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Live on Stage Report: Party San 2024

vom 08. bis 10.08.2024 - Schlotheim @ Flugplatz



TAG 3 – Samstag, 10.08.2024


Danke, liebe Redaktion. Da lagen wohl alle mit Brausebirne in ihren Kajüten und überließen mir armen Tropf die ersten Bands des Tages. Und das obwohl auch ich mit leichten Ausfallerscheinungen zu kämpfen hatte, die aber weniger Alkoholbedingt waren, sondern vielmehr von meiner scheiß Erkältung herrührte, die mich seit Donnerstag mal mehr, mal weniger plagte. Also Kaffee reingeschüttet, das erste Rührei des Tages in die Futterluke gestopft und ab in Richtung Zelt, wo der Tag mit zünftigen Klängen eingeleitet werden sollte.


Passend zur Brausebirne gab es um 10 statt einer Cover bzw.Tribute Band wie im letzten Jahr mit Spearhead Sludge Doom aus Osnabrück von 5 Herren, bei denen vier lustige, scheinbar selbstgehäkelte Walross-Masken trugen, was konträr zur eigentlich guten Mucke ein wenig lächerlich aussah. Das Zelt war auch nicht gerade zum Bersten gefüllt, so dass man sich die Matschbirne mit dem rumsenden Riffsalven von Iron Walrus herrlich freischaufeln konnte. Aber so richtig wollte das noch nicht zünden.

Da sind Blood Fire Death eine ganz andere Hausnummer, denn erstens mag ich das Konzept Bands auftreten zu lassen, die alten Idolen huldigen und zweitens habe ich die Truppe schon ziemlich oft gesehen und freue mich immer wieder, deren Interpretationen der alten Bathory Klassiker lauschen zu dürfen. Das Zelt war nun auch voller und ich sah viele, die verträumt ihre Augen schlossen und den herrlichen Melodien lauschten, die uns Thomas „Quorthon“ Forsberg zu Lebzeiten hinterlassen hat. Herrlich! Doch nun sollte es wieder vor die Hauptbühne gehen.

Es ist schon ein bisschen wie bei einem Glücksspiel, wenn man sich auf eine dieser Bands einlässt, bei denen man vorher nicht ganz sicher ist, ob man sie wirklich verstanden hat oder ob sie einem einfach ein bisschen zu weit draußen auf der Spielwiese des Metal herumtollen. Ulthar zum Beispiel. Die Kalifornier fielen mit ihrem räudigen, aber höchst eigenwilligen Blackened Death Metal sofort auf. Ein bisschen wie ein chaotisches Puzzle, bei dem du nie ganz sicher bist, ob du die Teile wirklich zusammenfügst oder dir einfach den Kopf an der scharfen Kante der Musik stößt.

Der Sound war eine schroffe Mixtur aus Hämmer-Riffs, dissonanten Passagen und einem rauen Gebrüll, das einem das Gefühl gibt, als stehe man direkt vor einem Vulkanausbruch, der gleich die komplette Festivalwiese überrollt. Der Funke zündete bei mir persönlich nicht sofort, aber das Publikum schien die wilde Energie von Ulthar abzugehen, als wäre die Band das fehlende Glied in der Kette ihres musikalischen Lebens. Es war alles so ... sehr, sehr speziell. Irgendwie cool, aber auch ein bisschen so, als ob ich beim ersten Mal nicht den richtigen Film gucke. Außerdem verwirrte mich, dass am gleichen Tag auch noch Ultha spielen sollten.

Nach diesem kleinen Ausflug ins Experimentelle folgten dann Regarde les Hommes Tomber. Auch hier war ich am Anfang nicht so recht sicher, wohin die Reise geht, aber diesmal war das Ganze deutlich zugänglicher, fast schon greifbar. Der französische Black Metal trifft bei mir immer so einen speziellen Nerv – das Gefühl von dunklem, fast schon apokalyptischem Dröhnen, das einen mitreißt und gleichzeitig ein bisschen den Boden unter den Füßen wegzieht. Was Regarde les Hommes Tomber jedoch von vielen anderen Bands ihres Genres abhebt, ist die Intensität, mit der sie ihre Musik live umsetzen. Da war ein echter Sog in der Atmosphäre, der sich nicht nur im Sound manifestierte, sondern auch in der schieren Präsenz der Band. Sie nehmen ihren düsteren Sound sehr ernst, ohne in den Klischees zu versinken, und schaffen so eine Musik, die gleichzeitig chaotisch und strukturiert wirkt. Da hatte ich dann auch das Gefühl, dass wir hier nicht nur Zuschauer sind, sondern beinahe mitgezerrt werden in diesen strudelnden musikalischen Strudel. Und ja, hier wurde ich vollgepackt.

