Label: Nuclear Blast
VÖ: 25.10.2019
Stil: Black Metal, Post Metal / Shoegaze
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Die 1999 gegründeten Franzosen Alcest dürften Kennern des Black Metals, insbesondere der Post Black Metals und seinen vielschichtigen Untergruppierungen ein Begriff sein. Mir selbst ist das Duo aus Paris erst seit ein paar Jahren ein Begriff, so dass ich eigentlich auch nur die Alben „Shelter“ (2014) und „Kodama“ (2016) kenne, wobei Letzteres wohl die Fanbase etwas gespalten hatte, die einen fanden die stilistische Wandlung gut, den anderen wurde es dann wohl zu „cheesy“.
Wie dem auch sei, „Kodama“ gefiel mir persönlich sehr gut und ich habe mich fortan mehr mit Alcest und der Musik beschäftigt und diese Band und deren Schaffen schätzen und auch lieben gelernt, da ich genau diese Mischung, die Verschmelzung der verschiedensten Metal/Rock Stile doch sehr mag und die beiden Pariser immer wieder etwas Neues in petto haben und nie ausrechenbar sind.
Am 25.10.2019 veröffentlichen Alcest ihr mittlerweile sechstes Studioalbum, das den Namen „Spiritual Instinct“ bekommen hat und über Nuclear Blast veröffentlicht wird, nachdem „Kodama“ noch über Prophecy Productions erschien. Sechs neue Songs mit guten 41 Minuten Gesamtspielzeit erwarten die Fans.
Los geht es mit „Les Jardins De Minuit“, der das Album sehr progressiv einläutet und was hier an Atmosphäre erzeugt wird, das steigert sich im Laufe des Albums. Sehr guter Opener, wenn man sich sofort fesseln lässt. Mit „Protection“ geht es weiter, die erste Singleauskopplung der Scheibe an Abwechslung der Stile kaum zu überbieten, Post Rock meets Black Metal par excellence möchte man meinen und ja, so ist es auch. Singleauskopplung Nr. Zwei folgt sofort und „Sapphire“ strotzt vor Gitarrenatmosphäre, die cleanen Vocals, die fast anmutig schön wirken, runden den Song ab, der in den Heavy Rock abdriftet, ohne kitschig zu wirken, ein groovendes Atmo-Stück voller Poesie. „L'Île Des Morts“ startet leicht elektronisch und die Gitarren leiten das Stück ein. Heavy Mid-Tempo-Riffs paaren sich mit einzigartigen Gesangsmelodien. Das längste Stück des Albums bietet auch in seinen guten neun Minuten kaum einen Grund vor Langeweile weiterzuskippen.
Kommen wir zu den letzten beiden Stücken von „Spiritual Instinct“ ( „Le Miroir“ & „Spiritual Instinct“), die beide auch (in meinen Augen) perfekt als ein Stück in zwei Akten hätten durchgehen können, bei dem „Le Miroir“ den ruhigen ersten Part bildet, bei dem flächige Atmosphäre in Verbindung mit den Vocals und der speziellen Drumrhythmik die Markenzeichen sind und dann beim abschließen Titeltrack „Spiritual Instinct“, der nathlos ansetzt, dann wieder Heavy Rock Einzug hält, den roten Faden aber nicht verliert. Flächige verzerrte Gitarrenmelodien lassen Träumen und man wird langsam aber sich aus dem Album herausgeführt, um es dann wieder von zu starten und nochmals zu hören.
„Spiritual Instinct“ ist eine großartige Platte geworden, die kaum etwas vermissen lässt, die kalte Härte des Black Metal (phasenweise) trifft melancholischen sphärischen Heavy Post Rock. Alcest haben hier einen heißen Anwärter auf die Scheibe des Jahres am Start, der aber wohl auch polarisieren wird, manche werden das Werk lieben, andere hingegen verteufeln, wobei ich mich zu den Erstgenannten zähle, durfte ich die sehr sauber und aufgeräumten produzierten Songs während meines Urlaubs in Südthüringen genießen, bei dem es die ganze Woche regnete, bei dem ich die morgentlichen Nebelschwaden beobachten durfte, wie sie zwischen den Bäumen an den Bergen vorbei- und auch hineinzogen – dabei zu Alcest, einer Band, die mega facettenreich und nicht auf einen oder zwei Stile zu kategorisieren ist, zu lauschen war einfach herrlich.
Anspieltipps: „ALLE“ und dann nochmal „ALLE“
Bewertung: 9,9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Les Jardins De Minuit
02. Protection
03. Sapphire
04. L'Île Des Morts
05. Le Miroir
06. Spiritual Instinct