HAVEN – Vessel (2020)
(6.677) Karsten (6,0/10) Alternative Post Metal
Label: DIY
VÖ: 27.11.2020
Stil: Alternative-Post-Metal
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HAVEN ist eine 5köpfige Band aus Berlin, die bereits Ende 2018 mit ihrer ersten EP „Anima“ ein erstes Lebenszeichen von sich gab, das bereits derselben Rezeptur folgte wie die nun vorliegende zweite EP mit dem Namen „Vessel“. Ein vollständiges Album soll anscheinend noch folgen. Mit nur 3 Songs ist die aktuelle EP zwar nicht allzu lang, aber wir wissen ja alle wie es mit Qualität und Quantität so ist – lieber 3 gute Songs als 10 schlechte!
Der Opener „Miasma“ ist mit knapp über 14 Minuten Länge jedenfalls schon mal eine Ansage! Das stimmungsvolle Intro zeigt trotz des spärlichen Instrumentaleinsatzes und des ruhigen Klargesang schon die Richtung an: Hypnotisch eingängige Melodien, die sich schrittweise im Härtegrad steigern, so z.B. nach ca. zweieinhalb Minuten. Nach 8 Minuten weicht der bis dahin noch relativ entspannte Gesang vorübergehend Shouts und Gekeife zu entsprechend passender instrumenteller Untermalung. Ansprechende Härte auf experimentell interessante Art vorbereitet und umgesetzt. Nach dem geradezu emotionalen Ausbruch findet der Song wieder zurück zu der Eingangsrezeptur mit ruhigen, den Hörer einlullenden Melodien und Klargesang bevor der Härtegrad zum Ende hin wieder ansteigt. Andere Bands können das auch und in kürzerer Zeit, aber irgendwie hat der Mix etwas – schauen wir mal weiter!
Auch „Samsara“ ist mit deutlich über 8 Minuten kein Leichtgewicht. Entweder fällt es der Band schwer sich kurz zu fassen oder die Musiker scheren sich einfach nicht um gängige Konventionen und ziehen selbstbewusst ihr Ding durch. Auch hier beginnt der Song ruhig und zieht den Hörer durch den gekonnten Einsatz von Klargesang und hypnotischer musikalischer Untermalung in seinen Bann. Nach 2 Minuten steigt mit der Intensität auch wieder der Härtegrad an und der Sänger zeigt erneut, dass er nicht nur die sanften Töne beherrscht. Nach erneuten 2 Minuten weicht die Härte wieder den Melodien, aber der Song bleibt trotz der vorhersehbaren Struktur stimmungsvoll und nimmt den Hörer auf eine interessante musikalische Reise inkl. weiterer, kürzer aufeinander folgender Intensitätswechsel mit.
Mit „Within“ haben wir nun auch schon den letzten Song dieser EP erreicht, der sich mit knapp dreieinhalb Minuten sogar überraschend kurz fasst. Das melodische aber durchaus auch etwas unheilvolle Intro spannt den Hörer etwas auf die Folter bevor – nichts passiert. Hier wurde erfolgreich mit den Erwartungen gespielt und der emotionale Härteausbruch mit entsprechenden Shouts und Gekeife bleibt aus.
Bandeigene Vergleiche zu den DEFTONES, NEUROSIS oder AMENRA sind absolut zutreffend und man kann den Fans dieser Vorbilder nur empfehlen einmal einen Blick auf HAVEN zu werfen. Die Band hat bislang sehr vielversprechende Lebenszeichen von sich gegeben und hat definitiv das Potential für mehr! Wenn kleinere stimmliche Schwächen und das etwas vorhersehbare Songwriting ausgebügelt werden, kann die Band noch viel erreichen. Insofern denke ich, dass die Bewertung bei 6 Punkten durchaus angemessen ist – besser als der Durchschnitt, aber noch mit Luft nach oben. Weiter so, ich freue mich auf ein komplettes Album dieser Truppe!
Anspieltipps: Kann man in einem Rutsch durchhören!
Bewertung: 6,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Miasma
02. Samsara
03. Within