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BEHEMOTH – Opvs Contra Natvram (2022)

(7.942) Schaacki (9,9/10) Black Death Metal


Label: Nuclear Blast
VÖ: 16.09.2022
Stil: Black Death Metal

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Im Extreme Metal Bereich gibt es aktuell wohl nur wenige Bands, die so polarisieren wie Behemoth. Seit Mastermind Nergal die Band im Jahre 1991 im polnischen Gdańsk gegründet hat, ist bekanntlich viel passiert und die Band durchlief viele Wandlungen. In den nun schon gut 30 Jahren ging es vom klassischen Black Metal über eine längere, vom Death Metal geprägte Phase wieder ein wenig zurück zu den Wurzeln. Sicher hatte die Special Show zum 30jährigen Bestehen der Combo auch einen Anteil daran, dass Behemoth Anno 2022 ein Album herausbringen, welches vielseitig ist, wie vielleicht nie zuvor.

Denn mit „Opvs Contra Natvram“ erwartet den Hörer eine Rundreise durch drei Dekaden feinster polnischer Teufelsmusik. Schon das Intro „Post-God Nirvana“ erinnert mich an Zeiten von „Pandemonic Incantations“(1998). Düstere Klänge paaren sich mit schamanischem Gesang und ziehen sogleich in einen diabolischen Bann. „Malaria Vvlgata“ prescht darauf ungestüm los. Wer glaubt, Behemoth hätten durch diverse Experimente in naher Vergangenheit an Biss verloren, dem wird hier schnell und überraschend kurz in unter zweieinhalb Minuten ein anderer Eindruck gewährt. „The Deathless Sun“ wurde bereits dem Publikum zur Schau gestellt (übrigens gleich mit zwei Videos) und zaubert mir schon seit wenigen Wochen regelmäßig ein Grinsen ins Gesicht. Hier regiert der modernere Bombast der letzten Alben. Ohne Kitsch, aber mit einen saustarken Refrain versehen, lädt die Nummer zum Mitsingen ein… nein, eigentlich zwingt sie einen dazu. Ich freu mich schon enorm, das Stück live erleben zu dürfen.

Den allerersten Einblick ins neue Werk verschafften Behemoth im Vorfeld ihren Fans mit „Ov My Herculean Exile“, ebenfalls mit einer typisch aufwendigen Videoproduktion, wie man es von den Polen kennt. Der Track erinnert sowohl an den Klassiker „Moonspell Rites“ (1995) wie auch an den jüngeren Evergreen „Blow Your Trumpets Gabriel“. Im Midtempo gehalten und mit einem sich bedrohlich aufbauenden Intro versehen, nimmt die Nummer immer mehr an Fahrt auf und lässt dem Hörer keine andere Wahl, als sich in Trance zu wippen. Auch hier gibt es herrliche Zeilen zum Mitbrüllen, die live garantiert dem Publikum Freude bereiten werden. Man merkt regelrecht, dass Nergal dieser Aspekt beim Schreiben der Songs wichtig ist. Gekrönt wird der Song, ähnlich wie bei „Blow Your Trumpets Gabriel“, mit einem wilden, ungezügelten Ende.

Mit der Kampfansage „No god reigns over me“ dröhnt „Neo-Spartacvs“ aus den Boxen. Die Nummer, die auch aus der Phase von „Demigod“ (2004) oder „The Apostasy“ (2007) hätte stammen können, bringt wieder etwas mehr Death Metal ins Spiel, kommt brachial und brutal daher, lässt aber auch rockige Einflüsse zu. „Disinheritance“ geht in der Zeit noch weiter zurück und trifft auf den Moment im Zeitstrahl der Behemoth Historie, als Black und Death Metal das erste Mal von den Polen miteinander verschmolzen wurden. Keine Spielereien, keine Experimente, nur harter Stoff für die Fans der 1999/2000er Phase.

