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Familientreffen in der Hölle - De Mortem et Diabolum 2023

08. & 09. Dezember 2023 – Berlin @ ORWOhaus: Unser Bericht


Und schon ist es wieder vorbei, das langersehnte Spektakel im Dezember. Während viele Kinder sich auf diesen Monat aus ganz anderen Gründen so freuen, bedeutet das für mich, dass es wieder De Mortem Zeit ist! Und so erlebte ich kürzlich erneut eine Bescherung allerfeinster musikalischer Güteklasse. Wie in meinem Vorbericht angekündigt, stand mir das vielleicht stärkste Billing der Festivalreihe bevor. Und scheinbar war ich mit dieser Meinung nicht allein, war die Veranstaltung doch erstmals ausverkauft. So machten sich rund 550 Freunde schwarzer Kost auf nach Berlin, um im ORWOhaus zwei fulminante Tage beziehungsweise Nächte zu erleben.

TAG 1

Nach dem Einchecken im nahegelegenen Hotel ging es flotten Schrittes zur Location. Dort angekommen begann erst einmal ein freudiger Begrüßungsmarathon – zum De Mortem et Diabolum zu kommen fühlt sich für mich inzwischen wie ein Familientreffen an. Doch fürs ganze Team war erst einmal noch nicht genug Zeit, denn Ill Tidings eröffneten gerade schon das Festival. Für einen Freitagnachmittag war der Saal zu früher Stunde schon gut gefüllt und die Österreicher gaben sich motiviert und spielfreudig. Ein bisschen Old School hier, etwas Pagan da, dazu reichlich Melodie und obendrauf ein variabler Sänger, der auch gern mal zwischen verschiedenen Sprachen wechselte – so bekam man schon beim Opener eine feine Abwechslung geboten. Übergeben wurde der Staffelstab dann an Boötes Void. Die Bayern setzen auf Atmosphäre und brachten diese im Nu ins ORWOhaus. Schnell verlor man sich in der Musik der fünf Kapuzenmänner, die sich mit düstren Masken und Knochen „verschönert“ hatten. Und wo wir gerade beim Wort Schönheit sind, diese entfaltete sich definitiv in den getragenen Melodien der Süddeutschen.

Der Anfang war also gemacht und die Freude auf die nächsten Stunden stieg weiter an. Vor allem auf die nun folgenden Dödsrit hatte ich mich schon im Vorfeld extrem gefreut. Und es dauerte auch keine zwei Wimpernschläge und ich wusste warum: Welch eine Wucht, welch eine Energie knallte mir da nur entgegen?! Die Kombination aus Black Metal und Crust Punk / Hardcore mag manch einem vielleicht noch immer merkwürdig vorkommen, wer an diesem Tage allerdings im ORWOhaus anwesend war, der wurde sicherlich eines Besseren belehrt. Denn wie diese vier Schweden den Spagat zwischen den Stilen meistern, ist einfach der Wahnsinn. Schon ein Song wie „Shallow Graves“, der unter anderem das Set bereicherte, ist ein Beispiel dafür. Folgeerscheinungen: Gänsehaut und breites Grinsen! Dies verflog auch nicht, als die nächste Band die Bühne enterte: Krater sind schon alte Bekannte auf dem De Mortem et Diabolum und immer ein Garant für eine heftige Black Metal Vollbedienung. Und so wurde dem Auditorium eine amtliche Landung Schwarzmetall in Reinkultur durch die Gehörgänge gejagt. Das ORWOhaus war inzwischen beachtlich gefüllt und die Menge feierte die Band zu recht ab und Songs wie „Prayer for your demise“, „Non Serviam“ und die wieder einmal alles überragenden „Flammen im Vakuum“ bekamen ihren verdienten Tribut gezollt.

Ein normaler Konzertabend wäre nach so einem Paket meist schon vorbei gewesen, doch nicht das De Mortem – stattdessen war, die Zusatzband Hierophant mal ausgeklammert, gerade einmal die Halbzeit erreicht. Und in genau diesen zweiten Abschnitt luden niemand geringeres als The Spirit. Was die Saarländer seit Jahren auf Platte und live abliefern, spricht für sich – anfangs noch stark inspiriert vom melodischen Black Metal schwedischer Art hin zu noch mehr technischen Anspruch erlebt man bei ihren Shows stets vertonten Perfektionismus. Das Set bei ihrem ersten Auftritt auf dem De Mortem et Diabolum umfasste einen Querschnitt aus ihren verschiedenen Schaffensphasen und offerierte uns Material von allen drei Alben, darunter Songs wie „Celestial Fire“, „Repugnant Human Scum“, „Pillars of Doom“, „Illuminate the Night Sky“ und „The Clouds of Damnation“.

