Label: I, Voidhanger Records
VÖ: 30.03.2018
Stil: Atmospheric Black Metal
Und wieder ist es Zeit für ein Re-Release, schon das Zweite von MARE COGNITUM in diesem Jahr, sollte das etwa am Ende eine gewisse Regelmäßigkeit andeuten? Freuen täte es mich auf jeden Fall, obwohl das Remastering von „An Extraconscious Lucidity“ schon etwas länger her ist und daher wohl gleich die „Sol“-Split mit SPECTRAL LORE in der Reihenfolge dran war.
Obwohl die Split nur drei Titel umfasst, wird eine Gesamtspielzeit von etwa 1 Stunde und 11 Minuten erreicht, das nötigt mir einen gewissen Respekt ab, einerseits so etwas überhaupt zu planen und andererseits dann auch umzusetzen ohne Rücksicht auf Verluste.
Die Tracks tragen die Erkennungsmerkmale von SPECTRAL LORE respektive MARE COGNITUM und sind daher gut zu unterscheiden. Wo MARE COGNITUM eher traditionell bleibt und man den Songstrukturen erheblich einfacher folgen kann, ist dies bei SPECTRAL LORE vergleichsweise schwerer; das macht die Songs aber auch angenehm herausfordernd, wie ich finde.
Insgesamt schneidet der Part von MARE COGNITUM bei mir besser ab, einfach weil er effektiv weniger geballte Konzentration benötigt und auch „so“ funktioniert, ohne das man dem Teil des Albums seine gesamte Aufmerksamkeit schenken muss. Das soll nicht heißen, dass der Track von SPECTRAL LORE schlecht ist, er erfordert nur erheblich mehr Konzentration und Achtung, damit er auch wirklich so funktioniert, wie ihn der Komponist sich gedacht hat, zumindest ist dies mein Eindruck.
Bei den Vocals von MARE COGNITUM bleibt es durchgängig hörbar, allerdings hat die Art und Weise der Technik des Herrn Buczarski einen negativen Einfluss auf die Verständlichkeit der von ihm präsentierten Texte. Ohne Text ist man mit dem ganzen Hall auf den Vocals ziemlich aufgeschmissen aus meiner Sicht.
Die Gitarren bleiben erkennbar im MARE COGNITUM Stil, was bedeutet das der Fokus stark auf die Gitarren zentriert ist. Wieder ist viel Verzerrung im Spiel und die Atmosphäre wirkt dadurch sehr dicht. Die Lead-Gitarre vermag sich jederzeit durchzusetzen, allerdings ohne den Rest vom Mix zu sehr zu erschlagen.
Der Bass ist je nach Teil des Songs mal besser, mal weniger gut zu hören, ich finde beide Vorgehensweisen zum Mischen vertretbar, prinzipiell finde ich die Abschnitte wo der Bass hörbar ist besser.
Das Schlagzeug ist in Relation zu den Vorgängern weniger steril, scheint aber auch wieder programmiert zu sein, so genau können nur wenige Schlagzeuger spielen. Die Mischung funktioniert jedenfalls für die Zwecke von MARE COGNITUM sehr gut, die Snare peitscht gut hörbar und der Kick klingt gerade in den Doublebass-Passagen sehr gut. Die Becken verbleiben durch die Gitarren verdeckt dezent im Hintergrund.
Ayloss von SPECTRAL LORE hat die etwas schlechte Angewohnheit seine Texte derart unverständlich in Mikrofon zu brüllen und mit Hall zu unterlegen, dass man genausogut auch einfach „Deko-Schreie“ hätte nehmen können; selbst mit Text ist mir nicht möglich zu folgen. Auf der anderen Seite passt es wieder sehr gut zur Musik die geschrieben wird, von daher ist das nicht wirklich negativ zu werten aus meiner Sicht.
Die Gitarren sind anders als bei MARE COGNITUM getrennter hörbar und nehmen gefühlt weniger Raum ein. Die Lead-Gitarren klingt etwas nasal und auch die Rhythmus-Gitarre ist für ihre Stellung im Gefüge je nach Abschnitt etwas höhenlastig. Die Verzerrung ist stark auf die Spitze getrieben und hätte nach meinem dafürhalten weniger sein gekonnt, jedoch muss dies immer der Künstler für sich entscheiden.
Der Bass ist durchgängig gut hörbar mit etwas Konzentration und knurrt sehr grummelig durch den Track.
Das Schlagzeug tritt eher in den Hintergrund, lediglich die Snare wird als Taktgeber etwas nach vorne geholt. Der Kick ist im ersten Abschnitt prominent, dies kommt den schnellen Passagen sehr zugute. Die Becken peitschen recht stark durch den Mix, sind jedoch nie zu beißend, als dass es unangenehm wäre.
Muss man SPECTRAL LORE oder MARE COGNITUM großartig erklären? Technisch gesehen verbindet die beiden Bands sehr viel, einerseits das Genre, die Instrumentierung und Songstrukturierung und der Fakt das beides Ein-Mann-Bands sind, welche schon einige Jahre und Veröffentlichungen aufzuweisen haben. Und dennoch machen beide Bands nach wie vor weiter und bringen neue Musik an den Hörer.
Was mir an „Sol“ stark auffällt sind die Tatsachen, dass einerseits das Album sehr leicht und leise wirkt und anderseits die Ansätze von SPECTRAL LORE oder MARE COGNITUM wesentlich progressiver und experimenteller sind als sie es ohnehin schon waren. Dieses Album benötigt definitiv Zeit um auch gebührend gewürdigt zu werden und eignet sich daher nur bedingt zum nebenbei hören.
Anspieltipps: „Sol Ouroboros“ und „Sol Medius“
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Mare Cognitum - Sol Ouroboros
02. Spectral Lore - Sol Medius
03. Spectral Lore & Mare Cognitum - Red Giant