Und dann war da noch Necrot. Waren sie schon bereit für die Mainstage?. Das „Autopsy-verseuchte“ Death Metal-Gerüst passt, die Riffs sind wie aus der Hölle geschmiedet, das Schlagzeug hämmerte unermüdlich, als ob es die Welt zerreißen wollte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie sich da ein bisschen verloren wirkten. Der Sound war brachial, aber vielleicht einen Tick zu kontrolliert für das, was ich mir bei Necrot wünsche. Ich will diese rohe, ungeschliffene Wut, diese unfassbare Energie, die sie auf kleineren Bühnen rüberbringen. Heute schien mir das irgendwie ein bisschen in der Größenordnung verschwunden. Aber man muss sagen: Sie haben ihre Chance genutzt, das Publikum hat geantwortet, die Masse war ordentlich in Bewegung und es gab keine Anzeichen von Müdigkeit. Außer bei mir vielleicht… [Olaf]


Ultha sind keine der typischen Black Metal Bands und haben mit der Spielzeit am frühen Nachmittag nicht unbedingt das beste Los gezogen. So verlangen ihre komplexen Songstrukturen doch eher ein anderes Ambiente. Zu Beginn gleich die Ankündigung das nur 4 Songs gespielt werden, sagt schon alles. Leider lässt sich der melancholische atmosphärische Stoff der Herren so nur schwer rüberbringen. Der Sound war auch nicht ganz optimal. Schade, das Zelt hätte den Herren sicher besser gestanden. Den eingefleischten Fans schien es bei strahlendem Sonnenschein trotzdem gefallen zu haben. [Stephan]



Malphas. Die Band aus Schweizer, die sich anscheinend dazu entschieden hat, uns mit infernalischem Black Metal zu quälen – äh, zu verzaubern. Es gab Momente, da fragte man sich fast, ob die Band in einem Paralleluniversum spielt, in der Raserei ohne Rücksicht auf Verluste das Nonplusultra sind.

Die Stimmung war durch die sinistre Kulisse sicherlich gegeben, aber irgendwie schlich sich bei mir schnell der Eindruck ein, dass der Funke, der die Masse so richtig entzündet, schlichtweg nicht zündete. Der Sound war okay, der Vibe ebenfalls, aber das „große Ganze“ ließ sich nicht so recht fassen. Es ist ja nett und mit Sicherheit für jeden Blackie ein wahrer Ohrenschmaus, aber ob ich es mir nochmal anhören würde, wenn ich wieder zu Hause bin, steht in den Sternen.

Zum Glück, kamen danach die Polen von Hate. Ich habe die Jungs schon oft gesehen, das muss ich zugeben. Und ja, manchmal catchen sie mich, manchmal schippern sie an meiner Wahrnehmung vorbei wie ein sinkendes Schiff im Nebel. Heute aber? Heute war’s ein ordentlicher Schlag in die Magengrube. Es passte alles: Der Sound war druckvoll, die Riffs hatten die Wucht eines Vorschlaghammers, und das Konzert zog einen sofort in seinen Bann. Frontmann Adam ließ sich das mit der Aggression nicht zweimal sagen. Die Moshpits wurden eröffnet, und der gefühlte Regen, in dem mich Malphas während des Konzerts stehenließen, wurde bei Hate zur zornigen Gewitterfront. Es war, als wäre man direkt in einem infernalischen Sturm – diese schroffe Energie, die ihre Musik ausmacht, schien heute perfekt zum Wetter und zur Stimmung zu passen. Wer gesagt hat, das Hate nicht auch mal emotional werden kann, hat sie nie bei einer Show gesehen, bei der alles stimmt.

Kurz gesagt: Manchmal ist es Liebe auf den ersten Blick, manchmal muss man sich mit einer Band auseinandersetzen. Aber heute? Heute haben Hate alles richtig gemacht – sie haben mich gepackt, und ich bin froh, dass ich ihnen nochmal eine Chance gegeben habe.



