anteil, der immer gut durch die Soundwand schneidet. Ebenso die Snare, die im Prinzip wie ein etwas tieferer und knackiger Kick klingt. Die Becken sind bis auf das Ride-Becken für meinen Geschmack etwas zu stark beschnitten, da geht ein bisschen der natürliche Klang verloren, obwohl ich die Entscheidung im Gesamtmix nachvollziehen kann.

Thematisch haben GEFRIERBRAND hier definitiv ein interessantes Gebiet gewählt, Märchen zu vertonen erlaubt viel kreativen Freiraum bei der Interpretation in musikalischer und textlicher Form. Und auch wenn einige sehr starke Ideen, Songs und Abschnitte in dem Album vorhanden, so ist dies leider nicht durchgängig der Fall. Was ich wirklich schade finde, denn wenn ich nur von den Highlights ausgehen, welche immerhin die Hälfte der Titel bilden aus meiner Sicht, so wäre das Album definitiv höher zu bewerten.

So bleibt das Album aus meiner Sicht leider ein Hit&Miss-Album, was ich wie gesagt wirklich sehr schade finde. Die dennoch vergleichsweise hohe Wertung ist der professionellen musikalischen Ausführung der Band an sich geschuldet, so etwas kann und darf auch honoriert werden.

Anspieltipps: „Es war einmal“, „Die Boten des Todes“,„Das letzte Haus (am Ende des Brotkrumenweges)“ und „Grab aus Dornen“

Bewertung: 7,7 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Prolog
02. Es war einmal
03. Die Boten des Todes
04. Der Graf von Geichen
05. Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben
06. Totenhemdchen
07. Tief im Forst
08. Das letzte Haus (am Ende des Brotkrumenweges)
09. Grab aus Dornen
10. Das Schrättele
11. Rot

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