Aktuelle Meldungen
COLDCELL – Age of Unreason (2024)
(8.998) Patrick (8,5/10) Black Metal
Label: AOP Records
VÖ: 26.07.2024
Stil: Black Metal
Obwohl ich mich im Bereich des Black Metal prinzipiell sehr heimisch fühle und jede Menge schwarze Kost gierig in mir aufnehme, so kann man bei allem Interesse für die dunkle Kunst auch nicht alles kennen. Das schweizerisch/deutsche Konglomerat von COLDCELL fällt genau in diese Kategorie und so liegt mit „Age Of Unreason“, mein erstes Album der Band auf meinem Tisch. Für die Band ist es bereits der fünfte vollwertige Langspieler, welcher nun über die niedersächsische Qualitätsschmiede AOP Records ans Tageslicht geworfen wird.
Im Grunde kann man die Jungs mit ihrer Spielart der schwarzen Musik ein bisschen in die Nähe des DSBM rücken, allerdings ergeht sich die Truppe zu keiner Zeit in unsäglichem Gewimmer, welche diverse Bands aus der genannten Randgruppe des Genres grundsätzlich mitbringen. Die dargebotenen Notenfolgen rauschen demnach in vielen Momenten sehr gefühlsbetont, aber dennoch trostlos karg und nach Verzweiflung schreiend durch den Gehörgang des geneigten Konsumenten und vermögen diesen, sofern er sich in einer depressiv angeschlagenen Stimmung befindet, direkt und ohne Umschweife in den Abgrund zu ziehen. „Age Of Unreason“ bietet also keine wirklich leichte Kost, reizt aber das Spektrum des genrespezifisch gesteckten Rahmens, in dem sich COLDCELL bewegen eindrucksvoll und vollumfänglich aus.
Atmosphärisch dicht und relativ behäbig, in verhältnismäßig langsamen Tempo starten COLDCELL mit „Hope And Failure“ ins Album, bevor der Song nach gut zweieinhalb Minuten zu einer Blastorgie allerfeinster Güte erhebt. Dazu gesellen sich perfekt platzierte und irrsinnig sphärische Tastenteppiche, welche die melancholisch depressive Grundstimmung auf fantastische Art und Weise untermalen. Hervorzuheben ist auch die wirklich intensive, wohlklingende und verdammt dynamische Performance am Mikrofon. Ein Einstig nach Maß, der mit dem zweiten Song „Dead To The World“ unter Verwendung der gleichen Zutaten noch maßgeblich verstärkt wird und den Hörer durch mystisch gezupfte Saitenklänge in ganz andere Ebenen, fernab unserer bekannten Dimension transportiert.
Anfangs etwas seltsam anmutend, aber mit jedem Hördurchgang enorm wachsend, kommt Song Nummer fünf daher. „Meaningless“ kommt nämlich gänzlich ohne die verzweifelt gekreischten Vocals daher. Den vakanten Posten am Mikro übernimmt dafür eine gewisse Ines Brodbeck, die allerdings (und sehr zu meiner Freude) weit entfernt von oftmals gebräuchlichen Elfengesängen agiert und sogar mich, der mit Frauengesang im Metal nicht allzu viel anfangen kann, zu begeistern vermag. Im geblasteten Endteil des Songs, nimmt das dargebotene fast hypnotische Züge an und weiß vollends zu begeistern. Du gute Dame ist übrigens Frontfrau der Schweizer Dark/Folk Formation INEZONA, die ich aufgeschlossenen Hörern, die auch gerne mal über den metallischen Tellerrand hinausblicken, dringend ans Herz legen möchte.
Der Sound der Platte ist mächtig druckvoll, fast glasklar und lässt sämtlichen Instrumenten und Spielereien die nötige Luft zum Atmen. Beim Cover hat man ebenfalls keinerlei Mühen gescheut und somit ist „Age Of Unreason“ eine absolut runde, stimmige und großartige Platte geworden, die zwar, wie oben angesprochen, in diversen Aggregatszuständen so richtig schlechte Laune verbreiten kann, aber durch die irrsinnig intensive Grundausrichtung der musikalischen Darbietung auch mindestens genauso viel Hörgenuss verspricht.
Definitive Kaufempfehlung!
Anspieltipps: “Dead The World” und „Meaningless”
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
- Hope And Failure
- Dead To The World
- Left
- Solitary Or Solitude
- Meaningless
- Discord
- Sink Our Souls