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GAAHL‘S WYRD – GastiR - Ghosts Invited (2019)

(5.540) Schaacki (8,4/10) Experimental Black Metal

Label: Season of Mist
VÖ: 31.05.2019
Stil: Experimental Black Metal

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Da ist es nun also, das neuste Werk aus der Feder von Black Metal Ikone, Koryphäe und Mastermind Gaahl. Nachdem der charismatische Norweger, der einst für TRELLDOM, GORGOROTH und zuletzt GOD SEED die Stimmbänder in Wallung versetzte, sich zurückzog, hinterließ er für viele Blackis eine schmerzliche Lücke. Lediglich mit letztgenannter Combo und Einsätzen bei WARDRUNA konnte man den Ausnahmekünstler zu Gesicht bzw. Gehör bekommen. Im September 2015, kurz nachdem GOD SEED final zu Grabe getragen wurden, verkündete er sein neues Projekt Gaahls WYRD.

Zunächst befasste sich die Band mit Live-Darbietungen von Songs aus Gaahls musikalischer Historie der anfangs genannten Formationen, deren Rechte er als Komponist innehielt/-hält. Ein Mitschnitt aus Bergen aus dem Jahr 2017 markierte das allererste Veröffentlichungsdatum in der Geschichte von Gaahls WYRD. Nun, Ende Mai 2019, erscheint also das erste vollwertige Studioalbum, genannt „GastiR - Ghosts Invited“.

Was gleich zu Beginn auffällt, ist, dass der progressive Touch, der auch schon bei GOD SEED prägend war, übernommen wurde. Pure Garstigkeit wie einst mit GORGOROTH tritt also nicht an die erste Stelle. Doch keine Sorge, der Sound bleibt noch immer bitterböse und finster. Nur stumpfes Gedresche oder reines Sägen sollte man eben nicht erwarten. Auch das Keifen steht hinten an. Denn Gaahl setzt vermehrt auf seine markante Gesangsstimme. Schon der Opener „Ek Erilar“ stellt dies schnell klar.

Dass sie aber auch ruppig können, beweisen Gaahls WYRD schon kurz darauf mit dem Track „From The Spear“ – ein Song, den sie bereits vorab online veröffentlicht haben und so manchem Hörer schon bekannt sein könnte. Die Nummer hat äußerst moderne Anleihen und spielt gar mit neo-thrashigem Riffing. Doch auch dieses Stück zeigt im letzten Drittel die Vielseitig der Truppe – und so kehren sie nochmal, bevor das Outro folgt, zu schwärzester Gänsehautatmosphäre zurück. Eine ebensolche erzeugt auch der Beginn von „Ghosts Invited“. Gaahl präsentiert abermals die Varianz seines Gesangsspektrums und gestützt von hämmernden Drums und kalten Gitarren wird so eine fesselnde Kälte erzeugt. Auch diese Nummer könnte dem ein oder anderen Hörer bekannt vorkommen, wurde dieser Quasi-Titelsong schon auf der vergangenen NORTHERN GHOSTS TOUR zum Besten gegeben und ebenfalls vorab ins Netz getellt.

Weiter geht es mit dem Track, den Gaahls WYRD zuletzt für den Vorgeschmack aufs kommende Album veröffentlicht hatten – „Carving The Voices“ hatte bei mir das erste große Ausrufezeichen unter allen Appetizern gesetzt. Die Nummer fährt im gedrosselten Tempo und genau das macht sie so stark. Die Gitarren bauen einen grandiosen Spannungsbogen auf, während die Drums ein starkes Fundament bieten. Und Gaahl? Er bietet vielleicht den besten Moment seiner Arbeit auf diesem Album. Obwohl ich seine Screams liebe, überzeugt er mich hier wirklich völlig von seinem Klargesang, denn die Harmonie mit der Musik ist perfekt und geht mächtig unter die Haut.

Ein wenig mehr in Richtung des klassisch norwegischen Black Metals geht es mit „Veiztu Hve“, allerdings mit einem Hauch von Pagan. Der Song treibt ein wenig im Klangkosmos ihrer Landsleute KAMPFAR. Das folgende „The Speech And The Self“ erinnert ein wenig an das TRELLDOM-Stück „Steg“ – lang gehaltene Gitarrenläufe werden untermalt von treibendem Drum Gewitter und garniert mit tiefem Sprechgesang. Für Abwechslung sorgen Melodie und Rhythmusvarianz im Refrain. Auch die Bridge kann glänzen. Sie liefert tolle Bassläufe und ein angenehm verspieltes (aber nicht kitschiges) Gitarrensolo. Auf Gaahls Tage bei GORGOROTH zielt nun „Through And Past And Past“, da es weniger Kompromisse zulässt und sicherlich als aggressivste Nummer des Albums gehalten werden darf. Und doch kann man es mitnichten dem Trve Norwegian Black Metal zuordnen, da auch hier genrefremde Einflüssen zugelassen werden. So ist das In- bzw. Outro stark von oldschool-igem Thrash geprägt.

Dass das Abschlussstück dann die Stilrichtung wieder völlig ändert, verwundert mich dann auch nicht mehr, denn wenn „GastiR - Ghosts Invited“ eines nicht ist, dann wohl vorhersehbar. „Within The Voice Of Existence“ schifft auf eher doomigen, geradezu hypnotischen Gewässern und lässt den Zuhörer über zwei Drittel des Songs zappeln, bis er zum Finale aufbricht. Sicher eine interessante Nummer, aber fürs Ende der Scheibe für meinen Geschmack nicht optimal gewählt.

Ja, wie soll ich nun dieses Werk also zusammenfassen? So leicht ist das nämlich gar nicht. „GastiR - Ghosts Invited“ ist enorm abwechslungs- und facettenreich. Es ist innovativ und unberechenbar. Gaahl und seine Mannen können mit ihrer ersten Langrille bei mir mächtig punkten und werden jeden Hörer von eher anspruchsvoller schwarzen Musik sicher sehr gut unterhalten können. Wer allerdings nach den Live-Auftritten erwartet hatte, dass Gaahls WYRD auch bei den Eigenkompositionen (nur) einen Aufguss der alten Zutaten aufkochen würden, der dürfte wohl etwas enttäuscht sein. Für mich bleibt es aber einfach großartige Musik, egal in welche Schublade man sie stecken möchte. Ich bin gespannt, wie die Band nun fortschreiten wird, gerade auch an der Live-Front. Und wenn der ein oder andere Klassiker im Set auftaucht, will ich sicher auch nicht traurig sein…

Bewertung
: 8,4 von 10 Punkten


Tracklist:

01. Ek Erilar
02. From The Spear
03. Ghosts Invited
04. Carving The Voices
05. Veiztu Hve
06. The Speech And The Self
07. Through And Past And Past
08. Within The Voice Of Existence


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