Seit dem Einstieg von Sänger Stu Block geht im Lager der Amis wieder einiges weiter. Der Schachzug sich diesen Burschen ins Line-Up zu holen war demnach ein schlauer von Mastermind Jon Schaffer und zudem einer, der die Formation mit “Dystopia“ wieder auf Erfolgskurs zurückbringen konnte. Über die Notwendigkeit eines Live-Tondokuments nach so kurzer Zeit mag man zwar durchaus geteilter Meinung sein, außer Frage dagegen steht, dass “Live In Ancient Kourion“ eindrucksvoll beweist, welch‘ talentierter Shouter Stu ist.
Doch auch damit konnte man die aktuelle Motivation und den Eifer offenbar noch nicht ausreichend befriedigen und so wurden im Sommer auch noch diverseste Festival-Gigs absolviert. Aus logistischen Gründen quartierte sich die Band deshalb auch für einen längeren Zeitraum in Deutschland ein, um in diversen Studios hierzulande das neueste Album einzutüten. Somit gebührt den Herren Riesenrespekt, denn ein solches Arbeitspensum muss man erst einmal schaffen!
Die arbeitstechnisch wohl nicht ganz einfach handzuhabende, „gestückelte“ Produktion fällt sofort überaus positiv auf, denn “Plagues Of Babylon“ klingt angenehm, aber dennoch naturbelassen rau und zudem scheint die Band vor den Aufnahmen wieder zum einem Kollektiv zusammengefunden zu haben. Daurch unterscheidet sich die Scheibe auf erfreuliche frische Weise von diversen „Schaffer-Alleingängen“ in der Vergangenheit, selbst wenn der Mastermind diesmal in die Produktion stärker involviert gewesen ist als je zuvor.
Dennoch - oder vielleicht gerade wegen des offensichtlich unglaublich eng gestckten Zeitrahmens - wirkt “Plagues Of Babylon“ auf mich in seiner Gesamtheit wie ein Schnellschuss. Ich persönlich vermisse nämlich für diese Band typischen und unabdingbaren Hymnen-Faktor, den die Herren zuletzt ja feinerweise wieder für sich entdeckt haben (“Anthem“ anyone?) und daher setzt sich auch nach oftmaligem Versuch nicht wirklich viel dauerhaft fest.
Als positive Überraschung entpuppt sich dafür der an sich seichteste Track des Albums. Das mit Unterstützung von Volbeat-Mastermind Michael Poulsen und Symphony X / Adrenaline Mob-Mikro-Gott Russel Allen gesangstechnisch veredelte Southern/Country/Hardrock-Konglomerat “Highwayman“ erweist sich nämlich als regelrecht penetranter Ohrwurm und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Tour als Opener für die Dänen als Gewinn für Iced Earth in deren Historie eingehen wird.
Dennoch wird “Plagues Of Babylon“ meiner Meinung nach kein zukünftiger Klassiker des Band-Kataloges werden, da einfach zu locker drauflos komponiert wurde. Das ist insofern schade, da ich ganz sicher bin, dass Iced Earth in ihrer aktuellen Konstellation sehr wohl das Zeug hätten an ihre Glanztaten (und damit meine ich “The Dark Saga“ und “Something Wicked This Way Comes“, falls Fragen auftauchen) anzuschließen. Vielleicht (und hoffentlich) beim nächsten Versuch – auf den ich gerne auch etwas länger zu warten gewillt bin!
Bewertung: 6,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Plagues of Babylon
02. Democide
03. The Culling
04. Among the Living Dead
05. Resistance
06. The End?
07. If I Could See You
08. Cthulhu
09. Peacemaker
10. Parasite
11. Spirit of the Times
12. Highwayman
13. Outro
ICED EARTH (2014)
Plagues Of Babylon