Nun schien für viele der Angereisten der geheime Headliner anzustehen: Afsky lockten von irgendwo noch eine zusätzliche Fan-Schar heran, so wirkte es zumindest, als sich der Saal noch einmal schlagartig füllte. Aber verwunderlich ist dies auch nicht, liefert Mastermind Ole Pedersen Luk doch immer wieder beachtliche Alben mit seiner Band ab, so wie auch gerade erst im März 2023. Zugegeben bin ich nicht völlig im Bilde über die einzelnen Werke, doch das hielt mich kein Stück davon ab, den Auftritt der Dänen zu genießen. Das war saustark und meine einzige Kritik geht hier an mich selbst: Mehr Afsky hören!

Besser bewandert bin ich dagegen bei Winterfylleth und so freute ich mich schon auf die Engländer. Doch kurz schreckte ich auf, als deren eigener Sound Techniker scheinbar nicht die richtigen Knöpfe fand und der erste Song leider erst einmal für die Katz‘ war. Doch nachdem der „Hausmixer“ von Irsins Sound übernahm, wendete sich das Blatt und ich konnte auch hier ins Genießen kommen. Meinen Dank dafür an dieser Stelle! Es wäre einfach zu schade gewesen, den mit Musik geschriebenen Geschichten über englische Historie, Natur und Landschaften, der Entfaltung großer Melodien und dem Klang des mehrstimmigen Gesangs nicht angemessen lauschen zu können. Thematisch und klanglich ähnlich ging es dann auch beim (offiziellen) Headliner Soar zu. Ebenfalls mit großen Melodien angelegtes Songwriting trifft auf Erzählungen über die Natur und die eigene Geschichte, in diesem Falle eben die der schottischen Nachbarn. Grundlegend gefällt mir die Musik von Bandkopf Andy Marshall und auch der Auftritt beim De Mortem IX war nicht schlecht, jedoch hatte ich hier und da so meine Probleme mit dem Sound, was vor allem an der für meinen Geschmack zu lauten und prägnanten Flöte lag. Dieses Instrument live einbinden zu wollen ist ein löbliches Vorhaben, vielleicht hätte es über Samples aber doch besser funktioniert. So wurde es teils schwierig, sich völlig auf diese Show einzulassen.

Eigentlich wäre damit auch der erste Tag durch gewesen, doch relativ kurzfristig ergab sich vor dem Festival noch eine Übereinkunft mit den italienischen Krachmachern von Hierophant. Offen gestanden fragte ich mich im Vorfeld, wie ich diese Lärmattacke wohl nach den vergleichsweise sanften Klängen von Saor verkraften würde, doch tatsächlich wurde ich positiv überrascht. Klar, es blieb bei dem rüden Geballer, das ich erwartet hatte, aber irgendwie funktionierte dieser nächtliche Krawall ziemlich gut und es kam richtig Stimmung vor der Bühne auf. Klar, der Saal war nun, das heißt gegen halb 2 Uhr, längst nicht mehr so voll, doch die, die noch stehen konnten, hauten jetzt noch mal ihre letzten Energiereserven rein, bevor es dann final nach Hause ging.

TAG 2

Mit einem frühstücksgefüllten Bauch tankten wir im Hotelzimmer noch einmal den persönlichen Akku auf und ruhten die Füße aus, denn auch der zweite  Festivaltag versprach eine Menge Aktion. So machten wir uns also einigermaßen erholt bei Zeiten auf den Weg zurück zum ORWOhaus, wo uns der gute Niklas, wie so oft mit einem Witz auf den Lippen und offenen Armen, in Empfang nahm. Nach etwas Smalltalk hier und da nahmen wir dann unsere Plätze vor der Bühne ein.

