Label: Heart of Steel Records/ Defox Records
VÖ: 10.03.2017
Stil: Progressive Power/Thrash Metal
Mit einer gewaltigen Blastbeat-Passage eröffnen Synaptik ihre 5-Track-EP „Justify Reason“, ihrem zweiten Werk nach dem Debut „The Mechanisms of Consequence“. Genauso schnell wie dieser Satz, ist auch schon der Blastbeat-Teil vorbei und wechselt in einen triolischen Takt. Die Gitarren klingen abgehackt und messerscharf, was sich mit dem melodischen Auf und Ab der Gesangslinie von duelliert. Sehr schön ist der eingängige Chorus des Openers „The incredible Machine“, in dem es textlich um die Funktionen des menschlichen Nervensystems geht. Im Mittelteil wird Gitarrensolisten was Nettes geboten. Der Song wird durch die eingangs erwähnten Blastbeats und den Chorus beendet. Die bleiben sicher im Ohr.
„White Circles“ ist in kompositorischer Hinsicht was ganz Feines, weil es fast inbegrifflich alle Charakteristika eines progressiven Metalsongs aufweist. Eher ruhig, fast bedauernd-nachdenklich beginnt dieser Song, bevor er in einem schlichten, aber sehr treffenden Chorus mündet, der mit schnellen Stakkatos zuschlägt.
Im Mittelteil warten Synaptik nicht nur mit einem Crescendo auf, sondern auch mit einem sehr schönen Gitarrensolo. Danach kracht es herbe durch eine schnelle Double-Bass-Passage, die wieder im Chorus endet.
„Human (Inhuman)“ ist für mich ein Wechselbad der Gefühle. Vielleicht liegt es an dem „Isser-Isser nich‘“-Charakter des Titels, vielleicht mag ich das Songwriting aber auch nicht. Klar zaubern die Jungs auf hohem Niveau, aber irgendwie … ich weiß nicht. Was mich allerdings dann doch begeistert ist das Ende, das schön vertrackt und unvorhersehbar daher kommt. Wer auf den Anfang zurück springt, entdeckt, was er da schon mal etwas anders bestimmt überhört hat. Na wenigstens das erfreut mich etwas.
„Conscience“ schleppt sich nach einem dissonant-harmonischen Anfang wie ein durstiger durch die Wüste. Zäh und ausgedörrt wankt er in einen wilden Mittelteil, der schnell und überraschend daherkommt und dann Raum für eine sehr harmonische Passage macht, in der auch ein Solo nicht fehlen darf. Zum Abschluss wird die Strophe im Charakter des Chorus eben diesem vorgestellt. Diese brachiale Wand entlässt und fast ohne Pause in den letzten Song namens „Esc Ctrl“.
Stakkatos prägen den Wunsch, jegliche Form von Kontrolle von sich zu streifen. Die vielen Passagen, die sich mal im 6/8-, mal im 7/8-Takt ablösen, münden in eine chorus-ähnliche Passage, die deutlich harmonischer klingt. Ein durch Gitarrensoli gefüllter C-Teil führt zurück in die Strophe.
Richtig fies ist das Ende. So ein zähes, langsames, gleichsam dystopisches Ding hätte ich nicht erwartet. Kann man der Kontrolle also doch nicht entkommen? Greift das auch die Fragen in „The incredible Machine“ wieder auf? Dann wären wir aufgrund unserer Natur ohne es zu wissen Gefangene in uns selbst.
Generell ist auf der gut 35-minütigen EP die gesangliche Leistung von John Knight hervorzuheben, der viel Zeit in die vielen Gesangsspuren gelegt haben muss. Ich höre Verdoppelungen, Mehrstimmigkeit und viele intelligente Overdubs. Eine sehr gelungene Vorstellung, gerade weil er üblicherweise in einer anständigen Höhe unterwegs ist. Dieses Urteil soll aber nicht die Leistung seiner Mitstreiter schmälern, die alle auf sehr hohem Niveau unterwegs sind. Das gilt für den Sound in gleicher Weise. Jedes Instrument ist gut zu erkennen. Mir gefällt besonders, dass der Bass genug Raum hat und nicht von den tiefen Gitarren überdröhnt wird. Gute Handwerkskunst. Synaptik präsentieren sich auf „Justify & Reason“ als eine Truppe, von der wir bestimmt noch mehr hören werden.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The incredible Machine
02. White Circles
03. Human (Inhuman)
04. Conscience
05. Esc Ctrl