Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 22.06.2018
Stil: Black (Death) Metal
Wow, was ein Brett! Wenn ein (Quasi-)Debüt einer zwei Jahre alten Band einem so vom Drehstuhl fegt wie das von GAEREA, dann weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll…
Am besten erst einmal Luft holen, denn die letzten knapp 42 Minuten waren schon ein wenig atemraubend. Gut, das sind jetzt dicke Vorschusslorbeeren, aber was hier vorliegt, hat mich vom ersten Hören an echt überzeugt. Doch zurück zur Frage, womit wir anfangen mögen.
Die erste Überraschung dürfte wohl die Herkunft der Truppe sein – denn wohl kaum jemand würde bei diesem kraftvollen und melodischen Mix aus Death und Black Metal so schnell auf ausgerechnet Portugal tippen. Natürlich haben wir bereits in der Vergangenheit auf diesem eher sonnigen Fleckchen Erde schon so einige verblüffende Acts entdeckt, doch sitzt dort eben nicht unbedingt die Zentrale für genau diese Stilrichtung. Umso erfrischender ist es also eine derart starke, ich möchte sagen, neue Band hier zu finden.
Wie ihr also nun schon erfahren habt, ist die Musik der Herren aus Oporto eine sehr düstre. Die schwere des Death Metal schafft ein mächtiges Fundament während die Gitarren, die an UADA und MG?A erinnern, für ein finsteres Ambiente sorgen und reichlich Melodien einbinden, die unter die Haut gehen. So ergibt sich eine Vermischung von atmosphärischen Black Metal und tödlicher Wucht, was wirklich grandios ist. Denn oft habe ich das so noch nicht gehört. Häufig verlaufen sphärische Arrangements ins endlos Träumerische, was durchaus faszinierend sein kann, oder aber es regiert eine Menge Wut und der Hörer kriegt vornehmlich auf den Deckel. Klar, es gibt Bands, die beides vermischen, aber irgendwie besitzen GAEREA ihren eigenen Charme. Einen möglichen Referenzkandidaten könnten eventuell ihre nördlichen Nachbarn TEMPLE OF BAAL darstellen, jedoch gefällt mir bei den Portugiesen hier auch der Sound besser, denn er ist etwas klarer und definierter.
Wenn man auf die Spielzeiten der Songs guckt, kann man das eben beschriebene wohl ganz gut wiederfinden. Denn die Titel liegen in der Regel bei fünf bis sechs Minuten. Das schafft genug Zeit um Raum für Tiefgang zu schaffen, artet jedoch nicht in Langatmigkeit aus, eben ein gelungenes Maß.
Ach und muss ich noch explizit die Qualität der Kompositionen hervorheben oder reichen euch die genannten Referenzen? Na gut, ich sag es gern nochmal: egal ob Gitarren/Bass, Drums oder Gesang – alles ist auf Höchstniveau. Ich kann jedes Instrument dank des (bereits erwähnten) guten Sounds perfekt hören. Es benötigt keiner unnötigen Anstrengung die einzelnen Spuren im Kopf auseinander zu nehmen, zu registrieren und sie wieder zusammenzufügen um die Vielschichtigkeit zu genießen. Die Gitarren- und Basslinien sind super in ihrer Funktion ausbalanciert, die Drums prügeln treibend und mit immensem Gewicht, übertönen oder unterdrücken aber nichts. Ja und der Gesang ist wunderbar hässlich, keift und kotzt sich herrlich aus, mal allein und mal mit Backings. Auch hier wird eine Vielzahl an Möglichkeiten umgesetzt ohne irgendetwas zu übertreiben oder zu erzwingen.
Da ich einfach nur Positives über die Scheibe namens „Unsettling Whispers“ sagen kann und ich wirklich keinen einzigen Kritikpunkt entdecke, bleibt hier einfach nur die Höchstnote übrig. Wenn eine Band so kurz nach der Gründung (2016) nach einer EP gleich so ein Debüt nachschiebt, dann steht ihr die Welt offen – und ich würde sie auf unseren Bühnen gern an vorderster Front begrüßen.
Anspieltipp: Lifeless Immortality, Whispers, Catharsis, ach eigentlich alles…
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Svn
2. Absent
3. Whispers
4. Lifeless Immortality
5. Extension to Nothingness
6. Cycle of Decay
7. Catharsis