Label: The End Records
VÖ: 14.04.17
Stil: Death/Doom-Metal
„Hamartia“ bedeutet laut Aristoteles der tragische Fehltritt eines Helden, der seinen eigenen Untergang trotz aller Heldenhaftigkeit bereits vorwegnimmt. „Hamartia“ nennt sich auch die neue Scheibe der Doom-Metal Kapelle NOVEMBERS DOOM aus Chicago, die seit 1989 existieren und schon neun weitere Alben aufgenommen haben.
Wo Doom drauf steht, sollte auch Doom drin sein, und so ist es auch. Beste Beispiele für diese träge, breite und düstere Musik sind „Plague Bird“ oder auch „Ghost“. Die Vocals gestalten sich clean in Baritonhöhe und könnten manchmal punktgenauer phrasiert sein. Der Opener „Devils Light“ weist allerdings eher auf die frühe Vergangenheit der Band hin, da er kräftig in Death- oder Blackmetal-Gefilden angelegt ist. Die kurze Blastbeat-Passage im C-Teil spricht eine deutliche Sprache.
Hier zeigt sich das erste Manko der Platte in meine Augen. Die Mischung zündet irgendwie nicht, weil die Growls noch gut zur Musik passen, der klare Gesang aber spätestens ab „Ever after“ zu eintönig, ja fast leierig, herüberkommt. Klar, es geht um das tragische Scheitern eines Helden, da muss es logischerweise deprimiert daher kommen. Es gibt aber einen feinen Unterschied zwischen Deprimiertheit und Langeweile.
Nach dem balladesken Titletrack „Hamartia“, das als solche wieder passend ist, aber auch durchaus ein Lückenfüller sein könnte (das Ende kommt gar plötzlich daher), fischt das monolithische „Apostasy“ wieder im Deathmetalteich. Die erneut recht monotone Musik kommt einfach stimmiger rüber, wenn die Vocals aus Growls bestehen. Das fällt vor allem auf, wenn der Chorus oder die zweite Strophe wieder clean gesungen wird, denn es wirkt, als fiele so die Spannung ab.
„Miasma“ bietet kurze Abwechslung, weil die Vocals um eine weibliche Stimme bereichert werden und sich textlich um das Flehen des Sprechers um seine geliebte Person dreht.
Mit brachialen Growls und einer Klangwand aus tiefen Tönen beginnt „Zephyr“, nur um dann im Chorus wieder durch cleanen Gesang ausgebremst zu werden. Der Quintengesang im C-Teil und das schöne zweistimmige Gitarrensolo sorgen für einen weiteren Aufhorchmoment.
Nachdem “Waves in the red Cloth” nichts Neues bietet, hat man nur noch den langen Schlusstrack „Borderline“ vor sich, der sich als atmosphärische Powerballade zeigt (mit allen Vocals im Schlusschorus zusammen).
Vielleicht liegt es am zu glatten Sound, vielleicht an der zu großen Ähnlichkeit der Kompositionen, vielleicht an Details wie die Art und Weise der Ausführung der Clean-Vocals (Intonation und Phrasierung, bzw. ihrer sehr in den Vordergrund gemischten Lautstärke; die wirkt irgendwie künstlich), dass bei mir der Funke nicht so recht zünden will. Vielleicht ist es aber auch genau die Mischung, die NOVEMBERS DOOM auf „Hamartia“ anbieten, die das Genre eigentlich ausmacht. Vielleicht ist meine Einschätzung (laut Alexander Pope) schlussendlich mein persönlicher Fehltritt als Hörer?
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Devils Light
02. Plague Bird
03. Ghost
04. Ever after
05. Hamartia
06. Apostasy
07. Miasma
08. Zephyr
09. Waves in the red Cloth
10. Borderline