Schlamm ist gut für die Haut - Das CMOA 2015
Ich starte einfach mal mit dem Fazit einer Premieren Besucherin: „Wenn man tatsächlich ein Kind zu einem Festival mitnimmt, dann kann es nur das Chronical moshers sein“. Das sagte Protzen Andrea, die heuer nebst Mann Mario und 4jähriger Tochter Ronja ebenso das Gelände am Mühlteich besuchte…und neben ihr erneut eine Schar von feierwütigen Hartwurst Fanatikern, die den Mädels und Jungs des dienstältesten Heavy Metal Clubs in Sachsen zum zweiten Mal hintereinander ein „Ausverkauft“ bescherten. Ganz klar ein Lob und eine Anerkennung für die erneuten Großtaten, die die Truppe auf die Beine gestellt hatten, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich hörte jedenfalls über das gesamte Wochenende nicht eine einzige Beschwerde. Vielmehr äußerten sich auch die Bands komplett begeistert von dem hier Gebotenen. Kein Wunder, denn genauso wie im Vorjahr waren alle unermüdlich im Einsatz und gaben ihr Bestes. Wie auch unsere Franzi, die hinter dem Tresen im VIP Bereich die durstigen Kehlen benetzte…sofern die Zapfanlage funktionierte…
Thor und ich schlugen gegen 13:30 in Iffersgrün auf, um wie im letzten Jahr im dort ansässigen Rittergut noch eine fette Portion Spargel zu verdrücken und so gestärkt pünktlich am Mühlteich einzutrudeln, um dort den ersten Tag einzuläuten.
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TAG 1 TAG 2
Ich will ja dem letztjährigen Opener Protection of hate nicht zu nahe treten, doch in diesem Jahr fanden sich bereits zu „früher“ Stunde ein ganz schön großer Haufen an feierwütigen Metallern vor der Bühne ein, um Armageddon bound aus der Weltstadt Markneukirchen Tribut zu zollen, den der Vierer auch vollkommen verdient hatte. Thrash Metal mit einer satten Todesblei Kante wurde kredenzt und das Volk war sichtlich angetan. Kein Wunder, war der Sound passend zu diesem akustischen Massaker fett wie Mutters Griebenschmalz und die Band lieferte den passenden Soundtrack zu dieser anstehenden, schmackhaften, 2tägigen Hartwurst Verköstigung. Es verwunderte mich nur sehr im Nachhinein zu erfahren, dass dieser Auftritt wohl erst der achte in der gesamten Karriere von Armageddon bound gewesen sei, denn ich habe schon viele Bands mit weitaus mehr Erfahrung erleben „dürfen“, die mit weitaus weniger Enthusiasmus an die ihnen übertragene Aufgabe gegangen sind. Mich hat vor allem die grandiose Sepultura Coverversion von „Troops of doom“ umgehauen, die zum Ende des Gigs nur noch mit dem Death Cover „Evil dead“ getoppt wurde. Aber auch die Eigenkompositionen der Jungs haben durchaus das Zeug dazu, in naher Zukunft für weitaus mehr Beachtung in der Szene zu sorgen. Ein wirklich fantastischer Start in den Tag!
Getreu dem Excrematory Grindfuckers Motto „Ein bisschen Grind muss sein“ gab es nun die Band mit dem wohl besten Bandnamen des gesamten Wochenendes: Burning butthairs…doch konträr zu diesem famosen Namen brannten weniger die Arschhaare, sondern vielmehr die Waden der im Kreis laufenden Meute vor der Bühne, die den Grind der Jungs aus Erfurt frenetisch abfeierten. Komischerweise fiel mir erst im späteren Verlauf des Gigs auf, dass man auf einen Drummer gänzlich verzichtet hatte und auf die Dienste von Angelo Sasso setzte, der allerdings seinen Job mehr als passabel absolvierte. Wer hier Rilke, Hölderlin oder Schiller erwartete, sah sich einer großen Enttäuschung ausgesetzt, denn hier kamen Fans von Cliteater oder den leider nun in die ewigen Jagdgründe eingegangenen Rompeprop voll auf ihre Kosten. CMOA Stammgäste beteuerten nach dem Auftritt kurzatmig, dass es vorher nie so viele Leute bei der zweiten Band des Festivals vor der Bühne gegeben hatte und auch ich muss zugeben: Das war mehr als amüsant! Auch die Gasteinlage von Defloration Frontmann Uwe Rödel, der die Arschhaare tatkräftig zusammenbrüllte. Top!
