THE HELLACOPTERS – Overdriver (2025)
(9.337) Jörn (8,5/10) Hard Rock
Label: Nuclear Blast
VÖ: 31.01.2025
Stil: Hard Rock
Als Ende des vorangegangenen Jahrtausends die große Rotz- und Schweinerock-Welle aus Schweden über die restliche Welt hinwegschwappte, waren THE HELLACOPTERS ganz weit vorne mit dabei. Zwar ist diese Welle mittlerweile längst abgeebbt, und auch die ganz große Zeit der hieraus entstandenen Bands dürfte bereits in der Vergangenheit liegen. Trotzdem sorgen die einstigen Vorreiter aus jener wilden Zeit immer wieder mit tollen Veröffentlichungen für aktuelle Ausrufezeichen. Und so auch THE HELLACOPTERS. Diese hatten sich zwar 2008 bereits für einige Jahre verabschiedet. Ihr 2022 erschienenes Comeback-Album „Oblivion“ zeigte jedoch, dass Sänger/Gitarrist/Legende Nicke Andersson und Co. noch einiges im Köcher haben.
Mit „Overdriver“ folgt nun bereits der zweite Output seit der Reunion. Und auch wenn der andere Guitar-Hero Dregen aufgrund anhaltender Handprobleme nach wie vor nicht aktiv mitwirken kann, zeigt sich die Band hierauf eingespielt wie eh und je.
Den Albumtitel kann dabei durchaus wörtlich genommen werden, beschreibt er doch den darauf dargebotenen Gitarrensound perfekt. Schließlich orientierten sich die Höllenhubschrauber seit jeher eher am 60er/70er-Rock als beispielsweise die Szenebrüder BACKYARD BABIES, die immer schon mehr Punk und damit etwas mehr Distortion in ihre Musik einfließen ließen.
Das ist aber eigentlich auch egal. Denn die THE HELLACOPTERS wussten trotzdem schon immer zu Rocken. Und das haben sie auch auf ihrem neuesten Werk nicht verlernt. Ein paar Beweise gefälligst? Kein Problem. Schon der flotte Opener „Token Apoligies“ lässt nichts anbrennen und wurde mit coolem Barpiano angewürzt. Und auch beim nächsten Track „Don’t Let Me Bring You Down“ geht es energisch zur Sache. Ganz nach dem Motto: „Schellenkranz-To-The-Max“! Dazu noch ein geiler Ohrwurm, fertig ist die Rockhymne.
Dass sie aber auch im Jahr 2025 stilistisch recht breit aufgestellt sind, zeigen die Schweden dann unter anderem beim dritten Song „I Don’t Wanna Be) Just A Memory“, bei dem der Glam- und Pomp-Faktor ordentlich hochgedreht wird und sich die Nummer mit den hierdurch erzielten CHEAP-TRICK-Vibes durchaus für große Stadionbühnen empfiehlt.
Und weiter geht die Zeitreise: „Soldier On“ klingt wie ein verlorener Spät-BEATLES-Song und gibt dem Album noch einmal eine ganz andere Note, die ihm aber sehr gut zu Gesicht steht. Bei „Do You Feel Normal“ wird dann sogar Bands wie ELO oder MANNFRED MANN’S EARTH BAND gehuldigt, und mit „The Stench“ hat man auch noch eine langsame Blues-Nummer im Gepäck, an der auch GARY MOORE sicher seine Freude gehabt hätte.
Zwar geht bei all der Vielseitigkeit gerade in der zweiten Albumhälfte etwas der Drive verloren, sodass die Energie, die einem das Album-Cover mit seinen Blitzen und riesigen Lautsprechern vermittelt, etwas verloren. Aufgrund der ausnahmslos ausgezeichneten Songs lässt sich das allerdings locker verschmerzen.
In Summe fehlen „Overdriver“ gegenüber dem übergroßen Vorgängeralbum vielleicht ein paar Prozentpunkte und auf Strecke ein bisschen der letzte Punch, aber trotzdem darf das Ding als rundum gelungen bezeichnet werden. So wie es aussieht, wird mir die Band in diesem Sommer das ein oder andere Mal auch Live begegnen. Die Tatsache, dass ich mir für diese Konzerte viele Songs aus „Overdriver“ für die Setlist wünsche, spricht Bände und ist der beste Beweis für die Qualität der Platte.
Anspieltipps: „Token Apologies” und “Don’t Let Me Bring You Down”.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
- Token Apologies
- Don’t Let Me Bring You Down
- (I Don’t Wanna Be) Just A Memory
- Wrong Face On
- Soldier On
- Doomsday Daydreams
- Faraway Looks
- Coming Down
- Do You Feel Normal
- The Stench
- Leave A Mark