Phantom Winter hatten zu Beginn etwas Probleme mit dem Sound, was sich zum Glück auch schnell richten ließ. Ihr Auftreten besticht durch die beeindruckende Kombination aus Post-Metal und Doom, sowie der Symbiose der beiden Gesangsstimmen von Christian Krank und Andreas Schmittfull. Das Ganze verleiht der Musik eine besondere Tiefe, während der atmosphärische Klang eine emotionale Reise bietet, die unter die Haut fährt. Ihr Sound ist nicht nur kraftvoll, sondern teilweise ziemlich komplex und erfordert Aufmerksamkeit. Perfekt für die Zeltbühne und somit auch nachhaltig in Erinnerung geblieben. [Stephan]


2021 erschien die EP „Don´t Waste Your Time“, auf welche kurz darauf das Album „Mana“ folgte. Beides lief noch unter dem Banner IDLE HANDS. Damals war ich von dem ungewöhnlichen Sound, der ja irgendwie dem traditionellem Heavy Metal nahesteht, aber eben auch genrefremde Einflüsse aus dem Wave und Gothic ala THE CURE oder den SISTERSOF MERCY perfekt in den Sound integriert. Der manchmal schwer in Schieflage geratene Gesang war hier das berühmte Tüpfelchen auf dem i und versprühte einen ganz besonderen Charme. Dann folgte die Umbenennung in UNTO OTHERS und seit dieser Zeit lassen mich seltsamerweise sämtliche neuen Songs völlig kalt, lassen keinerlei Entwicklung durchblicken und gehen unfassbar belanglos an mir vorbei.

Dementsprechend gab mir auch der Auftritt der Herren aus Portland relativ wenig. Eigentlich freute ich mich auf die Abwechslung im sonst schwer durchgeknüppelten Billing und die Band spielte auch eine ziemlich cool gemischte Setlist, die vielen alten Songs einen Platz gewährte, aber leider sprang der vielzitierte Funken (bei mir) einfach überhaupt nicht über. Musikalisch mag das ja alles noch in Ordnung und vertretbar gewesen sein, aber mit diesem wirklich fürchterlichen Gesang, welcher stellenweise an einen jaulenden Hund erinnerte, welcher permanent in einen rostigen Nagel tritt, richtet man auch jeden noch so guten Song zu Grunde! Was ich vor ein paar Jahren als charmant bezeichnete, war einfach nur endlos nervig und so leid mir es tut und so sehr mir das gefallen wollte, es war leider ein gesangliches Debakel, das mir letztendlich auch noch den letzten Funken Spaß an relativ großartigen Songs wie „Jackie“ oder „Give Me To The Night“ geraubt hatte.

Ein paar meiner Kumpels sahen das völlig anders und feierte die Band unablässig ab, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Tatsache auf evtl. vorhandenen Rauschzuständen basiert. Mir jedenfalls ist völlig schleierhaft, wie UNTO OHERS mit dieser Leistung einigermaßen groß und erfolgreich werden konnte. Das war leider nix und eine herbe Enttäuschung! Zum Glück die Einzige auf diesem grandiosen Festival. [Patrick]



Alkaloid bestehend aus Mitgliedern von unter anderem Obscura und Dark Fortress und ist bekannt für ihre technisch anspruchsvolle Mischung aus Death Metal, Progressive Metal – und genau das war es, was das Publikum erwartete. Die Atmosphäre verdichtete sich augenblicklich, als die ersten sphärischen Gitarrenklänge und dissonanten Akkorde durch die Lautsprecher rollten. Trotz der anspruchsvollen und eher schweren verdaulichen Kost schafften Alkaloid es, eine kraftvolle, packende Atmosphäre zu schaffen, die den Moshpit zum Brodeln brachte. [Stephan]

Sulphur Aeon
brachten die Macht des Cthulhu aufs Party.San. Die Band transportierte gewaltige Wellen aus Melodie und Druck aus den Tiefen der Meere direkt auf die Hauptbühne. Dabei erzeugte der Death Metal der Nordrhein-Westphalen eine unglaubliche Schwere und umhüllende Atmosphäre. Wer seinen Todesstahl also am liebsten nicht nur brachial, sondern auch mit Tiefgang und Ästhetik genießt, der kam mit den H.P. Lovecraft Verehrern voll auf seine Kosten. [Schaacki]