Die Magdeburger von Blackest Dawn hatte ich noch sehr wohlwollend von ihrem letztjährigen Opener Slot beim With Full Force in Erinnerung und auch wenn die Jungs rein optisch nicht so ganz zum CMOA Klientel passten, so konnte sie musikalisch jedoch erneut mehr als überzeugen und präsentierten sich als homogene Einheit. Ihre moderne Interpretation des von mir so geliebten Todesstahls fräste sich in mein Ohr und auch die etwas weniger als zuvor anwesenden Leute waren zuweilen durchaus angetan von dem hier Dargebotenen. Da war Bewegung auf den Brettern, der Sound war erneut brachial und alles in allem kann man konsternieren, dass es eine gute Entscheidung war, Blackest Dawn auf das Billing zu hieven.
Nervecell sind immer und überall ein Garant für griffigen Todesblei und so langsam mausern sich die Jungs aus Dubai zu einem meiner Lieblings Festival Acts. Warum? Man weiß immer was man serviert bekommt und auch heuer am Mühlteich ballerten die Jungs aus der Wüste aus allen Rohren, erwiesen sich als erneut als großartige Liveband und konnten vollends überzeugen. Und auch hier konnte man beobachten, dass trotz der „frühen“ Stunde eine ganze Menge Leute sich vor der Bühne versammelten, um den Vierer hochleben zu lassen. Meine Fresse…die zusammen mit Krisiun und/oder Vital Remains mal auf Tour und ick würde glatt hinloofen!
Böse Zungen könnten (die Betonung liegt auf KÖNNTEN) nun behaupten, dass es durch die Tätigkeit von Jan als Booker ein leichtes gewesen wäre, Kali Yuga auf das Billing zu packen, doch das wäre eine bodenlose Unterstellung, hat der Vogtländer Hochgeschwindigkeitsexpress doch eine absolute Daseinsberechtigung auf dem heutigen Tableau, denn die Jungs haben sich nicht nur in der Vergangenheit bei unzähligen Gelegenheiten (With Full Force, Postmorten Release Gig) live eine gehörige Fanbase erspielt, sondern haben mit ihrem neuen, selbstbetitelten Album eine fette Granate im Mörser stecken, die es hier und heute ausgiebig vorzustellen galt. Und das taten die Jungs auch ausgiebig, was bei dem proppenvollen Zelt auch mehr als gut ankam. Die anfängliche Nervosität der Band (bis auf Jan, der kurz vor dem Gig noch in Latschen und nem alkoholhaltigem Erfrischungsgetränk seine Runden drehte) wich einer energetischen Performance, wie ich sie so von dem sympathischen Quintett noch nicht gesehen habe. Natürlich wurde viel neues Material vorgestellt, welches sich nahtlos in die bisherige Discographie der Jungs einfügte und das Publikum fraß der Band förmlich aus der Hand. Jan legte auch eine ordentliche Sohle aufs Parket, poste wie ein Weltmeister und man kann abschließend sagen, dass sich Kali Yuga in dieser Form für höhere Weihen empfohlen haben. Bärenstark!
