Stil: Ambient Post Black Metal
VÖ: 17.01.2017
Label: Blackened Death Records
Dem geneigten Leser möchte ich nun erstmal erklären, dass Black Metal nicht unbedingt auch den Klang verzerrter Gitarren beinhalten muss. Es geht in diesem Genre immer um das Kreieren einer düsteren oder auch gerne morbiden Atmosphäre der Trauer, Verzweiflung, Depression oder Wut, um die eher dunklen Welten des menschlichen Daseins oder auch der Seele auszudrücken.
Seit dem Jahre 1995 erschafft Mastermind Kalde düstere Kompositionen, die zumeist instrumental gehalten sind und mit Folkelementen und orchestralen Einflüssen versehen sind. So hört man in den ersten beiden Tracks dieses uns nun vorliegenden Albums nur Wind, Meeresrauschen und eine einsame Geige schwermütig tönen. Ich war zuerst skeptisch und dachte, dass das wieder nur so ein Kunstmüll sei. Aber wenn man sich mit dem Album und dem Schaffen des Mannes beschäftigt, dann ist klar, dass es hier nicht um Riffgewitter, exaltiertes Kreischen und Blastbeats geht.
Also lasse ich nochmals die 4 Tracks auf mich wirken, und ich muss sagen, dass es sich unter Umständen lohnen könnte, wenn man für abseitige und dunkle Musik offen ist, ein Ohr oder zwei zu riskieren. Die Dramatik von „Vengeance Sworn“ zeigt, dass der Mann nicht ganz ohne Sinn und Verstand an die Sache rangeht, sondern mit Bedacht handelt. Aber es stellen sich viele Fragen. Simpel oder zu einfach? Monoton oder nur endlos wiederholend? Das Wörtchen Ambient und der Zusatz Post vor der Genrebezeichnung bieten allerhand Spielraum für Interpretationen.
Die Tracks wirken auf mich, als sei Kalde selbst auf der Suche innerhalb seiner Möglichkeiten und als wolle er sich nicht fest legen. Kein roter Faden führt durch die Songs. Sie werden von der Atmosphäre her ihren depressiven und schaurigen Titeln gerecht und sind auf Dauer schwer zu ertragen. Macht er die Musik nur für sich? Er hat ja ein Label, also will er diese Kompositionen doch anderen zu Gehör bringen. Ich bin etwas ratlos. Zumal der letzte Track eher zufällig wirkt und beliebig erscheint.
Es ist gut, dass das Genre eine Bandbreite aufweist, aber die vier Tracks könnte jeder für sich mit nem netten Musikprogramm gemacht haben. Und darüber hinaus bietet mir als Hörer keiner der Tracks neue Impulse innerhalb des jeweiligen Songs.
Da will ich doch lieber in farbenfrohen Polyesterklamotten auf ne Neunziger Jahre Party in einer Großraumdisko gehen und stundenlang zu billigem Eurodance tanzen und bunte, süße (alkoholfreie) Cocktails schlürfen. Da hab ich am Ende mehr von, als mir anzuhören, wie jemand sein verschimmeltes Klavier stimmt und das dann Post Black Metal nennt.
Bewertung: 3,9 von 10 Punkten
Tracklist:
1. The Circle of Silent Faces
2. They All Died
3. Vengeance Sworn
4. In the End