PRIMAL FEAR | RIOT V | EXISTANCE
18.10.2018 – Berlin @ Lido
Na das nennt der fachkundige Besucher mal eine richtige Metal Kante. Nüscht mit verfrickelten Tonfolgen auf 27 Saiten oder 256 Breaks komprimiert auf 4 Minuten. Reiner, purer, unverfälschter Heavy Metal mit Kante stand am Donnerstagabend auf dem Speiseplan und wer Primal Fear schon einmal live erleben durfte wird wissen, dass dies kein billiger Besuch bei Alfred’s Currybaude werden sollte, sondern eher ein reservierter Tisch bei Chez Maurice. Sahen die bereits früh angereisten Zuschauer anscheinend ähnlich und freuten sich auf die erste Band, von denen ich noch nicht einmal namentlich vorher etwas gehört hatte.
Existance nennen sich die vier jungen Herrschaften aus Clermont, die mit ihrem speedig angehauchten oldschool Metal gleich mal eindrucksvoll zeigten, wo der Frosch die Locken hat. Trotz der Enge auf der Bühne und dem Schlagzeug direkt am Rand, gab das Quartett ordentlich Gummi und konnte ordentlich Sympathiepunkte verbuchen, auch wenn der Bass anfangs zu laut und die Gitarren zu leise waren. Als dies später korrigiert wurde, war dem akustischen Vergnügen keine Grenzen mehr gesetzt und nicht nur meine Faust reckte sich anerkennend in Richtung Hallendecke. Nach dem Konzert musste ich erstmal meine Wissenslücke mit den bereits im Handel erhältlichen Silberlingen „Steel alive“ und „Breaking the rock“ schließen und attestiere den Jungs eine amtliche Show und einen fantastischen Anheizer-Job. Très bien.
Nun war ich megagespannt auf Riot V, die mit ihrem neuen Album „Armor of light“ ein mächtig fettes Brett in diesem Jahr vom Stapel gelassen haben und es nun galt, dieses auch bühnentechnisch angemessen umzusetzen. Das Publikum schien ebenfalls sehr daran interessiert zu sein, denn es wurde knackig voll vor der Bühne, als mit „Victory“ der Opener des aktuellen Rundumschlags soundtechnisch perfekt in das weite Rund geschleudert wurde. Meine Fresse, was für ein Sound und dazu die perfekte Stimme von Todd Michael Hall, der vollkommen steil ging und so manchen Amateur-Sänger mit der Frage konfrontierte, doch vielleicht sein Hobby an den Nagel zu hängen. Jeder aus der Band sang die Songs mit, Bassist und Riot Urgestein Don van Stavern ging komplett steil, gönnte sich ab und an einen Schluck aus der reich verzierten Schnapspulle und das Gitarrenduo Flyntz / Lee brillierte mit unfassbaren Einlagen. Die Halle ging mächtig ab, die Reaktionen waren überschäumend und viele der Anwesenden glänzten mit kompletter Textsicherheit. Famos. Als zum Schluss das nunmehr 30 Jahre alte „Thundersteel“ ertönte, war es um die Zurückhaltung geschehen und selbst der Verfasser dieser Zeilen sang aus voller Kehle: And now at last we know he’s real, the power of his sword we feel Thundersteel! Was für ein brillanter Auftritt! Sogar meine Freundin bekam nach dem Gig die Adresse der Schneiderin, die sich für die schicken Hosen der Band verantwortlich zeigte. Läuft!
Victory
Flight of the warrior
On your knees
Heart of a lion
Sign of the crimson storm
Bloodstreets
Take me back
Angel’s thunder, Devil’s reign
Warrior
Thundersteel
Ja, auch wenn ich das aktuelle Album „Apocalypse“ der schwäbischen Metal Institution nicht unbedingt zu den Glanztaten Primal Fears zähle muss ich gestehen, dass Songs wie „The ritual“, „Blood sweat and fear“ und vor allem „Hounds of justice“ live doch ganz schön dröhnen und einen weitaus besseren Eindruck als auf Platte hinterlassen. Doch natürlich knallten die Klassiker wie „Chainbreaker“, „Under your spell“, „The end is near“ oder natürlich „Metal is forever“ ebenso rein und beweisen eindrucksvoll, warum die Truppe um Matt Sinner und Ralf Scheepers zur absoluten Speerspitze des teutonischen Hartwurstgebolzes gehörte und immer noch gehört. Der Sound war fett wie eine frische Blutwurst und das Publikum begeistert. Die Hände gingen nach oben, die Luftgitarre wurde geschwungen und das Bier schmeckte vorzüglich. Auch wenn es manchmal während des Gigs so anmutete, dass das Quintett ein wenig Business as usual machte, so schwang dies dann urplötzlich wieder in spielerische Begeisterung um, bei der sich Saitenhexer Alex Beyrodt positiv hervortat und selbst für Animation sorgte. Ja, Primal Fear haben erneut abgeliefert und das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton abgeholt und mitgenommen, doch ich hörte vielen Ortes das Gleiche: Primal waren klasse, Riot V einfach genial! Unterschreibe ich so!
Final embrace
Chainbreaker
Blood, sweat and fear
Face the emptiness
Hounds of justice
The ritual
Under your spell
Nuclear fire
Eye of the storm
King of madness
The end is near
When death comes knocking
Metal is forever
Fighting the darkness
Running in the dust