Label: FDA Rekotz
VÖ: 12.08.2016
Stil: Doom Death
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Wann habt Ihr das letzte Mal beim Hören eines Albums einen durchgängigen Erpelparka gehabt? Wann haben Euch letztmals diverse Songpassagen an den Rand der Tränen geführt? Wann wart Ihr zuletzt so richtig emotional ergriffen von einem Album? Ich gebe zu, dass bei einer solchen Veröffentlichungsflut Vieles an mir vorbeirauscht, ein oder maximal zweimal gehört wird und es nicht viele Alben schaffen, in einer ständigen Rotation in meinen diversen Playern eine neue Heimat zu finden. Decembre Noir hingegen überspringen meine selbst auferlegte Messlatte im ersten Versuch, mehr noch, sie deklassieren das Feld und sichern sich mit ihrem zweiten Album „Forsaken earth“ aus dem Stand die Goldmedaille und das nicht nur im Bereich des Death, Doom oder wasweißich-Metals. Sie werden, und davon bin ich felsenfest überzeugt, genreübergreifend die Metalgemeinde im Sturm erobern.
Wer beim Anblick der Tracklist bei lediglich 6 Songs erschrickt dem sei hier gleich mal mit auf den Weg gegeben, dass alleine beim wundervollen 14 Minuten Track „Waves of insomnia“, der mit seinem Pink Floyd artigen Intro bei mir echte Gefühlswallungen wie einst Queen zu „Who wants to live forver“ oder „Show must go on“ Zeiten, meine Augen feucht werden ließ mehr Ideen stecken, als eine 08/15 Band wie (bitte hier einen x-beliebigen Namen eintragen) auf 3 Alben verwenden würden. Die Thüringer wissen, wie man den Hörer bei den Hörnern packt und ihn verführt, immer und immer wieder die Repeat Taste zu drücken, um einer musikalischen Reise beizuwohnen, die zuweilen intensiv, fordernd, verführend, aufregend ist und sämtliche Sinne beansprucht. Klar kann man für völlig Unbedarfte schon einen kleinen Vergleich zu gaaaaanz frühen Paradise Lost ziehen, doch Nick Holmes und Co. schlugen einen anderen Weg ein und wenn dem nicht so gewesen wäre, hätten sie glatt so klingen können, wie ihre akustischen Ziehsöhne Decembre Noir heute.
Ich würde Eulen nach Athen tragen, wenn ich hier auf jeden Song einzeln eingehen würde, da ein jeder dieser 6 auf diesem Meisterwerk befindlichen Symphonien für eine ausführliche Analyse mehr Platz benötigen würde, als so manch anderes Review, doch zu einer besseren Orientierung sei gesagt, dass „The vast darkness“ in seinen 8 Minuten so manches Album der Konkurrenz alt aussehen lässt, der Opener „In this greenhouse of loneliness and clouds“ einen mitreißenden Text und tolle Orchesterparts besitzt, das unten anzuhörende „Small.Town.Depression“ sogar einen Blastbeat sein eigen nennt, „Distant and unreachable“ der eingängigste ist und zum ungebremsten Headbangen animiert und „Ghost dirge“ sich mit seinem großartigen Refrain sofort zu einem Ohrwurm entwickelt.
Ebenfalls herausragend ist die Tatsache, dass trotz der immer noch immensen Härte und dem grandios brutalen Organ von Fronter Lars alle Instrumente transparent, klar und differenziert aus den Boxen dröhnen, wofür sich Eike Freese und Heaven Shall Burn Axtmann Alex Dietz die Lorbeeren aufsetzen können, die Decembre Noir mit ihrer Arbeit das verleihen, was sie zur Umsetzung ihrer akustischen Geniestreiche benötigen.
Kurzum auf den Punkt gebracht: Wir haben es hier mit nichts anderem zu tun, als einem der besten Alben einer deutschen Band in den letzten Jahren, weiter noch...ihnen gelingt die Quadratur des Kreise. Wer sich „Forsaken earth“ nicht ins Regal stellt ist selber schuld. Man muss nicht zwangsläufig Anhänger von Death oder Doom Metal sein, um bei diesem Opus ehrfurchtsvoll in die Knie zu gehen, sondern man sollte den Metal in allen seinen Facetten lieben, und Decembre Noir huldigen der von mir seit Jahrzehnten so geliebten Musik mit Passion, Hingabe und Ideenreichtum, der scheinbar nicht zu versiegen scheint. Was kann man da anderes geben als die Höchstnote? Eben!
Bewertung: 10 Punkte
Tracklist:
01. In this greenhouse of loneliness and clouds
02. Small.Town.Depression
03. Ghost dirge
04. The vast darkness
05. Waves of insomnia
06. Distant and unreachable
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