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GRENDEL'S SŸSTER – Katabasis into The Abaton (2024)

(9.063) Jörn (7,0/10) Hard Rock


Label: Cruz Del Sur Music
VÖ: 30.08.2024
Stil: Hard Rock






Hat jemand von euch zufällig eine Idee, wie zum Teufel ich dieses Ypsilon mit den verdammten zwei Pünktchen darüber aus meiner Tastatur heraufbeschwören kann? Es fällt mir nämlich äußerst schwer, den Bandnamen des mir nun zur Rezension vorliegenden Albums richtig aufs digitale Papier zu tippen.

Während ich bei der Suchmaschine meiner Wahl nach der richtigen Tastenkombination suche, erinnere ich mich noch einmal daran, wie dieses Album überhaupt seinen Weg in meinen Rezensionsordner gefunden hat. Daher mache ich zunächst einmal eine kleine Reise zurück an den Anfang dieses Reviews.

Seit ein paar Monaten habe ich mit Cruz Del Sur ein neues Lieblingsplattenlabel. Immerhin haben deren Releases zu den für mich in diesem Jahr ambivalentesten Erfahrungen geführt. Auf großartige persönliche Jahreshighlights, wie etwa die neuen Alben von THE NEPTUNE POWER FEDERATION oder der Classic-Rocker TAROT, folgte ein Ausfall in Form des Debütalbums von TONNERRE. Gut, es kann ja nicht immer ein Volltreffer sein.Aber alle Veröffentlichungen hatten eines gemeinsam: Sie waren in ihrer Eigenart jeweils sehr besonders, originell und ausgefallen. Und genau das macht Cruz Del Sur für mich zur momentan spannendsten Plattenfirma überhaupt.

Als ich im Frühjahr dieses Jahres beim legendären Underground-Festival KEEP IT TRUE mit ein paar – nebenbei bemerkt äußerst sympathischen – Labelvertretern gesprochen habe, wurde mir bereits angekündigt, dass in diesem Jahr noch ein paar ganz besondere Releases kommen würden. Seitdem halte ich gespannt Ausschau nach neuen Werken aus der italienischen Kuriositätenschmiede.

Was mich wieder zu der Platte bringt, die jetzt vor mir auf dem Review-Tisch liegt.

Die Band GRENDEL'S SŸSTER sagte mir bislang nichts. Ihre bisherige Diskographie liest sich bislang aber auch sehr übersichtlich. Denn nach der EP „Myrtle Wreath / Myrtenkranz“ aus dem Jahr 2019 liegt jetzt erst mit „Katabasis Into The Abaton“ der erste Output mit Longplayer-Format vor. Die Titelliste umfasst gleich einmal satte 16 Tracks. Uff. Bei genauerem Hinsehen relativiert sich das jedoch schnell. Denn die Band hat strenggenommen nur 8 Songs auf ihr Debut gepackt, diese aber von Sängerin Caro jeweils einmal mit englischen und dann noch einmal mit deutschen Lyrics einträllern lassen. Was für mich eher ungewöhnlich ist, scheint für die Band Usus zu sein. Denn schon bei erwähnter EP wandten sie das gleiche Prozedere an und gaben sich multilingual.

So viel zu den Rahmenbedingungen. Aber wie klingt das gute Stück denn jetzt? Tja, so einfach diese Frage eigentlich ist, so schwer fällt es mir in diesem Fall eine klare Antwort darauf zu finden.

Laut Presseinfo wirft die Band eine Mischung aus Epic Metal, Epic Doom, Acid Folk, Folk, Folk-Rock, Kraut-Eock, Renaissance-Fair-styled-Music und 70s-Rock in ihren Kessel. Joar. Tatsächlich finden sich auf dem Album aus allen genannten Richtungen Versatzstücke wieder. Und GRENDEL'S SŸSTER schafft es auch, hieraus ein für sich gleichermaßen schlüssiges wie eigenständiges Soundgerüst zu köcheln. Etwas sortierter betrachtet schlagen für mich im Instrumentalen die rockigen Elemente am meisten durch, und die Gesangslinien klingen sowohl durch die Melodieführung als auch die sehr eigenwillige Darbietung sehr mittelalterlich. Das alles mündet in einem Mix, der total aus der Zeit gefallen zu sein scheint, aber dadurch auf sonderbare Weise sehr gut zu den mystischen Texten passt. Ich selbst kann hierbei den deutschen Versionen deutlich mehr abgewinnen. Denn irgendwie gelingt es Sängerin Caro in ihrer Muttersprache noch ein wenig besser, ihren Worten etwas mehr Charakter und Authentizität zu verleihen.

Und trotzdem bin ich bin mir nicht sicher, was ich mit dem Album anfangen soll. Ja, Songs wie „The Plight Of A Sorcerer/Die Bürde des Schwarzkünstlers“ (Ohrwurm des Todes) oder das mit Melotron-Flöten atmosphärisch angedickte und vergleichsweise entspannte „Golden Key (Won’t Fit)/Güldenes Schlüsselein (klemmt)“ haben definitiv etwas. Aber wie man den Songtiteln entnehmen kann, ist das alles extrem kauzig und auf ein so enges Publikum zugeschnitten, dass sich eben dieses Publikum erstmal finden lassen muss. Und damit passt es dann doch wieder perfekt in die übrige Riege von kuriosen Cruz Del Sur Veröffentlichungen.

Am besten wird es daher sein, ihr macht euch selbst ein Bild davon. Denn schlecht ist „Katabasis Into The Abaton“ beileibenicht, aber eben auch so anders und speziell, dass ich es nur mit Vorsicht empfehlen würde.

Für mich ist es ein Album, das auf Mittelaltermärkten gleichermaßen funktionieren dürfte wie beim nächsten Walpurgisnacht-Happening. Die Musik tanzt auf vielen verschiedenen Hochzeiten, findet aber trotzdem ihre eigene Identität. Das alles ist as Nische as it gets. Gerade die deutschsprachigen Versionen der Songs üben jedoch einen nicht zu leugnenden Reiz und eine gewisse Faszination aus.

Ein paar Extrapunkte vergebe ich außerdem, da ihre Darbietung altertümlicher Themen tausend Mal authentischer ist als das ganze andere Zeugs, mit dem uns Nicht-Bands wie ASENBLUT und Co. aktuell belästigen.

Und übrigens: Die von Dr. Google vorgeschlagene Tastenkombination „STRG+UMSCHALT+: (DOPPELPUNKT), Buchstabe“ hat leider nicht dafür gesorgt, dass ich den Buchstaben Ÿ nach der eingangs beschriebenen Problematik fehlerfrei in diesen Text einbauen konnte. Da half nur die altbewährte Copy/Paste-Methode.

Anspieltipps: „The Plight Of A Sorcerer/Die Bürde des Schwarzkünstlers“ und „Golden Key (Won’t Fit)/Güldenes Schlüsselein (klemmt)“


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Boar’s Tusk Helmet
02. The Plight of a Sorcerer
03. Rose Arbor
04. Night Owl’s Beak
05. Golden Key (Won’t Fit)
06. The Fire That Lights Itself
07. In Praise of Mugwort
08. Cosmogony

Deutsche Versionen:
01. Eberzahnhelm
02. Die Bürde des Schwarzkünstlers
03. Rosenhag
04. Nachteulenschnabel
05. Güldenes Schlüsselein (klemmt)
06. Unentfacht Flammend
07. Beifußweise
08. Kosmogonie



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