Eine weite Reise haben die Australier von Disemtomb hinter sich und das würde evtl. das Folgende erklären: erwartet habe ich feinsten Brutal Death aus Down Under, der in eine ähnliche Kerbe schlägt, wie der von den Tour-Buddies STILLBIRTH, aber leider meinte es der Metal-Gott mit den Aussies an diesem Tag nicht gut. Nach mehreren technischen Problemen beim Gitarristen, kam auch noch ein schlechter Sound vor der Bühne dazu, sodass es einfach nur ein nicht definierbares Geschrammel war. Sorry, aber das war leider mal so garnix. Die Band war stets bemüht, hat sich nix anmerken lassen und das Set professionell zu Ende gebracht. Die Meute im Zelt war trotzdem am Kochen – ich frage mich aber: Waren die alle taub?

Nun stand mit HERETOIR eine Band in der Zeltbühne auf dem Programm, auf die ich mich im Vorfeld besonders freute, da mich ihre Musik auf einer Ebene abholt, die Death Metal und Thrash Metal einfach nicht bedienen können. Als die Band für das Line-Up verkündet wurde, hatte ich zunächst Befürchtungen, dass man sie auf der Main-Stage platzieren würde. Hier würde die Musik von HERETOIR nicht ansatzweise so gut wirken, wie Sie es „n "beengterer“ Atmosphäre / geschlossen Räumen tut. Also fand ich mich bereits pünktlich zur Umbaupause ein und sicherte mir einen guten Platz vor dem FOH in der Mitte.

Und dann ging es auch sehr pünktlich los und ich schaltete gedanklich für die nächsten 45 Minuten meinen Kopf aus. Eklatanz und seine Kollegen schafften es ab dem ersten Ton das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Der Mann hat sich mittlerweile eine Vocal-Range zugelegt, die einfach nur der Wahnsinn ist und welche vom grandiosen Sound unterstützt wurde. 3 Gitarren akustisch vor der Bühne so differenziert so klingen zu lassen, will gelernt sein und wurde an diesem Tag perfekt umgesetzt.  In der Mitte des Sets machte ich Redaktionskollegen Schaacki hinter mir aus, der wohl kurz zuvor mit seinen Kumpels ein paar Zwiebeln geschnitten haben muss. Sachen gibt’s… Als dann aber der Song „Golden Dust“ folgte, stieg auch bei mir der Salzwasserpegel in den Augenhöhlen auf Ostsee-Größe. Das sind Momente für die Ewigkeit. Eklatanz und co hatten auch sichtlich Spaß und bedankten sich mehrmals und waren am Ende überglücklich und kriegten ihr Grinsen nicht aus dem Gesicht – ich ebenfalls. [Steppo]

Nachdem fast ein Jahr vergangen war, als ich Heretoir das erste Mal live sah und für gut, aber vielleicht nicht überragend eingestuft hatte, wollte ich, nicht zuletzt aufgrund der allgemein anhaltenden Begeisterung für die Band, den Bayern gern wieder eine Chance geben.

Diese nutzte die Gruppe aus dem Süden Deutschlands und riss das Zelt inklusiver meiner Wenigkeit förmlich an sich, sodass alle Anwesenden immer tiefer in ihren emotionalen Strudel gesogen wurden. Spätestens bei „Golden Dust“ war dieser so überwältigend, dass nicht nur ich, sondern auch Zephyr’s Odem Kollege Steppo und mein Freund Tobi, ein Baum von einem Mann, regelrecht zu Tränen gerührt waren. Aber auch sonst nahm die Truppe das volle Zelt mit. Voller Erfolg also für den sympathischen Frontmann David „Eklatanz“ Conrad und seine Mitstreiter. Einer von ihnen war übrigens Wiederholungstäter Stefan Dietz, der nach seinen Auftritten mit Horresque und Los Males Del Mundo auch am dritten Tag des Party.San 2024 auf der Bühne stand. [Schaacki]


Nachdem Obscura die Bühne betreten hatte, war klar, dass hier technischer Death Metal vom Feinsten geboten wurde – zumindest für die, die auf diese überdimensionierten Sound-Projektile stehen, die einem gefühlt die Ohren direkt aus dem Schädel blasen. Es war beeindruckend, was die Musiker da an virtuoser Perfektion ablieferten: Diese Band ist ein Rechenexempel für technische Fertigkeit, dass einem die Ohren verwirrt und das Gehirn zu einem kleinen Kontrollverlust führt. Aber, Hand aufs Herz – die Begeisterung des Publikums hat auch ein bisschen was von einer Schulklasse, die bei der Mathematik-Nachhilfe applaudiert, obwohl sie gerade keine Ahnung hat, was der Lehrer gerade erklärt hat.

