KVELERTAK | SKELETONWITCH
17.11.2016 - Dresden @ Beatpol
Der Dresdner Beatpol (ehemals Starclub) ist prinzipiell ein cooler Club, in dem schon seit frühester Nachwendezeit immer wieder legendäre Konzerte stattfinden, aber dennoch wird das Metal-Feld relativ selten beackert. Am vergangenen Donnerstag war es aber mal wieder soweit: Kvelertak verirrten sich in die Elbmetropole kurz vor Tschechien und hatten als Supportband Skeletonwitch im Gepäck. Qualitativ könnte man beinahe von 2 Headlinern sprechen.
Pünktlich wie die Maurer enterten Skeletonwitch um 20 Uhr die Bühne und legten ein energiegeladenes Set aufs Parkett. Das Publikum reagierte noch ein wenig verhalten und es war zwischen den Songs kaum Zeit zu applaudieren, aber bei einem recht eng gesteckten Zeitplan wäre es auch Blödsinn, sich minutenlang feiern zu lassen, wenn man statt dessen 1-2 Songs mehr spielen kann. Der neue Sänger Adam machte (stimmlich) eine gute Figur, nutzte jeden freien Quadratmeter der Bühne aus und bangte, was das Zeug hielt. Skeltonwitch‘s Mischung aus Thrash Metal mit deftigen Death/Black-Einsprengseln und trotzdem noch Raum für Melodien kam sehr überzeigend rüber. Überhaupt war der Fünfer aus Ohio vom ersten Moment an tierisch sympathisch, die hatten Spaß an dem, was sie taten und im Laufe der Show taute auch das Publikum etwas auf. Großes Lob.
Fun Fact am Rande: die Herren Musiker haben ihren Krempel dann selbst von der Bühne getragen inkl. Abbau des Schlagzeugs. Als sie fertig und die Bühne ordentlich aufgeräumt war, sprangen zwei oder drei Helferlein auf die Bühne, um die letzten Handgriffe für Kvelertak zu erledigen und vor der Bühne wurde es langsam wirklich voll.
In der Sekunde, wo Kvelertak loslegten, rasteten die Leute komplett aus und mit einem Mal hatte auch die Absperrung vor der Bühne einen Sinn (das ist im Beatpol sonst unüblich). Ich weiß nicht genau, woran das liegt, aber Kvelertak ziehen ein seltsames Publikum an – zumindest für meine altmodische Auffassung, wie ein Metalhead aussehen und sich verhalten sollte. Von den spitzen Ellbogen eskalierender Hipster geht deutlich mehr Verletzungsgefahr aus als von 10 traditionellen Metallern voller Nieten und Spikes. Das war noch nicht ganz Violent Dancing, aber nah dran und das schmälert den Konzertgenuss erheblich. Zurück zur Musik: drei Gitarristen auf der Bühne erzeugen schon eine ganz schöne Wand, aber wenn die Regler bis Anschlag aufgerissen sind, hört man nicht mehr wirklich, was die spielen und das ist schade. Dazu ein pumpender Beat und irgendwie hatte das schon was Sabatonisches: Dorfdisco-Bierzelt-Bummsfallera und Hirn weglöten. Nichts gegen Maximum-Wumms, aber das vereinfacht die Musik von Kvelertak zu stark, auf Konserve gefallen sie mir deutlich besser. Rein von der Show her, Spielfreude, Energie, Bewegung auf der Bühne, Interaktion mit dem Publikum usw. kann man nicht meckern, da hört sich mein Bericht schlechter an als es war. Die Setlist bestand zum Großteil aus dem aktuellen Album „Nattesferd“. Front-Uhu Erlend war gefühlt die halbe Show über mit einem Bein auf dem Absperrgitter, ist auf die Boxentürme geklettert, hat 2-3 Mikros kaputtgebrüllt … und scheint an einer furchtbaren Krankheit zu leiden, die es ihm unmöglich macht, Flüssigkeiten zu schlucken (wie nimmt der arme Kerl bloß Alkohol zu sich?). Mal ne Bierdusche ist in Ordnung. Wenn die Bierdusche aus dem Mund eines anderen kommt, geht das notfalls auch mal, aber ich hätte gut darauf verzichten können, JEDES Mal angespuckt zu werden, wenn er einen Schluck „getrunken“ hat. So weit geht meine Bewunderung nicht (für niemanden!), dass ich auf diese Weise Körperflüssigkeiten austauschen wöllte.
Nach ungefähr 1,5 Stunden war der Spuk dann vorbei und bei der Zugabe auch das letzte Mikro tot, sodass gegen 23 Uhr eine Menge größtenteils zufriedener, nasser Menschen das Etablissement verließen.