Label: Godz Ov War Productions
VÖ: 11.12.2017
Stil: Black Metal
Neue Bands haben es immer etwas schwer wahrgenommen zu werden, bei LABYRINTH ENTRANCE ist dies ebenfalls der Fall, auch wenn es sich dabei um das Solo-Projekt von Hunger von STILLBORN (Pol) und HORROR OF NAATU handelt. Wenig hilfreich ist auch die relativ Stille um diese Ein-Mann-Band, es gibt kaum Material, sieht man von Soundcloud (Godz Ov War) ab und das Label führt dieses Album auch nach dem 11.12. immer noch unter „Soon“, also baldige Veröffentlichung (ohne eine Möglichkeit der Vorbestellung). Und das ist wirklich schade, denn LABYRINTH ENTRANCE entwickeln sich im Laufe des Debuts in eine sehr positive Richtung. Stilistisch lassen sich abschnittsweise gewisse Parallelen zu ARCKANUM ziehen, auch das ist ein großer Pluspunkt für mich.
Einmal Besserwissen vor den Titeln: Wenn man seine Songs schon römisch durchnummeriert, dann sollte man auch in dem Zahlensystem bleiben, die Römer kannten keine 0 (das Konzept der Null sehr wohl), die kam erst mit den arabischen Zahlen dazu.
Abgesehen davon finde ich die Benennung der Titel nach einem einheitlich Schema durchaus interessant, lenken doch die Namen meist vom Inhalt ab bzw. erzeugen eine gewisse Erwartungshaltung beim Hörer.
„Monumental Bitterness“ startet mit „Canto 0“ in einer Einleitung, welche mystische Klänge mit dem Klimpern von Ketten oder Schlüsseln verbindet, dabei dürfen wiederhallende Schritte und das gelegentliche Aufstampfen eines Gehstabes nicht fehlen; das Cover finde ich hier sehr gut als Einleitung umgesetzt.
Generell kann ich sagen, dass ich in jedem Song wenigstens ein Part finde, den ich richtig gut finde, sei es ein Riff, ein eingesetzter Effekt oder eine Spielweise, die besonders hervor sticht.
Der Gesang ist immer passend um- und eingesetzt, auch die Effekte auf dem Gesang sind teilweise unvorhergesehen aber dennoch immer gut platziert. Die Screams klingen etwas heiser und sind mit viel Hall und einem Leslie(Rotations)-Effekt belegt, interessant und zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig jedoch erfrischend anders. Die klar gesprochenen bzw. gerufenen Passagen sind ebenfalls mit einem Leslie-Effekt unterlegt, für kurze Zeit war sogar
Die Gitarren rauschen vor sich hin, das es eine Pracht ist, Plektrumanschläge sind hörbar, was auf einiges an Gain und Kompression hindeutet, das fällt beim Hören aber nur bedingt auf, der Sound klingt angenehm rund. Die Lead-Gitarre ist, wenn sie mal eingesetzt wird erstaunlich tief-frequent und leise eingepegelt, man hört den Mittenbauch deutlich raus, auch die Kompression kommt hier mehr zum tragen. Effekte sind insgesamt wenig vorhanden und wenn dann sehr wohl dosiert eingesetzt.
Der Bass ist immer gut zu hören und gibt den Gitarren die notwendigen tiefen Frequenzen, so dass der Sound erstaunlich stark schiebt. Ab und zu bricht der Bass auch aus den erwarteten Bahnen als Rhythmusinstrument aus, das gefällt mir sehr gut.
Das Schlagzeug versieht seine Dienste sehr gut, es klingt allerdings stark emuliert und daher etwas unnatürlich und exakt. Ein weiterer Kritikpunkt von mir ist, dass es für die Snare offenbar nur ein Setting im gesamten Album gibt, was doch wesentlich eher für langsamere Passagen ausgelegt ist. Bei Blastbeats verschwinden die Schläge leider ineinander wegen des Halls und der Kompression, man hat also quasi nur den Transienten in solchen Abschnitten für den Takt. Ansonsten ist die Snare, wenn sie zu hören ist, sehr gut eingesetzt, genau wie der Kick, selbiger klingt sehr hart, hallt wenig nach und hat einen hohen Click-Anteil. Die Toms wummern mir ein wenig zu stark durch den Mix und erschlagen den Sound leider etwas. Die Becken klingen etwas spröde und wenig nachbearbeitet, was je nach Abschnitt mehr oder weniger auffällt; ich denke das könnte je nach Anlage etwas in den Ohren klingen.
Nach dem ersten Titel war ich fast geneigt die Band doch wieder abzugeben und einen anderen Redakteur mit dem Album zu betrauen. Hier zahlt es sich dann aber doch aus, dass ich Bands prinzipiell einen zweiten Anlauf zugestehe, da ich nie ausschließen kann, dass ich nicht doch einen schlechten Tag habe. Und das war auch bei LABYRINTH ENTRANCE wieder goldrichtig, denn „Monumental Bitterness“ entwickelt sich im Laufe des Albums doch erheblich in eine positive Richtung. Wo die ersten Songs fast klischeehaft wirken, schleichen sich nach und nach (fast immer) gelungene experimentelle Abweichungen in die Titel ein. Das macht das ganze Album erstaunlich lebhaft und das ist auch gut so, denn ich finde bei jedem Durchgang neue, bisher ungehörte, Abschnitte bzw. Einwürfe.
Anspieltipps: „Canto II“ und „Canto III“
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Canto 0
02. Canto I
03. Canto II
04. Canto III
05. Canto IV
06. Canto V