Als Avowal die Bühne betraten war es leider noch etwas leer im Saal. War es noch zu früh für Berlin oder war der doomige, leicht progressive Black Death Metal zu speziell für den Einstieg? Ich muss selbst gestehen, dass der Stil der Mannheimer nicht so ganz meinen Nerv traf. Doch so ist das eben auf einem Festival: Nicht jede einzelne Band haut jeden völlig aus den Latschen, selbst wenn sie einen durchaus souveränen Auftritt hinlegt, was ich Avowal an dieser Stelle durchaus attestieren will. Dafür zündeten Horresque dann umso mehr – auch wenn ich mich schon sehr auf Los Males Del Mundo gefreut hatte, die nun eigentlich spielen sollten. Aufgrund eines kritischen Gesundheitszustandes von Gitarrist Christian, der sich inzwischen zum Glück wieder etwas erholt hat, konnten die Argentinier ihre Show leider nicht durchziehen. An dieser Stelle also: Gute Besserung und vielleicht kann das ja nachgeholt werden… Zurück aber zu Horresque:

Die Band um den Metal Workaholic Stefan Dietz konnte schon 2022 auf dem De Mortem et Diabolum mächtig punkten. Nun sprangen sie also kurzer Hand ein und untermauerten den starken Eindruck vom Vorjahr. Mit einer fetten Ladung Energie knallten sie dem inzwischen gut angewachsenen Auditorium ihre dunklen Geschichten über menschliche Abgründe um die Ohren. Bei dieser Show wuchs die Vorfreude auf das kommende, neue Album!

Nun war auch ich auf Betriebstemperatur, was für den anstehenden niederländischen Doppelschlag nur gut sein konnte. Denn Wrang überrannten das ORWOhaus, dass es eine wahre Freude war. Von Rotzigkeit über Wahnsinn steigerten sich die Songs bis hin zu echten Black Metal Hymnen. Zwar hatte ich mich nach meiner Recherche für den Vorbericht schon auf die Truppe um das Kern-Duo Galgenvot und Valr gefreut, doch was sie mir dann boten, überzeugte noch ein ganzes Stück weit mehr. Eine energetische und etwas wahnwitzige Show, die ich mir gern wieder einmal geben würde… Doch nun war erst einmal das Projekt ihres Landsmannes Carchost, genauer gesagt also Helleruin, dran. Da hier sonst alles aus einer Hand kommt, lieh der besagte Hauptprotagonist sich mal eben die Kollegen von Wrang und ein Mikrofon aus und zelebrierte sein schwarzes Inferno. Und auch hier bekam ich große Augen und schwere Ohrläppchen, als es mir kalt den Rücken runter lief. Von wegen, die Niederlanden sind orange, das hier war einfach nur pechschwarz! Mit einem Gastauftritt des Wrang Sängers im Duett war auch diese Show einfach nur ein bitterböser Spaß.

Leider konnte ich diesen dann weder bei mir noch bei den Musikern von Shores Of Ladon ausmachen. Nach dem vorangegangen superstarken Programm sprang – und so ehrlich muss ich das einfach sagen – nun so gar kein Funke auf mich über. Die Musik orientierte sich lediglich am Standard des klassischen Black Metals, was nun nicht so schlimm ist, und, auch wenn es vielleicht Teil ihrer Show sein mag, so wirkte das Auftreten der Band auf mich recht lustlos bis gelangweilt. Nun ja, sei es drum… Ich nutze die restliche Spielzeit aber um einer anderen Kunst zu frönen und schaute zum x-ten Mal beim Stand der anwesenden (Tattoo-)Künstlerin Drowned Orange vorbei, die eine enorm ansprechende Auswahl an Bilder und Patches dabei hatte, und ging diesmal nicht mit leeren Händen. Wer noch Platz auf seiner Kutte, an seinen heimischen Wänden oder auf seiner Haut hat, sollte einmal ihre Werke checken!

Der Weg zurück führte dann so langsam zum Endspurt der 2023er Auflage des DMeD – und mit Ultha stand nun einer der ganz besonderen und eindeutig heiß erwarteten Acts des Abends auf der Agenda. Viel zu sehen gab es bei tiefrotem Licht und massig Nebel zwar nicht, aber mal ehrlich: Wer behält bei diesem Sound die Klüsen auf und starrt auf die Bühne?! Ich für meinen Teil genoss den Sound und die Atmosphäre mit geschlossenen Augen und träumte mich völlig weg. Es war für mich der erste Ultha Gig, den ich live erleben durfte, und er packte mich sofort. Mehrere Male driftete ich in ferne Sphären ab. Auch wenn ich ein, zwei mal angerempelte und aus meinem Film gerissen wurde, was mich wirklich ärgerte, so schnell war ich wieder in diesem Trip gefangen. Wow, was ein Erlebnis! Intensiver kann atmosphärischer Black Metal wohl kaum vorgetragen werden. Das war definitiv ein weiteres Highlight des Wochenendes.

