Label: Napalm Records
VÖ: 27.04.2018
Stil: Post Rock
Die irischen Post Rocker von GOD IS AN ASTRONAUT sind immer für eine Überraschung gut, so auch im Falle ihres neuen Albums „Epitaph“. Nahezu regelmäßig alle drei Jahre bieten die Iren neues Material für ihre Fans, Altbekanntes wird immer wieder mit neuen Ansätzen verfeinert um Grenzen auszutesten und die Musik zu erweitern, gerade mit diesem Album wird dies wieder deutlicher im Vergleich zu den Letzteren. Warum der Name dieses Albums „Epitaph“ lautet erschließt sich mir nicht ganz, möglicherweise kann man dies mit der auf dem Album präsentierten erweiterten Experimentierfreudigkeit begründen, welche die alte Routine sozusagen begräbt.
Das Albumcover ist für meinen Geschmack sehr gut gelungen und vermag das Album als Bild gut in seiner Gänze zusammen zu fassen.
Das Album beginnt unerwartet ruhig mit atmosphärischen Ambient-Klängen, welche mit einem Klavier unterlegt sind, ein Bass ist ebenfalls mit von der Partie; im späteren Verlauf kommt noch etwas Rhythmus durch einen Drum-Computer dazu. Ab der Mitte von „Epitaph“ setzen die bekannten Gitarren mit dem starken Post- bzw. Stoner-Charakter ein, der Part erinnert mich wegen der starken Verzerrung und der tonalen Abfolge ein bisschen an ARCKANUM, eine Lead-Gitarre zupft dazu langsame Töne.
Mit „Mortal Coil“ folgt ein Titel, dem ich ohne großes Zögern 10/10 Punkten geben würde, der Song hat im Prinzip alles was man braucht und bietet ausreichend Abwechslung auf knapp fünfeinhalb Minuten. Besonders erwähnenswert finde ich das Ende des Titels, diese knapp 2 Minuten sind für mich Gänsehaut pur, die gewitterartig verschwindenden verzerrten Gitarren und den darauf folgenden akustischen Gitarren, unterlegt von einem perfekt abgestimmten Chorus.
„Winter Dusk/Awakening“ bietet danach viel Zeit und Raum zum Abschalten und hat somit einen ganz eigenen Charme als Song. Das Schlagzeug wirkt durch die Mischung wenig aufdringlich, der Bass und die Gitarre geben neben dem Hintergrund-“Wind“ den Ton an.
Mit dem folgenden Titel „Seance Room“ trifft man den Nagel auf den Kopf, die musikalische Interpretation des Thema ist sehr treffend umgesetzt, wie ich finde. Träumerisch klingende und atmosphärisch wirkende Gitarren treffen zusammen und entfalten zusammen mit den stark elektronisch angehauchten Synths ein schon fast paranormal anmutenden Klangspektrum. Zum Ende hin wird der Sound deutlich dicker und schon fast erdrückend, was mir persönlich durchaus gefällt; der Schluss hat einen Effekt, welcher den überdichten Sound wellengleich ausklingen lässt.
Die letzten Songs sind zum Großteil sehr Ambient-lastig und bestehen fast nur aus Synthesizern, Schlagzeug und Bass. Insgesamt ein sehr ansprechender Ausklang für „Epitaph“.
Das GOD IS AN ASTRONAUT tendenziell mit wenig Vocals arbeiten, sollte allgemein bekannt sein, weswegen ich hier auf eine Wertung verzichte. Die verwendeten Samples und Chöre sind vom Einsatz her fast immer passend gewählt.
Der/die Synthesizer sind immer passend eigesetzt, mal als Raumfüller und dann wieder sanft im Hintergrund; jederzeit ergänzen sie die anderen Instrumente perfekt.
Die Gitarren sind immer gut in Szene gesetzt, bei einer Band wie GOD IS AN ASTRONAUT, welche dadurch einen Teil von sich definiert, nicht weiter verwunderlich. Der Mix ist mal dichter und dicker, manchmal auch dünner, je nachdem, wie es der jeweilige Abschnitt erfordert. Die Lead-Gitarre kommt immer etwas postig daher, dadurch wirkt sie aber nie aufdringlich, kann jedoch sehr gut führen.
Der Bass ist durchgehend gut hörbar ohne allzu sehr aufdringlich zu sein und ergänzt die Gitarren nahezu perfekt. Auch gelegentliche Ausflüge in Lead-Passagen sind auf diesem Album für den Bass möglich.
Das Schlagwerk präsentiert sich wie alle anderen Instrumente auch sehr vielfältig, je nach Einsatz. Die Snare ist jederzeit als solche erkennbar, der Kick kann sich immer durchsetzen. Die Becken sind je nach Song unterschiedlich stark hörbar, fallen jedoch nie unangenehm ins Ohr.
Wer GOD IS AN ASTRONAUT mag und gerne hört wird „Epitaph“ mögen und wer bisher noch nichts von dieser Band gehört hat, kann hier einen guten Einstieg finden. Insgesamt bieten die Iren hier nichts weltverändernd Neues an, jedoch bewegen sie sich wieder mehr aus ihrer Komfortzone heraus und experimentieren bzw. spielen mit der Musik, in den letzten Alben fand man doch recht gleichförmige Strukturen in den Songs. Auch für Neueinsteiger ist diese Scheibe geeignet, da sie den Hörer nicht mit komplizierten und verworrenen Strukturen konfrontiert sondern einen fließenden Eintritt in die Musik von GOD IS AN ASTRONAUT ermöglicht.
Anspieltipps: „Epitaph“, „Mortal Coil“ und „Seance Room“
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Epitaph
02. Mortal Coil
03. Winter Dusk/Awakening
04. Seance Room
05. Komorebi
06. Medea
07. Oisín