Und ja, ich gebe zu: Es war irgendwie auch beeindruckend, wie sie diese wahnsinnigen Breakdowns, Soli und Fill-ins runterspielten. Aber irgendwie fehlte mir die menschliche Wärme, dass „Aha“ in der Musik, dass man bei anderen Bands spürt. Zumindest das Publikum hat ordentlich abgefeiert. Die Crowd schien hypnotisiert, als würde sie gerade an einem digitalen Upgrade der Realität teilnehmen – mir persönlich war es dann doch ein bisschen zu viel des Guten, wie leider schon oft. Aber jedem so wie es ihm gefällt

Wenig später kam dann Legion of the Damned auf die Bühne – die sich, ehrlich gesagt, schon einiges an Respekt erarbeitet haben, auch wenn man nicht ganz umhinkonnte, den Eindruck zu bekommen, dass sie sich in einer Art musikalischen Warteschleife befinden. Die Songs kamen solide, wenn auch ohne den nötigen Knall, der so viele andere Bands von ihnen unterscheidet. Der Sound war stark, die Performance ordentlich, doch irgendwann fragt man sich: Haben sie sich selbst schon zu oft gehört? Es wirkte fast so, als wollten sie die Brutalität des Death Metal so ausquetschen, bis er fast zu einem selbstgenügsamen, seelenlosen Konstrukt wird – was schade ist, denn das Potenzial für mehr scheint da zu sein.

Und dann war da noch das „Backstage-Gespräch“ mit Maurice, dem Frontmann. Wer hätte gedacht, dass der Grund für die Absage bei den 70.000 Tons of Metal so absurd klingt, dass es direkt in die Kategorie „unfassbar und gleichzeitig perfekt für eine Bandgeschichte“ gehört? Eine Story, die sich anhört, als wäre sie aus einem schlechten Reality-Show-Script geschnitten. Irgendwie trägt dieser Humor zu ihrer Bühnenpräsenz bei, die an diesem Abend irgendwie die einzige frische Brise im etwas stagnierenden Set von Legion of the Damned war. Naja, wie sagt man so schön: Man sieht sich immer zweimal im Leben – und beim nächsten Mal reißen sie mir wieder den Bart vom Kinn..



Hellripper entspringen eigentlich nicht gerade einem meiner Lieblingsgenres, doch nachdem ein guter Freund sie mir ein paar mal vorgespielt hat, hab ich nach und nach Gefallen an den Schotten gefunden. Und so ging der angeschwärzte Speed Metal von Bandkopf James McBain und seinen Begleitern anständig ins Tanzbein. Und mal ehrlich, wie könnte man dieser Energie mitsamt ihrem Spritzer Wahnsinn auch widerstehen?! Eben! Unermüdlich wie ein Wiesel auf Kokain und Koffein führte James die Menge und ebenso seine Bandmitglieder an und so schafften sie es auf sage und schreibe zehn Songs innerhalb ihres rund 35 minütigen Sets mit Abstechern in der kompletten Diskografie.

Das ließ wenig Zeit zum Luftholen, dennoch war der ein oder andere Witz noch drin. So widmete der charismatische Fronter beispielsweise den Song „Nunfucking Armageddon 666“ einem Herren mit Schnurrbart in der Menge und bat demnach alle anderen, sich die Ohren zuzuhalten… Beendet wurde die irre Highspeed Show mit „Flesh Ripper“, das man dem Publikum aufgrund der verbliebenen zwei Minuten quasi als Zugabe darbot.

Mit Anaal Nathrakh bin ich offen gestanden höchstens rudimentär vertraut und doch hatten sie einen gewissen Reiz für mich. Abgesehen davon wollte ein Freund sie unbedingt sehen und so folgte ich. Und in der Tat konnten mich die Briten echt erreichen, was auch irgendwie an der Nähe lag, die sie selbst zum Publikum aufbauten. Wie ich der Truppe später bei der Autogrammstunde sagte, sind sie ein wenig durchgeknallt und man weiß auch nie, was man von ihnen erwarten kann, aber diese Show war wirklich stark und wusste zu gefallen.



