Vier lange Jahre musste die Fangemeinde auf neues Material von der führenden deutschen Pagan/Folk Metal Band Equilibrium warten, die nun endlich mit „Erdentempel“ am 06.06.2014 ihren vierten Longplayer in die Waagschale werfen und damit nicht nur die eigene Fanschar beglücken werden, sondern auch vielerorts neue Anhänger hinzugewinnen dürften. Vier Alben für eine Band, die vom Gefühl her schon eine Ewigkeit der Szene zugehörig sind ist zwar nicht viel, dafür kann man sich aber immer sicher sein, dass man für sein Geld auch erstklassige Ware und hervorragende Qualität präsentiert bekommt. Und da macht „Erdentempel“ keine Ausnahme.
Ich muss zugeben, dass ich „Sagas“ bis zu diesem Zeitpunkt für das Meisterwerk der Mannen um Bandchef Rene Berthiaume erachtete und mit „Rekreatur“ so ziemlich meine Probleme hatte, was unter anderem dem Umstand geschuldet war, dass ich Robses Vorgänger am Mirko Helge Stang stimmlich besser fand und mit dem Mann aus Frankfurt/Oder anfänglich nicht warm wurde. Warum dies allerdings auf „Rekreatur“ so war, könnt Ihr in unserem zeitgleich erschienenen INTERVIEW nachlesen. Nur so viel dazu: Robse hat sich auf „Erdentempel“ freigeschwommen, profitiert von der glasklaren und harten Produktion, die ihm genügend Spielraum bietet, seine Stimme zu entfalten und dem Hörer diesmal auch die Möglichkeit bietet, die Texte wirklich zu verstehen.
Und das ist im Falle Equilibriums eigentlich ein Muss, denn die Band hat was zu sagen! Das war schon immer so und ändert sich auch dieses Mal nicht. Musikalisch sind die Jungs von je her über viele Zweifel erhaben und erheben den von mir so hochgelobten Begriff des „Abwechslungsreichtums“ auf ein anderes Level, spielen mit verschiedenen musikalischen und ethnischen Einflüssen und nehmen den geneigten Hörer mit auf eine wunderschöne Reise. Die folkloristischen Elemente sind diesmal auch wieder etwas stärker ausgeprägt, was man bei der vorab veröffentlichten EP „Waldschrein“ bereits erhoffen durfte und sich mit dem maritim angehauchten „Wellengang“, dem ebenfalls vorher veröffentlichten und wunderbar orientalisch verzierten „Karawane“ oder „Stein meiner Ahnen“ bewahrheitet. Das ist großes akustisches Kino mit unglaublich viel Platz für eigene Interpretationen. Man kann die Augen schließen und zu den Klängen Bilder in seinem Kopf formen, oder man dreht komplett durch und mosht sich bei dem legitimen „Met“ Nachfolger „Wirtshaus Gaudi“ das Hirn durch den vorderen Frontallappen. Mein Favorit ist allerdings „Uns’rer Flöten Klang“, der einen wuchtigen Groove besitzt und sich sofort als Ohrwurm in meinem Schädel festgesetzt hat. Überhaupt kann ich endlich mal wieder Songs mitpfeiffen, was ich bei „Blut im Auge“ oder „Die Weide und der Fluss“ oft machte, dies beim Vorgängeralbum allerdings nicht konnte.
„Erdentempel“ hat sich zwar bei mir erst nach dem dritten Mal so richtig entfaltet, dafür haftet das Album nun aber nachhaltig in meinem Ohr. Equilibrium haben es trotz einer so langer Veröffentlichungspause geschafft, ein unglaublich abwechslungs- und facettenreiches Album der Öffentlichkeit zu präsentieren, welches in vielen Jahrespolls sicherlich in vorderen Positionen auftauchen werden wird und auch muss. Ohrwürmer gibt es eine Menge und mit der „Wirtshaus Gaudi“ hat man bereits jetzt den Festival-Sommerhit 2014 geschrieben, der mir mit größter anzunehmender Sicherheit dieses Jahr von vielen Zeltplätzen entgegen schallen wird. Hoch die Humpen!
Bewertung: vollends überzeugende und großartige 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Ankunft (Instrumental)
02. Was lange währt
03. Waldschrein
04. Karawane
05. Uns’rer Flöten Klang
06. Freiflug
07. Heavy chill
08. Wirtshaus Gaudi
09. Stein meiner Ahnen
10. Wellengang
11. Apokalypse
12. The unknown episode
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EQUILIBRIUM (2014)
"Erdentempel"