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DICENTRESS – Scope Of Chaos EP (2022)
(7.829) Em Zett (9,0/10) Anti-Schubladen-Metal
Label: Eigenproduktion
VÖ: 20.05.2022
Stil: Anti-Schubladen-Metal
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Diejenigen unter euch, die zunehmend genervt sind von uninspirierten, halbgaren und zahnlosen Alben namhafter Multi-Platin-Bands in der letzten Zeit, sollten freundlicherweise mal ihren Blickwinkel und ihre stupiden Hörgewohnheiten ändern. Denn das Gute liegt so nahe, nennt sich DICENTRESS und kommt aus dem schönen Thüringen.
Christian Falk ist der Mainman, Songwriter und Guitarplayer in Personalunion. Waren die zuvor erschienenen Tonträger durchweg instrumentaler Natur, gehen DICENTRESS mit der 4-Track-EP „Scope Of Chaos“ variablere Wege. Denn erstmals ist kompletter Gesang bei allen Songs zu hören. Kein geringerer als DECÉMBRE NOIR – Frontmann Lars Dotzauer übernimmt diesen Part. Mit Robert Chudasch , der für Drums & Percussion zuständig zeichnet, ist das Trio aktuell komplett. Nicht zu vergessen Kevin Kleinschmidt, der als ehemaliger DN-Drummer bei DICENTRESS von Beginn an als Musiker, Produzent, Arrangeur und Mixer die Fäden mit in der Hand hält.
Die letzten Alben der Band liegen schon einige Zeit zurück und gefühlt ist diese EP so etwas wie ein Neustart, denn Line-up als auch die Songs haben sich heuer verändert. Das heißt aber nicht, daß nun komplett neue Wege beschritten werden, denn die Musik als solche ist nach wie vor weder zu kategorisieren noch in irgendwelche Schubladen packbar. Vielmehr sind die Songs noch vielseitiger, spannender und fesselnder.
Die Symbiose aus ruhigeren und schwermetallischen Parts ist absolut bemerkenswert. Dunkle Riffs wechseln mit ambientartigen Elementen. Stupide Songstrukturen sucht man hier vergebens, ähnlich wie bei TIAMAT zu „Wildhoney“-Zeiten. Die Veredelung erfolgt tatsächlich durch die erstmals eingesetzten Vocals, die sich wunderbar songdienlich zwischen Death/Doom-Growlen und cleanen Parts abwechseln.
Wer Sänger Lars bisher nur von seiner Stammband DECÉMBRE NOIR kannte, wird hier, so wie ich, völlig überrascht ob seiner stimmlichen Fähigkeiten. Zudem gibt es jederzeit absolut interessante musikalische Einsprengsel. In „Temple Of The Fallen King“ etwa hört man orientalisch angehauchte Gitarrenparts und Percussion. Bei „Old Echoes“ scheut sich die Band nicht, Klarinettenklänge einzuweben, die absolut stimmig wirken. Dazu gibt es noch weibliche Backing-Vocals.
Fazit: Der Underground ist weitaus vielschichtiger und für mich weitaus spannender, als z.B. das drölfzigste durchgetaktete Einheitsgehämmer einer bekannten und musikalisch belanglosen Feuerwerks-Stadionkapelle aus Berlin. Eins der besseren Beispiele dafür sind DICENTRESS. Leute mit offenen Ohren und musikalischem Verstand sollten hier unbedingt reinhören.
Anspieltip: „Temple Of The Fallen King“
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Scope Of Chaos
02. Temple Of The Fallen King
03. Another Sadness
04. Old Echoes