Label: Season of Mist
VÖ: 16.06.2017
Stil: Symphonic Black Metal
Ist es notwendig Carach Angren genauer beschreiben? Ich würde sagen nein, denn die Niederländer haben sich mittlerweile einen entsprechenden Bekanntheitsgrad erarbeitet und das vollkommen zurecht, wie ich finde. Mit „Dance and Laugh Amongst the Rotten“ hat das Trio nun sein fünftes Album fertig gestellt, für welches es sich wie bei „This is no Fairytale“ in das Abyss Studio in Schweden begeben hat. Und es hat sich absolut gelohnt, wenn man das Ergebnis betrachtet bzw. hört. Alles was Carach Angren ausmacht, ist wieder vorhanden und die Produktion ist sagenhaft, fast schon übermenschlich, geworden.
Die Songs des Albums hängen thematisch durch den Albumtitel locker zusammen und bilden keine zusammenhängende Geschichte bzw. Rahmen, wie man es von früheren Werken her kennt.
Wie von den letzten Alben gewohnt, steigt man mit einem langsamen und orchestralen Intro ein, und wie bereits auf „This is no Fairytale“ wieder komplett instrumental.
Anschließend folgen thematisch verschiedene Songs, in der Carach Angren eigenen Art und Weise präsentiert. Musikalisch ist das Album eine direkte Fortsetzung der vorhergehenden Alben, so ergibt es wenig Sinn die Songs eingehender zu beschreiben, entweder man mag den Stil oder nicht.
Es scheint allerdings so, dass die erste Hälfte des Albums bis „Song for the Dead“ einen etwas ruhigeren, langsameren und melodischeren Fokus hat, wohingegen der zweite Teil schneller und dadurch härter und brutaler daher kommt. Besonders deutlich wird dieser Unterschied, wenn man die Songs „Black Queen“ und „In de naam van de duivel“ oder „Pitch Black Box“ im direkten Vergleich hört. Oder anders ausgedrückt, die Titel ab „In de naam van de duivel“ drücken wesentlich mehr als die vorherigen Titel und klingen einfach böser.
Diese stilistische Trennung kann aber auch ein Vorteil sein, je nach dem, in welcher Stimmung man sich befindet, muss man so keine Titel überspringen oder speziell auswählen. Da es sich bei „Dance and Laugh Amongst the Rotten“ auch nicht um ein Konzeptalbum mit einer durchgängigen Geschichte handelt, kann man so getrost die Titel in beliebiger Reihenfolge hören oder eben auch ganze Teile überspringen, ohne dass man irgendetwas vermissen bzw. verpassen würde.
Der letzte Song „Three Times Thunder Strikes“ bildet textlich einen Abschluss, da hier noch einmal viele Themen aus den vorhergehenden Titeln gestreift werden und sie so zu einem gemeinsamen Ende zusammengefasst werden, diesmal aber wesentlich loser, als man es aus den Vorgängern kennt.
Zu den Vocals muss man nicht viel sagen, Seregor ist einer der vielseitigsten Sänger die ich im Metal kenne; vergleichbar mit Christian Älvestam (ex-Scar Symmetry) in seiner Variabilität. Ob Screaming, Growling, Geflüster oder Gesprochenes oder eine (fast) beliebige Kombination aus den genannten Stilen, die Vocals können jederzeit überzeugen und sind wie immer hervorragend in Szene gesetzt. Ich würde mir von anderen Bands mehr Facettenreichtum in den Vocals wünschen, so wie es hier gezeigt wird, was alles möglich ist. Auch die Backingvocals von Ardek und der Chor muss sich wie üblich nicht verstecken, sondern gliedert sich perfekt in den Gesang ein.
Die Gitarren präsentieren sich wie auf dem letzten Album sehr druckvoll und ausgewogen im Klang, ob Palm Mutes oder schnelles Picking, ob die tiefen oder hohen Saiten bespielt werden, die Gitarren sind hervorragend abgemischt und kommen dadurch jeweils sehr gut zur Geltung. Rhythmus- und Lead-Sektion ergänzen sich perfekt und harmonieren dadurch wunderbar miteinander, aber auch mit dem Rest der Instrumente.
Auch der Bass kann seine Aufgabe wunderbar wahrnehmen, die meiste Zeit hält er sich dezent im Hintergrund kann aber jederzeit gehört werden; besonders schön kommt der Bass in „Song for the Dead“ zur Geltung.
Das Schlagzeug präsentiert sich ebenfalls ausgewogen im Klang, die Snare ist präsent aber durch den Verzicht auf übermäßig Höhen sehr angenehm zu hören, der Kick verschwindet langsam gespielt etwas im Mix, dafür kommt er bei den schnellen DoubleBass Passagen wieder gut zum tragen. Die Becken sind ebenfalls ohne unangenehme Höhen gemischt, wenig im Klang beschnitten und dadurch sehr gut differentiert zu hören.
Auch die gesamte Orchestrierung durch klassische Instrumente ist wie gewohnt sehr gut umgesetzt und exquisit abgemischt. Ich bewundere nach wie vor den gekonnten Einsatz des Orchesters bzw. Teile dessen in den jeweiligen Songs.
Insgesamt hat sich der Mix auf „Dance and Laugh Amongst the Rotten“ wieder ein Stück positiv weiterentwickelt, auch das muss man erstmal hinbekommen, da der Sound auf „This is no Fairytale“ bereits sehr gut war.
Mit „Dance and Laugh Amongst the Rotten“ haben es die Niederländer wieder einmal geschafft, eine druckvolle Produktion verknüpft sich mit dem Charme der gesamten Thematik und deren Inszenierung, die Carach Angren so einzigartig macht. Auf diese Art und Weise gewinnt das Material und die Präsentation dessen noch einmal zusätzlich; da wünscht man sich direkt eine Neuauflage von „Where the Corpses Sink Forever“ mit dem Sound dieser Produktion. Wer Fan ist wird von diesem Album definitiv nicht enttäuscht werden, es wirkt auf mich wie ein „Where the Corpses Sink Forever“ mit der druckvollen Produktion von „This is no Fairytale“.
Zugegeben, ich hätte auch noch etwas auf neues Material warten können, aber diese Veröffentlichung wirkt keineswegs übereilt sondern mehr als durchdacht, von daher bin ich mit diesem Album und dem Zeitpunkt der Veröffentlichung mehr als zufrieden; ich hoffe die Jungs von Carach Angren auch. Ich muss sogar sagen, dass mir dieses Album besser gefällt als das letzte, warum kann ich nicht genau beschreiben, es ist einfach so ein Gefühl.
Bewertung: 9,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Opening
02. Charlie
03. Blood Queen
04. Charles Francis Coghlan
05. Song for the Dead
06. In de naam van de duivel
07. Pitch Black Box
08. The Possession Process
09. Three Times Thunder Strikes