Morgens halb sieben in Deutschland. Der Kaffee steht noch gar nicht auf dem Tisch, die erste Kippe schmeckt wie Hund ganz hinten und die Knochen befinden sich immer noch in der Verschiebungsphase. Kurzum: Der perfekte Moment, um musikalische Mathematik über sich ergehen zu lassen in Form des dritten vollständigen Longplayers der Schweden Spawn of possession, im Folgenden SoP genannt, die sich satte sechs Jahre Zeit gelassen haben, um nach „Noctambulant“ einen Nachfolger in die Waagschale zu werfen, der sich heuer „Incurso“ nennt, ein tolles Coverartwork hat und vor technischen Spielereien nur so strotzt.
Ich weiß nicht, inwiefern der deutsche Gitarrenheld Christian Münzer (Obscura / Necrophagist) am Songwriting beteiligt war, doch die jazzige Note ist nun noch ausgeprägter als bei den nicht minder abstrakten Vorgängern. Teilweise ist es ziemlich schwer, den Songstrukturen SoP’s zu folgen, doch bei längerem Hinhören kann man dermaßen viele Nuancen erkennen, dass die Scheibe, trotz anfänglicher Diskrepanzen, ein richtiges Hörerlebnis geworden ist. Cynic oder Nile sind hier definitiv als Referenzen heranzuziehen, doch SoP als bloßes Plagiat derselben abzustempeln wäre zu einfach, auch aufgrund der Tatsache, dass mir persönlich der Sound auf „Incurso“ viel zu glatt gebügelt ist. Überragend ist das Drumming von Erlend Caspersen, das wirklich technisch von Allerfeinsten ist und den Songs, trotz des fehlenden produktionstechnischen Bumms, den nötigen Druck verleiht. Nicht vorzustellen, wenn dies nicht so gewesen wäre, denn ansonsten wären das Album satt nach hinten umgekippt. Wie gesagt, mit „Incurso“ warm zu werden hat schon eine Weile bedurft, doch wenn die Jungs so ein Ass wie „Apparition“ im Ärmel haben, geht das leichter. Dieser Song zum Abschluss ist ein Meisterwerk geworden und überragt den Rest auf diesem Album um Längen. Allein wegen diesem fast neunminütigen Meisterwerk lohnt sich die Anschaffung.
SoP haben mit „Incurso“ für sich und ihre Anhängerschaft ein sattes Album abgeliefert, welches allerdings dem Mainstream gänzlich verborgen bleiben wird. Dies wird den Schweden scheißegal sein und das ist auch gut so. Heutzutage ist eine eigene Identität teilweise wichtiger, als irgendjemanden in den Allerwertesten zu kriechen. Zum Hören echt toll, zum herausfinden von Strukturen ebenso…zum kapitalen Abschädeln allerdings gänzlich ungeeignet.
Bewertung: verfrickelte, dennoch sehr gute 7,6 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Abodement
02. Where angels go demons follow
03. Bodiless sleeper
04. The evangelist
05. Servitude of souls
06. Deus avertat
07. Spiritual deception
08. No light spared
09. Apparition