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TONNERRE – La Nuit Sauvage (2024)

(8.843) Jörn (5,0/10) Heavy Metal


Label: Cruz del Sur Music
VÖ: 12.04.2024
Stil: Heavy Metal






Dieses Review ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Dabei war ich zunächst recht zuversichtlich. Von TONNERRE hatte ich zwar im Vorfeld noch nie etwas gehört. Aber vom Stil her wurden sie als Heavy Metal angepriesen. Damit komme ich in der Regel ja gut klar, weswegen ich in diesem Fall auch einfach mal meine Hand gehoben habe, als es um die Review-Vergabe ging. Was sollte schon schiefgehen?

Tja, leider stellte sich meine Wahl recht schnell als relativ unglücklich heraus. Und das gleich in mehrerer Hinsicht.

Als Erstes hätte mir bei genauerem Hinsehen auffallen müssen, dass der Albumtitel „La Nuit Sauvage“ verdächtig französisch klingt. Gleiches gilt auch für die einzelnen Songtitel. An sich muss das kein Problem darstellen. Zumindest wenn ich Französisch sprechen würde. Nur leider habe ich mich damals in der siebten Klasse für Latein als zweite Fremdsprache entschieden. „Das kannst du gebrauchen, wenn du später mal Jura studieren willst…“ wurde mir da gesagt. Hätte ich mich für ein Jurastudium entschieden, hätte das auch durchaus sinnvoll sein können. Habe ich aber nie. Mein großes Latinum hat mir also bis auf schwere Stunden auf der Schulbank nicht viel gebracht und würde mir wohl auch beim Schreiben dieses Reviews nicht weiterhelfen.

Dann muss es halt die selbst Musik richten.

Was mich direkt zu Missverständnis Nummer Zwei bringt. Denn bereits nach wenigen Augenblicken wurde mir klar, dass das hier vieles ist, aber kein Heavy Metal. Die zehn Songs, mit denen die Kanadier TONNERRE ihr Debutalbum befüllt haben, gehen alle eher in Richtung Rock mit leichtem Retro-Touch. Etwas, an dem ich auch häufig meinen Spaß haben kann. Gute Musik gibt es schließlich auch in anderen Stilrichtungen. Aber „gut“ ist nun wirklich nicht das Wort, mit dem ich „La Nuit Sauvage“ beschreiben würde. Denn leider offenbaren sich beim Hören recht schnell einige Probleme, die sich mit voranschreitender Spielzeit eher noch verstärken.

Gleich von Beginn an hat man den Eindruck, dass hier keiner der Musiker weiß, was der andere gerade macht. Besonders die beiden Gitarristen spielen so gut wie nie das Gleiche und dudeln teilweise total aneinander vorbei. Und bitte, macht niemals den Fehler und gebt euch das Album über Kopfhörer. Denn dann wird dieses Gefühl noch einmal deutlich verstärkt, was mich spätestens nach zwei Minuten so dermaßen genervt hat, dass ich fast schon nicht mehr weiterhören wollte. Dazu kommt ein Schlagzeuger, der anscheinend bis auf ein paar AC/DC-Standard-Beats nicht viel mit seinen Becken und Kesseln anzufangen weiß. Aber da die beiden Gitarristen sich wie bereits erwähnt nicht viel darum scheren, was der Nebenmann gerade zockt, entsteht zu keiner Zeit so etwas wie ein Groove. Da überrascht es dann auch nicht mehr wirklich, dass der Bass keine interessanten Akzente hinzuzufügen hat.

Bleiben noch die Vocals als letztes mögliches Eisen im Feuer. Diese werden von Sängerin Annick in bereits erwähntem Französisch beigesteuert und bilden tatsächlich einen der wenigen Lichtblicke auf „La Nuit Sauvage“. Ihrer eher in mittleren bis tieferen Gefilden angesiedelten Stimme kann man auf jeden Fall ein gewisses Maß an Charisma und Wiedererkennungswert zugestehen. Hier ist jemand hörbar darum bemüht, dem Ganzen so etwas wie Magie einzuhauchen. Aber auch sie kann das Ruder nicht herumreißen.

Und das liegt vor allem am größten aller Probleme. Und zwar an den Songs selbst. Dabei sind diese gar nicht mal super unangenehm und auf ihre Art auch alle recht melodisch. Jedoch sind sich die einzelnen Nummern in Sachen Rhythmik, Geschwindigkeit und Melodien so ähnlich, dass ich auch nach mehrmaligem Hören die einzelnen Stücke nur schwer auseinanderhalten kann.

Bleibt unterm Strich leider nicht viel Erbauliches übrig. Einzig die bereits erwähnte Stimme von Sängerin Annick braucht am längsten, bis sie anfängt zu nerven und kann stellenweise sogar gefallen. Allerdings passen die von ihr teils an BLUE OYSTER CULT erinnernden Gesangslinien in keiner Weise zu dem straighten Riff-Rock der Rhythmusfraktion. Somit hallt der Eindruck nach, dass jede der bei TONNERRE agierenden Personen eine andere Vorstellung davon hat, in was für einer Band sie eigentlich spielt. Und da die Kanadier von spannendem Songaufbau anscheinend noch nie etwas gehört haben, herrscht auf ihrem Debutalbum einzig und allein große Langeweile. Und das ist die tödlichste Emotion, wenn es um Musik geht.

Anspieltipps: Eigentlich egal. Sind fast alle gleich. Am ehesten noch „Les Enfants De La Nuit“.


Bewertung: 5,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. La Nuit Sauvage
02. Le Grand Corbeau
03. La Brunante
04. Ceux Qui Sommeillent
05. La Danse Du Feu
06. Les Enfants De La Nuit
07. L'esprit De La Forê
08. Les Flambeaux Du Ciel
09. Mouches Á Feu
10. L'auror



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