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NOCTURNUS FEST 2014 Vol. IV

PHLEBOTOMIZED | WOUND | FUNERAL WHORE | INCARCERATION | BRUTALLY DECEASED | BLOODY INVASION

06.12.2014 - Berlin @ K17

Pünktlich zum Nikolausfest holt das exquisite Hartkost-Label F.D.A. Rekotz den Knüppel aus dem Sack und beschert den Anhängern derber Todesbleikunst eine vorzeitige Bescherung.

6 Bands in der Zeit von 18.00 Uhr bis Mitternacht. Das versprach ein langer Spaß zu werden… und das wurde es auch! Ein vergnüglicher, unterhaltsamer Abend mit gut aufgelegten, motivierten und abwechslungsreichen Bands. Den Anfang machten die mir vom diesjährigen Protzen Open Air bekannten Todesmetaller Bloody Invasion. Handwerklich und darstellerisch Alles im grünen Bereich. Mit etwas mehr Erfahrung und Selbstsicherheit sind der Entwicklung der Neuruppiner keine Grenzen gesetzt. Pluspunkt der Band ist Frontmann Max. Zu sehen zum Jahresende auch wieder in Berlin am 25. Dezember im kultigen Blackland. Wer die regionale Death Metal Szene unterstützen möchte, dem sei dieser Termin wärmstens ans Herz gelegt.

Brutally Deceased aus Dolly Busters Heimatland legen ein ordentlich, routiniertes Set hin, sind eingespielt und überzeugen das sich füllende Rund. Leider nervte mich eine derbe angetrunkene Dame mit schlecht gefärbtem und auf Halbmast sitzendem Iro und leicht eingedrückter Visage dermaßen, dass ich kurzzeitig das Weite suchte. Ein Nein ist ein Nein. Auch von einem Mann. Und Piercings sollten echt nur vom Fachmann gestochen werden, Schätzchen. Später leckte die Alte mit einem sich kurz vorm Koma befindlichen Altrocker vor dem Club rum. Dem sein Gesicht würde ich ja gerne sehen, wenn der morgens aufwacht und die Punker-Olle im ins Ohr haucht. Mein Highlight waren zudem die drei Mädels, die mitten im Publikum auf dem Boden saßen und kreischend Whattsapp-Nachrichten tippten und komplett besoffen Beziehungsprobleme klärten. Geil! Besoffenen sollte der Zugang zu Kommunikationsmedien jeder Art verwehrt werden. Da kommt nie was Gutes bei raus. Na ja, auf jeden Fall stimmte die Musik. Und wie! Auch wenn mich die Tschechen auf Konserve weniger interessieren. Die Death Metalheads können was. Der Veranstalter bewies mit den beiden Opening-Acts und ihrer Platzierung im Billing ein sicheres Händchen.

Dann kam es dicke! Ein wahres Schlachtfest bereiteten dann die famosen, straight nach vorne rockenden Incarceration! Ich war ja sowas von begeistert! Die Sacrifice-EP der deutsch-brasilianischen Freundschaft gehört in jeden gut sortierten Plattenschrank eines jeden Old School Cracks. Der Auftritt des Trios brachte zum ersten Mal so richtig Stimmung in die nunmehr angenehm gefüllte Halle. Leider war das K17 nicht brechend voll, aber was ich hier mal sagen muss: es waren wirklich nur Fans da, die wegen den Bands, der Stimmung und dem Event an sich den Weg in die Halle gefunden hatten. Keine Mitläufer, keine Metaltouristen, die mal was total Verrücktes erleben wollen oder Möchtegern-Feierabendrocker, sondern Old School Metalheads, die wissen, was gut ist. Dementsprechend gelöst, locker und freundlich war die allgemeine Stimmung. Und Incarceration prügelten die anwesenden in einen wahren Mosh-Rausch. Old School as fuck! Mehr davon!

Nun freute ich mich auf die Niederlander Funeral Whore, die nach hektischem Soundcheck in Bestform los legten und mit großer Spielfreude und mit offensichtlicher Erfahrung ein Death Metal Feuerwerk alter Schule abfeuerten. Hier wird Abwechslungsreichtum groß geschrieben, denn vom Midtempobanger bis hin zum rasenden Schädelspalter war Alles dabei, was des Metalheads Herz begehrt. Wer kleine Hits wie „Eternal Genocide“ oder „Camp Blood“ am Start hat, der kann eh nichts falsch machen. Wirklich unterhaltsam das Ganze!

Dann gab es Schwermetall aus Deutschland! Wound waren der heimliche Headliner vom schönen Nocturnus Fest. Was ein derbes Gemetzel! Großartig! Der Death Metal lebt! Das bewiesen die Wiesbadener mit überschäumender Energie und einer Wucht, die ich bei einigen doch so etablierten Todesmetall-Acts vermisse. Ausgestattet mit einem unverwechselbaren Frontmann und einem agilen Schlagwerker, bewies man dem Berliner Publikum, wo der Hammer hängt. Eine hungrige Band, die noch viel rum kommen wird. Da bin ich mir sicher. Wound strahlen so eine Entschiedenheit und Geradlinigkeit aus, dass da noch mehr kommen wird. Hier sei auch der Soundmann des Abends ausdrücklich zu erwähnen, der einen grandiosen Job ablieferte. Jede Band klang massiv und es machte Spaß jedes Set mitzuerleben und anzuhören.

Tja, und zum Abschluss wieder mal die Niederlande in Form der mit Keyboard und Geige verstärkten Avantgarde Deather Phlebotomized. Was auf Konserve seit den Endachtzigern wunderbar funktioniert, das enttäuschte mich an diesem Abend komplett und total. Die vertrackten Kompositionen verebbten im Nirgendwo, das Gefiedel nervte nach einer Weile und Frontmann Carl wirkte unsicher, fahrig und überfordert. Wenn schon Avantgarde, dann bitte auch optisch. Sich in schwarzen Shirts hinzustellen und ein bisschen rumzuschauen ist da viel zu wenig. Es kann auch am Schlagzeuger gelegen haben, der so sanft und bedächtig das Drumkit streichelte, als wolle er nix kaputt machen. Das treibt natürlich jede Band eben nicht nach vorn, sondern lässt die Songs gnadenlos absaufen. Sehr schade! Denn ich hab das auch mal ganz anders gesehen. Formschwäche hoffe ich und kein Abgesang. Es war aber auch hart für die Holländer, denn die Vorgängerbands waren allesamt eine Wucht und jede Band schon für sich ein Highlight. Gewinner für mich an diesem Abend ist…. F.D.A. Rekotz, denn dieser bestens organisierte Abend war ein gelungenes Beispiel dafür, wie die Szene überleben wird und nicht nur das! Hier spielte die Zukunft der Death Metal Szene, die da sein wird, wenn die Urgesteine des Death Metals sich verabschiedet haben. Und da kann ich nur sagen… Gut so!

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