Doch noch war längst nicht Feierabend im ORWOhaus. Als vorletzte Band des Festivals standen jetzt die alten Hasen von Darvaza in den Startlöchern. Wie angekündigt zelebrierten Wraath und Omega mitsamt ihrer Begleiter erneut eine superdunkle Messe. Fies, roh und angenehm räudig prügelte sich das Quintett durch die komplette Diskografie und beendete das finstere Schauspiel mit dem wieder einmal überragendem „The Silver Chalice“. Zum großen Finale riefen dann Misþyrming zum letzten Gefecht. Wer glaubte, das man nach 16 Bands in zwei Tagen und um kurz nach halb 12 Uhr abends nicht mehr in Ekstase verfallen könne, der hatte die Rechnung eindeutig ohne diese Truppe gemacht! Egal wie klischeehaft das klingen mag, doch diese Isländer gleichen nun mal einfach einem Vulkan. Bedrohlich und voller Energie, die beim Ausbruch alles erschüttert und in Wallung versetzt, so könnte man die Auftritte dieser Band wohl beschreiben. So gab auch an diesem Abend jeder einzelne von ihnen alles, performte, als gäbe es kein Morgen, und vor allem Frontmann D.G. wurde nicht müde, die Menge immer weiter anzuheizen.

Diese fraß ihm ohnehin von der ersten Sekunde an aus der Hand – kein Wunder, hätte der Einstieg mit „Söngur Heiftar“ und „Orgia“ ja kaum besser gewählt worden sein. Die Qualität des Sets nahm auch nicht weiter ab und als beim One Tail, One Head Cover „The Splendour Of The Trident Tyger“ auch noch Wraath erneut auf die Bühne kam, gab es noch einen ganz besonderen Leckerbissen. Mit „Algleymi“ beendeten Misþyrming dann letztlich ihren Auftritt und somit auch das De Mortem et Diabolum IX. Und auch wenn sie auf der Bühne extrem und vielleicht etwas gefährlich wirkten, waren sie doch, wie so oft, danach einfach verdammt cool. Als uns anschließend im Hotel der immer noch völlig mit Blut besundelte D.G. über den Weg lief und ich die großartige Show lobte, lächelte dieser nur, bedankte sich und fügte an: „Ich habe alles gegeben.“ Absolut… wer, wenn nicht er? Sehr sympathisch, außer vielleicht für die nicht zu knapp verstörten und leicht verängstigten nicht-metallischen Hotelgäste, mit denen wir uns dann den Fahrstuhl teilten…

Das war es also, das De Mortem et Diabolum 2023. Wieder war es gigantisch gut und eines meiner absoluten Musik Highlights des Jahres. Und wie jedes Jahr, wenn ich meinen Bericht zu dieser Veranstaltung schreibe, könnte ich etliche Zeilen über die großartige Organisation, die fantastische Bandauswahl und die familiäre Atmosphäre verfassen. Wieder könnte ich sagen, wie geil jeder einzelne Mensch vom Eingangsbereich, am Merch-Stand, hin zum Tresen, an der Technik, auf der Bühne und dahinter im Backstage ist.

Und wieder könnte ich mich dafür bedanken und einen literarischen Kniefall ausführen, dass ich erneut so herzlich empfangen und behandelt wurde. Doch, so wahr das auch alles wäre, diese Arschkriecherei erspare ich euch diesmal einfach… Allerdings möchte ich betonen, dass die Messlatte für das 10jährige Bestehen enorm hochgelegt wurde und ich verdammt gespannt bin, was uns im Dezember 2024 erwarten wird. Mit Sulphur Aeon, Agrypnie und Naxen sind, um nur ein paar zu nennen, schon echte Perlen auf dem Zettel. Doch bevor es soweit ist, müssen wir uns noch etwas gedulden. Zur Überbrückung dürfen wir uns allerdings schon auf den „Ableger“ namens Walpurgisnacht am 26. und 27. April freuen. Neben Auftritten von 1914 und The Vision Bleak werden uns die avantgardistischen Ausnahme-Blackis von Dornenreich mit gleich zwei Shows (ein Akustik, ein Metal Set) ergötzen. Also Stift und Kalender zucken – ihr wisst, was ihr zu tun habt…




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