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Der Redaktions-Jahrespoll 2024 (No.15)
Shadowman (Redakteur) - You want the Best, you got the Best
Das Jahr 2024 war ein Jahr voller Widersprüche. Auf der einen Seite gab es musikalische Highlights, die mich als Metal-Redakteur wirklich begeistert haben. Einige Veröffentlichungen waren so intensiv und packend, dass sie für mich schon jetzt als moderne Klassiker gelten könnten. Doch wie immer in der Musiklandschaft gab es nicht nur Licht. Zwischen den Meisterwerken fanden sich auch Alben, die unfertig wirkten – als hätte man sie übereilt auf den Markt geworfen. Manche Veröffentlichungen wären vielleicht besser noch im Proberaum gereift oder sogar im Archiv geblieben.
Eigene Events konnte ich auch weiter veranstalten und ich bin echt dankbar über jeden Support und danke für die Partner bei Elbbollwerkconcerts_39.
Die Highlights des Jahres waren leider überschaubar. Es gab großartige Momente, aber der Eindruck, dass diese seltenen Perlen in einem Ozean aus Mittelmaß waren, lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Auf persönlicher Ebene war 2024 für mich ein enorm herausforderndes Jahr. Es war geprägt von Enttäuschungen, Verlusten und immer wieder von Menschen, deren Arroganz und Selbstherrlichkeit mich sehr irritierten und mich einfach noch mehr verunsicherten. Besonders bitter war für mich das Gefühl, dass gerade in meinem engen Umfeld Unterstützung oft fehlte, was mir den Spaß an Dingen, die ich sonst mit Leidenschaft mache, stark vermiest hat. Musikmachen, etwas, das mir früher so viel Kraft gegeben hat, wurde zu einer echten Belastung.
Die Arbeit an den Aufnahmen für ein bevorstehendes Album hat mir psychisch (gerade im Vorfeld) alles abverlangt. Der Prozess, der war kreativ und erfüllend, jedoch fühlte es sich zwischenmenschlich zäh und erdrückend an. Dazu eine Tour, die für mich mental alles andere als einfach war. Noch nie hat mich eine Tour so herausgefordert.
Das Gefühl, nie genug zu sein, immer nur zu kämpfen, um es anderen recht zu machen, hat mich durch das ganze Jahr begleitet. Dieser ständige innere Kampf hat mich müde gemacht, und der Eindruck, dass ich in den Augen vieler immer nur „bitte“ und „danke“ sagen muss, war zermürbend. Es fällt schwer, solche Erfahrungen abzuschließen und sie nicht in die Zukunft mitzunehmen.
So ein Jahr möchte ich nicht noch einmal erleben. 2024 war ein Jahr, das mir mehr abverlangt hat, als ich manchmal geben konnte. Es war geprägt von Tiefpunkten, von negativen Ausschlägen, die ich in dieser Intensität nicht noch einmal erleben möchte.
Eine der bittersten Erfahrungen in 2024 war für mich die Enttäuschung über Menschen, die ihr Wort nicht halten. Leider gilt das gerade für einige Veranstalter, die Zusagen gemacht haben, nur um sie dann wieder zu brechen. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern zeigt auch eine Respektlosigkeit gegenüber den Bands, die für ihre Kunst und ihre Leidenschaft so viel investieren. Wenn Bands, die auf der Bühne alles geben und ihre Seele in ihre Musik legen, plötzlich mit leeren Händen dastehen, fühlt sich das wie ein Schlag ins Gesicht an.
Diese selbstherrliche Art, in der einige Veranstalter handeln, als wären sie unantastbar, macht mich traurig und wütend zugleich. Es zeigt eine fehlende Wertschätzung für die Künstler. Musik ist eine Gemeinschaftsarbeit – jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass ein Konzert oder ein Festival unvergesslich wird. Aber wenn Egoismus und fehlender Respekt die Oberhand gewinnen, leidet die gesamte Szene darunter.
So sehr mich solche Erfahrungen enttäuschen, so wichtig ist es auch, die positiven Seiten nicht aus den Augen zu verlieren. Es gibt sie noch – die Veranstalter, die ihr Wort halten, die Bands und Fans mit Respekt behandeln und für die die Liebe zur Musik an erster Stelle steht. Es ist diese Hoffnung, die mich weiter antreibt und an die ich glauben möchte.
2024 hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, aufeinander Acht zu geben und Verantwortung füreinander zu übernehmen – in der Musikszene genauso wie im Leben. Enttäuschungen wie die oben beschriebenen sollten uns nicht brechen, sondern vielmehr daran erinnern, wie wichtig es ist, selbst anders zu handeln.
ALBEN DES JAHRES 2024
01. ALCEST – Les Chants De L’Aurore
02. HAMFERD – Men Guðs Hond Er Sterk
03. SÓLSTAFIR – Hin helga kvöl
04. NYKTOPHOBIA – To The Stars
05. ROTTING CHRIST - ΠΡΟ ΧΡΙΣΤΟΥ (Pro Xristoy)
06. RISE OF KRONOS – Imperium
07. IOTUNN – Kinship
08. Blood Incantation - Absolute Elsewhere
09. GROZA - Nadir
NEWCOMER DES JAHRES
Universe Raises Nothingness (U.R.N.)