Auch „Off To War!“ ist inzwischen kein unbekanntes Stück mehr, wurde die Nummer bereits mit einem Video zusammen veröffentlicht und auch live auf diversen Konzerten präsentiert – oft mit einer Bekundung der Solidarität mit der Ukraine. Vielleicht ist es diese Kombination in meinem Kopf, die Stimmung der gebotenen Musik selbst oder der Text mit den vielen offenen Fragen - irgendwas hat der Song jedenfalls, der ihm eine eigene Aura verleiht. Er ist an sich nicht herausragend geschrieben und doch ist er besonders.

Aus einem wieder ganz anderen Holz ist „Once upon a Pale Horse“ geschnitzt. Ein krass abgehackter Rhythmus bringt die Nackenmuskulatur mächtig auf Temperatur. Diese Beats machen den Track zu einem Leckerbissen für die, die es knackig und rockig mögen. Und irgendwie schaffen die vier Herren es auch noch, Epos und Brachialität einzubinden, sodass es immer noch zusammen passt. Die wohl rhythmischste Nummer seit „Zos Kia Cultus“ (2002) – etwas ungewöhnlich, fast schon progressiv und dabei sehr geil. „Thy Becoming Eternal“ beginnt sehr gradlinig und Bandkopf Nergal lässt wieder einmal der Blasphemie freien Lauf. Doch bevor hier nur aggressiv durchgeholzt wird, wird über einen kurzen Rockmoment noch ordentlich Epos geboten.

Apropos episch – das abschließende und längste Stück der Platte „Versvs Christvs“ gibt in diesem Punkt noch einmal alles, um dem neusten Kunstwerk der Polen einen würdigen Abschluss zu liefern. Still und bedächtig, begleitet von einem Cembalo läutet eine düstere Spoken Words Passage das bevorstehende Ende ein. Auf diesen herrlichen Aufbau folgen erhabene Drums. Immer mehr Elemente werden Stück für Stück hinzugefügt, bis es zu einem ersten Ausbrauch kommt und ein mächtiger Refrain ertönt. Dieses schöne Spiel wiederholt sich gleich noch einmal. Danach gibt es dann kein Halten mehr, das Höllentor steht nun weit offen und das Inferno darf sich entfalten. Ein in der Tat würdiges, glorreiches und passendes Finale für „Opvs Contra Natvram“!

Jetzt noch anmerken zu müssen, dass wir es also mit einem neuen Meisterwerk der Polen zu tun haben, ist wohl überflüssig. Dennoch muss abschließend einfach gesagt werden, dass ich einfach positiv überrascht bin. Behemoth schaffen es durch etwas Rückbesinnung ein wenig fast verlorenen Boden gut zu machen. Nicht, dass ich mich je der Band abgewandt hatte, doch die letzte Langrille „I Loved You at Your Darkest“ (2018) hatte für mich auch ein paar Schwachstellen. Manche Experimente auf besagter Scheibe überzeugten mich nicht gänzlich. Auch „Opvs Contra Natvram“ lohtet die Grenzen wieder aus, doch der Fokus auf die Basis bleibt mehr im Auge, wodurch die Scheibe einfach etwas runder, kraftvoller und bissiger wirkt. Für mich bleibt „The Satanist“ (2014) zwar noch immer ihr unerreichtes Opus Magnum, doch kann die neuste Veröffentlichung des polnischen Trupps mit ein paar Nummern (siehe „Anspieltipps“) so glänzen, dass sogar Konkurrenz anzumelden ist. Ist „The Satanist“ auch nach wie vor mein König, so wurde mit „Opvs Contra Natvram“ immerhin der Thronerbe geboren.

Anspieltipps: „The Deathless Sun“, „Ov My Herculean Exile“ und „Versvs Christvs“


Bewertung: 9,9 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Post-God Nirvana
02. Malaria Vvlgata
03. The Deathless Sun
04. Ov My Herculean Exile
05. Neo-Spartacvs
06. Disinheritance
07. Off To War!
08. Once upon a Pale Horse
09. Thy Becoming Eternal
10. Versvs Christvs




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