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CARNATION - Cursed Mortality (2023)
(8.605) Olaf (9,6/10) Death Metal
Label: Season of Mist
VÖ: 03.11.2023
Stil: Death Metal
Halleluja! Scheinbar werden zum Ende des Jahres die HM-2 Festspiele eingeläutet. Zuerst die Hamburger Schweden von Endseeker und nun Carnation, die Skandinavier aus Belgien, die mit ihrem dritten Album in die Schlacht um den von Entombed und Dismember verlassenen Thron ziehen. Und ich muss trotz meiner Freundschaft zu den Hanseaten sagen, dass sich die Mannen aus Heist-op-den-Berg um Schamhaaresbreite an der Ziellinie durchgesetzt haben und sich das „DisTombed“-Krönchen auf ihr Haupt setzen dürfen.
Gleich zu Beginn setzen Carnation auf ein großartiges Intro, welches im ersten Schädelspalter „Herald of Demise“ mündet, der so unfassbar fett aus den Boxen dröhnt, dass mir fast vor Schreck ein zweites Mal nach vorgestern der Kaffee über die Tastatur gekippt wäre und außerdem mit King Diamond Gitarrist Andy Larocque einen prominenten Gast beinhaltet. Das ist so unfassbar böse, brutal und trotz der Tatsache, dass wir uns im Jahr 2023 befinden, DIE Platte, die ich mir 1992 sofort und blind gekauft hätte.
Doch die Belgier ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern reiten den HM-2 Schimmel weiter, der vor keinem Hindernis scheut und jede Hürde locker überspringt, um bei der Pferde Metapher zu bleiben. Jeder, wirklich jeder Song geht voll auf die Fresse und hinterlässt verbrannte Synapsen. Und was die Truppe so außergewöhnlich macht, ist der Umstand, dass trotz der eigentlichen Limitierung bei dieser Spielart des Heavy Metals sich so viele eingestreute akustische Bonbons in den Songs befinden, dass der Begriff „Langeweile“ hier komplett bedeutungslos ist.
Im Gegenteil, denn gerade wenn Frontmann Simon Duson mal clean singt (ich hoffe, er ist es wirklich) ist man überrascht, wiegt sich ein wenig in Sicherheit, bevor die Band dann brutal einsteigt und sämtliche Gliedmaßen zum zucken bringt. Bestes Beispiel hierfür ist der Rausschmeißer und gleichnamige Titeltrack, der neben doomigen Passagen und dem typischen Midtempo Schweden Gebolze auch Blastbeats beinhaltet und trotz seiner Länge von siebeneinhalb Minuten niemals langweilig wird, sondern vielmehr das Verlangen schürt, mehr davon zu hören.
Zwei Dinge muss ich aber vor meinem abschließenden Fazit noch erwähnen. Das scheinbar selbst produzierte Album hätte, glaube ich, schon genügend Wumms gehabt, doch der Mix von Joel Wanasek in seinem JTW Recordings Studio in Milwaukee setzt dem Teil noch die Krone auf. Der Mann, der bereits mit Machine Head zusammengearbeitet hat, verpasst „Cursed Mortality“ die finale Brutalität, die diese Scheibe zu einem Death Metal Manifest werden lässt und definitiv in einer meiner Jahres Charts auftauchen wird.
Ebenfalls großartig finde ich das Albumcover, welches mich von der Machart an alte Coroner-Scheiben erinnert und gar nicht mal mit dem Bild an sich punktete, sondern mit dem Zusammenspiel der einzelnen Komponente. Das hat mich zusätzlich dazu veranlasst, mir umgehend das Vinyl zu bestellen.
Carnation haben sich mit „Cursed Mortality“ selber die Messlatte für zukünftige Releases in fast unerreichbare Höhen gelegt und für mich den ultimativen Beweis erbracht, dass der HM-2 Sound in solch einer überragenden Verfassung noch Jahrzehnte überdauern wird. Ein fantastisches Album, welches einem komplett von vorne bis hinten rasiert und in Gänze in meiner Playlist landete. Fabelhaft!