Wenn es 2024 eine Band gab, die mich von Anfang an begeistert und überrascht hat, dann war es Universe Raises Nothingness – kurz U.R.N.. Die Leipziger Formation hat mit ihrer Demo „Horridus Cometa“ ein saustarkes erstes Lebenszeichen abgeliefert, das nicht nur durch seine musikalische Klasse, sondern auch durch seine atmosphärische Tiefe hervorsticht. Schon jetzt ist klar: Hier entsteht etwas echt Geniales.
Für mich im Mittelpunkt steht H.E.L., der kreative Kopf hinter U.R.N., dessen Herzblut und Hingabe man in jedem einzelnen Ton spüren kann. Ich hatte das große Glück, bereits ein wenig am Entstehungsprozess teilhaben zu dürfen und konnte aus nächster Nähe miterleben, mit welcher Leidenschaft und Präzision dieses Projekt umgesetzt wird. Diese Musik ist keine Massenware, sondern Kunst im besten Sinne – roh, ehrlich und von echter Leidenschaft durchdrungen.
„Horridus Cometa“ ist nur der Anfang, und ich bin überzeugt, dass da noch einiges für uns auf Lager sein wird. Wer auf düstere, intensive und unberechenbare Musik steht, sollte U.R.N. definitiv auf dem Schirm behalten. Sie sind für mich ganz klar der Newcomer des Jahres und ein leuchtendes Beispiel dafür, dass in der deutschen Underground-Szene immer wieder außergewöhnliche Talente auftauchen.
KONZERT & FESTIVAL HIGHLIGHTS DES JAHRES 2024
- 01.03.2024 - KATAKLYSM • Fleshgod Apocalypse • Stillbirth | Hellraiser Leipzig
- 02.05.2024 - MARDUK + Origin + Doodswens + Skaphos | Hellraiser Leipzig
- 18.05.2024 - OTHER DAY | Felsenkeller Leipzig
- 18.05.2024 - PETRA HERMANOVA | Völkerschlachtdenkmal Leipzig
- 11.-13.07.2024 – DAMNED DAYS der Damned Souls | Bikergelände Barleben
- 08.-10.08.2024 - PARTY.SAN - Schlotheim - Highlights BEHEMOTH, ABBATH performing IMMORTAL, MY DYING BRIDE, SOLSTAFIR, STILLBIRTH, THE BLACK DAHLIA MURDER u.a.
- 01.10.2024 - 1349 + KAMPFAR & AFSKY | Soziokulturelles Zentrum "Der Anker" Leipzig
- 17.12.2024 - PETRA HERMANOVA | Zeiss-Großplanetarium Berlin
MEIN BLICK AUF 2025
Das Jahr 2025 hat begonnen, und ich spüre doch auch Vorfreude. Als Musiker und Metal-Journalist ist es für mich eine Zeit, die sowohl beruflich als auch persönlich voller Highlights steckt. Die kommenden Monate versprechen ein Feuerwerk an Veröffentlichungen, Livekonzerten und inspirierenden Momenten. Es scheint, als würde die Metal-Szene dieses Jahr ihre kreativste Seite zeigen, und ich könnte nicht gespannter sein.
Für mich persönlich wird es ein ganz besonderes Jahr, denn meine eigene Band wird endlich unser neues Album veröffentlichen. Die Songs sind ein Spiegel unseres Herzens und unserer Kreativität: progressiv, emotional, hart und voller Leidenschaft. Ich hoffe, dass unsere Musik bei den Freunden du Fans die gleichen Emotionen auslöst, die wir beim Schreiben und Aufnehmen verspürt haben.
2025 wird ein Jahr, das uns hoffentlich wieder mehr zusammenbringt. Behemoth, Rivers of Nihil, Beyond Creation und Grima sind nur einige der Namen, auf die ich mich freue.
Ein absolutes Highlight des Jahres wird für mich, wie jedes Jahr, das Party.San Festival. Es ist mehr als nur ein Festival – es ist ein Ort, an dem ich mich zu Hause fühle, das Party.San ist für mich eine Zeit, an der ich meine Seele auftanken kann.
Doch bei aller Freude über die Musik und die Konzerte wünsche ich mir für 2025 auch etwas anderes: Respekt und Empathie im Umgang miteinander. Dieses Jahr hält mit den bevorstehenden Wahlen und den gesellschaftlichen Herausforderungen einiges für uns bereit. Es liegt an uns, besonnen und respektvoll miteinander umzugehen, auch wenn Meinungen und Ansichten auseinandergehen. Metal verbindet uns alle, und diese Gemeinschaft lebt von Offenheit und gegenseitiger Achtung.
Mit den Worten des unvergessenen Chuck Schuldiner: "Let the Metal Flow!" möchte ich meine Jahrespoll schließen.
Auf ein Jahr voller Leidenschaft, Empathie, Hingabe und Zusammenhalt!