Nun kam aber einer der ganz großen Gewinner des Wochenendes auf die Bühne: Protector! Die Jungs um die Metallegende Martin Missy waren schon im Vorfeld des Auftritts für jeden Schabernack zu haben, posierten für unzählige Erinnerungsfotos und rechtfertigten den fannahen Ruf zu jedem Zeitpunkt. Auf der Bühne gab es dann einem ordentlichen Tritt in die Fresse, die Leute drehten mächtig am Zeiger und feierten die mittlerweile in Schweden beheimatete Band komplett ab. Das war ganz großer Sport und machte mächtig Vorgeschmack auf den nächsten Auftritt beim Headache Inside. Wer die Jungs noch nicht live gesehen, hat definitiv was verpasst. Martin verriet mir noch, dass das neue Album bald in Sack und Tüten ist…kaum erwähnenswert, dass ich mir den Begeisterungssabber danach verstohlen aus dem Mundwinkel wischte…
Dieses Jahr is Hass!!! Und zwar purer Hass, denn neben dem heutigen Auftritt werde ich Hate in diesem Jahr noch beim Metal Frenzy und dem Headache Inside bewundern dürfen…ja…bewundern, denn so langsam nähern sich die Jungs an ihre Landsmänner von Behemoth an und können zuweilen schon mächtig an Nergals Thron kratzen. Wo man früher durchaus noch von „Behemoth-light“ sprechen konnte, haben sich die Jungs vor allem mit ihrem letzten Release „Crusade: Zero“ ziemlich freigeschwommen und brillieren mit ihrem rabenscharzen Black/Death Mix und begeistern ohne Ende. Das Publikum jedenfalls war (trotz einiger alkoholbedingter Ausfälle im und um das Zelt herum) komplett begeistert und feierte Adam und seine Spießgesellen nach allen Regeln der Kunst ab. Wenn Hate so weitermachen, wird da bald entscheidend mehr draus, als nur ein bloßer Insider Status. Ich freue mich bereits auf die nächsten Auftritte!
Beim folgenden brasilianischen Trio kann man überhaupt nichts falsch machen, denn Krisiun sind nicht nur mittlerweile auf CD eine Weltmacht, sondern live schon seit Eh und Je und das bewiesen die Kolesne Bro’s heute erneut mit Nachdruck. Das Trio macht mehr Alarm als so manche Band mit der doppelten Anzahl an Mitgliedern, was das feierwütige Volk ähnlich sah und diese Dampframme mit enthusiastischem Handgeklapper überschüttete. Was die Stollentreter bei der WM im eigenen Land letztes Jahr verbockten, rissen Krisiun wieder raus und bewiesen, wie man Todesblei in seiner feinsten Art zocken muss. Somit war die brasilianische Ehre wieder hergestellt und selbst wenn Fronter Alex höflich und nett lächelte, war er etwas später am Abend immer noch nicht gut auf das letztjährige 7:1 zu sprechen, was nach diversen Pils aber dann doch zur Banalität mutierte,
Naglfar live ist immer eine Reise wert! Egal wo die Schweden zum Ringelpietz mit anfassen aufspielen darf man sich sicher sein, eine mehr als massive Soundwand in die Magengrube geballert zu bekommen und auch heute machten Kris Olivius keinerlei Gefangenen und untermauerten ihren heutigen Headliner Status eindrucksvoll. Der Sound war erneut (wie am gesamten Wochenende) erste Sahne und die Band agierte dementsprechend motiviert…und obwohl Kris am Nachmittag noch ins Krankenhaus musste, sah man dem agilen Fronter dies zu keiner Sekunde wirklich an, im Gegenteil. Es wurde gepost, gekeift und einfach nur mächtig Terz gemacht und da die Mannen mit „Bring out the dead“ einen meiner absoluten Lieblingssongs im Repertoire haben, war ich ziemlich voreingenommen, wurde aber trotzdem zu keiner Sekunde enttäuscht und erfreute mich an einer absoluter Hammer-Performance die meine Hoffnung nährte, bald mal was Neues von Naglfar in meiner Anlage begrüßen zu dürfen. Großartig ist fast untertrieben!
Für uns war danach Schicht und bevor mein Kopf überhaupt in die Nähe meines Kissens kam, pennte ich schon selig und friedlich und ließ Tag 1 noch einmal träumerisch Revue passieren. Schon jetzt war klar, dass die Moshers hier und heuer wieder einmal ganze Arbeit geleistet hatten…