Da ich also ungeplant länger an der Hauptbühne verblieb als erwartet, kam ich mit Verspätung ins rappelvolle Zelt, welches die Amerikaner von Akhlys ein letztes Mal an diesem Wochenende beschallen sollten. Der Black Metal der vier Maskenmänner aus Colorado war äußerst böse und hatte einen enorm bedrohlichen Sound, ganz so wie man es von ihren Scheiben kennt. So bescherten sie den vielen Herbeigeeilten eine herrlich finstere Show und der Tentstage ein würdiges Finale. [Schaacki]

Ein paar Songs von MY DYING BRIDE gehen mir ja ganz gut ins Ohr, aber trotzdem freute ich mich sehr über die Ankündigung, dass PARADISE LOST den Slot nach der Absage der sterbenden Braut übernehmen sollten. Nick Holmes war perfekt bei Stimme und so gingen die melancholisch angehauchten Hymnen durchaus gut ins Ohr. In einigen Momenten bin ich mir zwar relativ sicher, dass hier gerade auf der stimmlichen Seite ein bisschen mit Backingtracks nachgeholfen wurde, denn diverse Mehrstimmige Gesänge kommen eher selten aus einer Kehle. Nichtsdestotrotz boten PARADISE LOST eine recht kurzweilige Unterhaltung.

Die Setlist war mit relativ alten Gassenhauern wie „Pity The Sadness“ oder dem Klassiker „As I Die“ bestückt. Höhepunkt für mich war das unfassbar intensive „Faith Divides Us – Death Unites Us“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2009, mit dem die Herren seinerzeit wieder auf den rechten Pfad der Tugend zurückfanden. Beim folgenden „No Hope In Sight“, welches der Meister leicht verschmitzt mit den Worten: „Here´sAnother Positive Song“ ansagte und dann seine tiefen Growls auspackte, fand dann auch wenig überraschend die größte Publikumsreaktion statt. Gut….besonders viel Bewegung gabs jetzt im verlorenen Paradies nicht unbedingt zu bestaunen, aber ein ultrasatter Sound und eine wirklich gute Songauswahl ließen den Auftritt der Engländer in einem ganz besonderen Licht erstrahlen. War n schönes Ding! [Patrick]



Wer kennt das nicht? Du bist seit Mittwoch auf dem Festival, dein Körper hat gedanklich schon die Badewanne und das eigene Bett vor dem geistigen Auge. Es ist Samstagabend, du bist eigentlich schon durch, aber: SODOM haben sich als Headliner angekündigt und man konnte man im Vorfeld online die Setlist mitgestalten. Hier gelten also keine Ausreden! Also schnell noch was in die Futterluke schieben, bevor die auch die letzten Fressbuden ihre Pforten schließen und ein Pils verhaften, schließlich gibt’s gleich feinsten Ruhrpott Thrash auf die Ohren.

Tom Angelripper und Kollegen waren in allerbeste Spiellaune. Untermalt von einem sehr guten Sound, ordentlich Pyro und gnadenlosen Abgefeiere des Publikums spielten sich die Legenden einmal quer durch die Bandgeschichte. Bei der Setlist blieb wirklich kein Nacken ruhig und so vergingen die 75 Minuten Set-Time wie im Flug. Nebenbei wurde wohl auch für eine neue Live-DVD gefilmt. Mal sehen, wann die kommt. Outtakes dürfte es keine gebne, denn das, was hier präsentiert wurde war durch und durch geil – vom ersten bis zum letzten Ton und somit ein absolut würdiger und genialer Ausklang für das diesjährige PSDA. Nun heißt es wieder ein Jahr warten, bis Schlotheim wieder behaupten kann: „Hell is here!“ [Steppo]



Und schwups war das Party San 2024 schon wieder Geschichte und natürlich einmal mehr ein Höllenspaß für alle Beteiligten. Unser Dank gilt einmal mehr Erik, Mieze, Jarne und allen anderen fleißigen Helfer, die jedes Jahr aufs Neue die Hölle auf Erden nach Schlotheim bringen und uns damit das Paradies bescheren. Die Vorfreude auf 2025 wächst jetzt schon wieder ins Unermessliche! [Olaf]


OLAF | SCHAACKI | STEPPO | STEPHAN | PATRICK

Fotos by the One and Only DÖ


TAG 3 – Samstag, 10.08.2024

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