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DEIMOS' DAWN – Anthem of the lost (2023)
(8.233) Olaf (9,0/10) Thrash Metal
Label: MDD Records
VÖ: 14.04.2023
Stil: Thrash Metal
Ja, ich kann unseren Maik mittlerweile gut verstehen, wenn er beim erstmaligen Hören eines Albums sich sofort an die Tasten setzt, um seine Eindrücke zu Papier (oder eher Word) zu bringen. Mir geht das eher selten so, doch im Falle von DEIMOS' DAWN muss ich mal eine Ausnahme machen, denn das mir vorliegende Debüt namens “Anthem of the Lost” macht solch einen unbändigen Spaß, dass ich meine eigentliche Arbeit im realen Leben vernachlässigte, um mir das Teil gleich dreimal hintereinander reinzuziehen. Warum? Darum!
Natürlich wird die Band in naher Zukunft in jedem Gespräch, in jedem Review damit konfrontiert werden, dass hinter dem Mikro niemand geringeres als Szene Urgestein Marc Grewe steht, der im dreihundertsten Frühling seiner Karriere nicht nur neuerdings bei Discreation seiner alten Todesblei-Leidenschaft frönt, sondern bei den ursprünglich aus dem brandenburgischen Eberswalde kommenden und mittlerweile im Berliner Exil verhafteten Musikern Andy Doe, Matthias Lange und Mathias Schmidt mächtig die Thrash Keule schwingt und das natürlich auch noch besser macht, als ein Gros seiner Nachwuchs Kollegen in diesem Segment. Zur Musik.
Das Quartett bietet schönen schnörkeligen Thrash Metal, der aber nicht nur mit Haudrauf-Effekten auskommt, sondern auch gerne mal das Tempo drosselt, um somit verdammt groovend aus den Kopfhörern zu quillen. Mich erinnerte das des Öfteren an alte Grip Inc. Schandtaten, gerade was das Riffing von Sechssaiter Andy anbelangt. Auch die Produktion ist druckvoll und hat seine Wiege im Hause Corny Rambadt, der mit seinen feinen Skills bereits Sodom, Disbelief oder Darkness mit einer ordentlichen Portion Heavyness ausgestattet hat.
Was mir allerdings mit am besten gefällt sind tatsächlich die Vocals von Marc, und da schließt sich dann der Kreis doch wieder. Die Stimme ist fantastisch akzentuiert, so dass man die Texte, die von Tausendsassa Andy Brings verfasst wurden, perfekt versteht und nachvollziehen kann. Überhaupt drängte sich mir des Öfteren die Frage auf, warum der sympathische Fronthirsch nicht schon früher auf der Thrash Schiene gefahren ist, denn das hier Dargebotene ist frisch, knüppelhart und herrlich abwechslungsreich, wie auch das gesamte Album.
Natürlich erfinden DEIMOS' DAWN das Rad auch nicht neu, sorgen aber dafür, dass man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl von Langeweile bekommt und ich mich sogar öfter dabei ertappt, dass zumindest imaginär nicht vorhandene Haupthaar kräftig in Schwung zu bringen. Songs wie ”Walking out on you”, ”Unholy water”, ”Over your Dead Body” oder der grandiose Rausschmeißer “Terrorvision quest” sind Blaupausen dafür, wie man als Newcomer den arrivierten Vertretern dieser Zunft mal kräftig in den Poppes treten kann.
Ich habe immer den Standpunkt vertreten, einer neuen Band mit ihrem ersten Album nicht eine ganz so hohe Punktzahl zu geben, damit für spätere Veröffentlichungen noch Luft nach oben ist, doch meine Frau wies mich darauf hin, dass das in der Schule schon Quatsch gewesen sei. Wenn man eine fehlerfreie Arbeit abliefert, dann muss das auch honoriert werden, womit ich ihr Recht geben muss, was mir ganz besonders schwerfällt und ich mir gleich erstmal den Mund mit Kernseife auswaschen muss.
“Anthem of the Lost” ist bärenstark, macht von Anfang bis Ende unbändigen Spaß, thrasht einem die Flöhe aus dem Pelz und kommt sofort und ohne weitere Umwege auf meine Liste der Newcomer des Jahres. Auch wenn bei 12 Songs zum Ende hin ein klein wenig die Kracher aus der ersten Hälfte des Albums fehlen, ist das Jammern auf Champions League Niveau...und damit meine ich nicht Red Bull Leipzig...ach nee...Rasenballsport. Das feine MDD Label hat mal wieder alles richtig gemacht und sich die Dienste einer Band gesichert, von der man in den nächsten Jahren hoffentlich noch eine ganze Menge zu hören bekommt.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Feeding the decline
02. Walking out on you
03. The final illusion
04. Over your dead body
05. Unholy water
06. Too much pain is noth enough
07. Deathstar spangled banner
08. The 4th wall
09. When in doubt
10. Put down that weapon
11. Two handed game
12. Terrorvision quest