Label: Nuclear Blast
VÖ: 30.09.2016
Stil: Progressive, Hard Rock
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Wenn man ehrlich zu sich selber ist, war „Ghost Reveries“ das letzte packende, weil alle Trademarks der Band vereinende Album. Geisterhafte Atmosphäre, ausgeklügeltes und packendes Songwriting stets die Grenze zu progressiver Überfrachtung wahrend. „Watershed“ war mit Abstrichen auch noch zu genießen...dann jedoch frönte Akerfeldt seiner Passion für 70s progressive Rock älterer Tage etwas zu derbe und meinte wohl auch im Folgenden jegliche Härte über Bord schmeißen zu müssen, sodass alles möglichst „retro“ klingen möge.
Zwar war „Pale Communion“ diesbezüglich ein etwas besseres Unterfangen als der lahme Vorgänger „Heritage“, jedoch fehlte beiden Scheiben das Opeth-feeling vergangener Großtaten. Was also bringt nun das 12. Album „Sorceress“?!
Um es vorweg zu nehmen: Opeth machen einen Schritt vor aber dabei auch gleich zwei zurück. Schon das almhüttenhafte Intro „Persephone“ lässt den Hörer nichts Gutes erahnen. Den sich anschließenden möglichst altbacken-klingenden Titelsong trägt ein recht simples Grundriff, welches von Akerfeldt Stimmchen im Folgenden untermalt aber nicht gerade veredelt wird. Und genau da liegt auch weiterhin das Problem der Band: Akerfeldt ist ein durchschnittlicher Sänger ohne Charisma. Bei den früher vereinzelt eingestreuten klaren Gesangsteilen war das noch nicht weiter störend, vielleicht sogar ganz charmant denn es gab ja noch die packenden Growls.
Das Album ist ingesamt recht langatmig und auch leider langweilig, überschreitet bisweilen die Grenze zum Kitsch deutlich und ist machmal regelrecht ärgerlich. Mit Schmonzetten wie „Will o the Wisp“ hofft man vielleicht im Radio gespielt zu werden, Kasse zu machen oder den Rüschenblusen-Mutti-Anteil bei Konzerten noch höher zu schrauben, jedoch hat dies nichts mehr mit den Opeth vergangener Tage zu tun und mir stellt sich nebenbei die Frage, ob derartiger Schunkelrock hier überhaupt besprochen werden sollte.
Es gibt auf dem Album natürlich auch vereinzelte Lichtblicke, dafür ist Akerfeldt ein zu brillanter Musiker. So ist z.B. „The Wilde Flowers“ ein wirklich gelungener Retro-Rocker mit einer Hookline, die einem tagelang nicht mehr aus dem Kopf geht und dazu mit einem wirklich gelungenem Solo aufwarten kann.
Ansonsten gibt es viel Gemischtes: „The Seventh Sojourn“ klingt wie ein aufgemotztes Soundtrack-statement zu „Lawrence von Arabien“, „Chrysalis“ beginnt ganz gut, versandet dann aber ebenso in Beliebigkeit und Unentschlosenheit wie der Großteil der folgenden Stücke. Wer zu den Hörern gehört, denen die letzten beiden Opeth Alben stimmig vorkamen, wird sich wohl auch an der noch weiter ausgebauten retro-Richtung der Band nicht stören. Mir kommt das Konzept der Band bisweilen arg gekünstelt vor, unentschlossen und öde im Vortrag, den ekelhaften Schunkelfaktor mal ausser Acht lassend. Opeth haben einfach stark abgebaut in puncto Atmosphäre, Songwiting und Performance. Das sollte demnach für die (deutschen) Charts ausreichen.
Bewertung: 6,3 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Persephone
02. Sorceress
03. The Wilde Flowers
04. Will O the Wisp
05. Chrysalis
06. Sorceress 2
07. The Seventh Sojourn
08. Strange Brew
09. A Fleeting Glance
10. Era
11. Persephone (Slight Return)
12. The Ward (Ltd. Edition Bonus)
13. Spring MCMLXXIV (Ltd. Edition Bonus Track)
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