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EARTH FLIGHT – Riverdragons & Elephant Dreams (2018)

(4.624) - Stefan (9,0/10) Progressive Rock

Label: Supreme Chaos Records
VÖ: 20.04.2018
Stil: Progressive Rock

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Der fröhlich-verspielte Albumitel “Riverdragons & Elephant Dreams”, das träumerische lila, das als Farbe des Sternenhimmels auf dem Cover auftaucht und Teile des Infotextes des Plattenlabels der Nürnberger Band EARTH FLIGHT täuschen eine angenehm-entrückte musikalische Grundstimmung an, die das Album nur im Hinblick auf die Träume halten kann. Au contraire ist die Musik generell sehr schwermütig, fast schon klebrig-zäh, so wie sie in all ihrer geballten Melancholie und Traurigkeit herüberkommt. Es gibt nur wenige Alben, die in ihrer Stimmung so derartig konsequent melancholisch sind wie „Riverdragons & Elephant Dreams“. Dieser Eindruck kommt durch verschiedene musikalische und textliche Parameter zustande. Einerseits besitzen viele der Songs sehr ruhige Intros wie „Harbinger“, „Sinus“ oder „Bedlam“. Erst im Verlauf der Strophen oder im Chorus entfaltet sich die ganze dynamische Wucht der Instrumentierung. Gitarrist Benjamin Rodigas versteht es dabei, neben einer Vielzahl angenehmer Clean-Sounds auch mächtig auf das Effektboard zu treten und auf diese Weise Klangtiefen entstehen zu lassen, die den träumerischen Anspruch des Albums bedienen. Das Ganze passiert vor der manchmal sehr schlichten, aber höchst effektiven Arbeit der Rhythmussektion, die in ihrer Souveränität auf unnötige Sperenzchen verzichtet und obendrauf auch noch absolut timingsicher ist. So entsteht der Sockel, auf dem sowohl der Gesang als auch die Gitarre ihren hervorstechenden Anteil am Album erledigen können. Tobias Brunner am Mikro hält sich dabei vor allem in Tenorregionen auf, die er manchmal mit Kopfstimmenpassagen ergänzt. Manchmal wirken gerade in den Strophen die Melodien etwas einfallslos, weil sie sich nur um die Dominante herum bewegen. Hervorragende Arbeit leistet er allerdings bei „Mirai“, wo neben der virtuosen Strophe besonders der sehr eingängige Chorus hervorsticht. Den hört man einmal und hat ihn sofort im Ohr. Textlich fallen die vielen Negationen auf, die zum Teil wehmütig wünschen, dass Ereignisse anders verlaufen wären oder würden. Neben dem Wort „not“ oder „no“ nehme ich oftmals negative Nomina oder Adjektive, wie z.B. „useless“ in „Sinus“, wahr.

Alle Songs, auch wenn sie kurzzeitig mal eine Dur-Phase haben wie der Mittelteil von „Mirai“, sind generell in Moll gehalten. Dabei sind vor allem die tiefen Töne dominant und werden durch den Bass, der mindestens mal ein Fünfsaiter ist, noch unterstützt.

In der Info der Plattenfirma wird mir angekündigt, dass die Songs des nunmehr dritten full-length Albums „noch länger, noch progressiver, noch abwechslungsreicher“ wären. Leider entziehen sich die Vorgänger meiner aktuellen Kenntnis, aber bei diesem Statement möchte ich kurz meinen Einwand anbringen, weil diese Aussage meine eingangs getroffene Einschätzung des Albums aushebelt. Ich finde absolut nicht, dass große Abwechslung innerhalb der Songs vorherrscht. Gerade „Mirai“ und „Harbinger“ sind sich charakterlich von der Ton- und Taktart schon mal sehr ähnlich. Dann kommt hinzu, dass wenn man sich die Länge der Tracks anschaut, sich die Frage stellt, warum in der Endsequenz von „Sinus“, die Akkordfolge über Minuten hin die gleiche ist. Das gilt wiederum auch für „Harbinger“. Dieses Stilmittel wirkt wie der alte Trick progressiver Bands, Songs durch Soli und Wiederholungen künstlich langzuziehen.

Warum ich die Songs in ihrer zum Teil doch etwas geringen Variationsfreudigkeit aber trotzdem in ihrer Länge treffend finde, ist die brachiale Verzweiflung, die durch diese endlosen Wiederholungen hervorgerufen wird. Permanent dreht man sich im Kreis, immer wieder erleidet man den gleichen Schmerz. Gerade „Sinus“ ist dafür ein perfektes Beispiel. Es dauert ewig, bis der Schluss den Hörer von dieser niederdrückenden Stimmung erlöst.

Das folgende „Premonition“ straft meiner These auch schon wieder Lügen, weil es nach ruhigem Anfang deutlich flotter angelegt ist.

Das gilt auch für „Tempter“, das nach einem fast poppig anmutenden Anfang bald wieder in die Melancholie der vorherigen Songs verfällt. Als schlussendliche Krönung stellt sich der Chorus von „Bedlam“ heraus, der nicht nur eine gesangliche Höchstleistung offenbart sondern erneut an trauriger Stimmung kaum zu überbieten ist.

Als sehr überzeugend ist der Gesamtklang des Albums zu erwähnen, auch wenn de Snare-Drum manchmal etwas platt klingt. Gerade die tiefen Töne kommen druckvoll herüber und lassen der Vielzahl an Gitarrensounds reichlich Entfaltungsspielraum. „Riverdragons & Elephant Dreams“ ist sicher ein Album, das nicht nach einem Durchlauf zündet, aber es ist bestimmt eines der Alben, das die Hörerin oder den Hörer für die investierte Zeit erst nach und nach belohnt.

Anspieltipps: „Mirai“ und „Sinus

Bewertung: 9,0 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Ulysses
02. Mirai
03. Harbinger
04. Sinus
05. Premonition
06. Tempter
07. Bedlam

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