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Live on Stage Report: LUCASSEN & SOETERBOEK’S PLAN NINE

07.06.2024 – Zoetermeer @ Boerderij


Ich würde nicht für jedes Konzert eine über dreistündige Autofahrt in Kauf nehmen. Für Arjen Lucassen mache ich jedoch regelmäßig gerne eine Ausnahme. Denn wenn der sympathische Niederländer seine Finger im Spiel hat, weiß man, dass es phänomenal wird. Da seine alle paar Jahre stattfindenden AYREON-Shows mittlerweile zu riesigen Events geworden sind, zu denen tausende Leute aus der ganzen Welt anreisen, wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen Großteil der daran regelmäßig beteiligten Musiker und Sänger/-innen einmal in kleinerem Rahmen bei einem Clubkonzert zu erleben. Also ging es für mich einmal quer durch die Niederlande ins weit im Westen gelegene Zoetermeer, wo Arjens neuestes Projekt LUCASSEN & SOETERBOEK’S PLAN NINE zur Feier der Veröffentlichung ihres Debutalbums „The Long-Lost Songs“, das mir in meinem Review satte 8,5 Punkte wert war, eine Release-Show spielen würde.

Zwar war die Platte zum Zeitpunkt des Konzerts schon seit ein paar Wochen erhältlich (und hat in den Niederlanden sogar einen der vorderen Chartplätze belegen können), aber besser spät als nie.

Der Großteil des Publikums in der gut gefüllten Boerderij (nebenbei bemerkt eine wirklich geile Location) bestand dann erwartungsgemäß auch fast ausschließlich aus AYREON-Shirt-Trägern, wobei auch viele offensichtlich beim üppigen PLAN-NINE-Merchandise-Sortiment zugeschlagen hatten. Die Vorfreude auf einen Gig der besonderen Art war im Club jedenfalls spürbar.

Doch bevor die Gastgeber loslegten, durften die heimischen NOUKED den Abend eröffnen. Im Gepäck hatte das sich auf Cover spezialisierte Quartett ausschließlich LED-ZEPPELIN-Nummern. Zwar verdient das auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sondersternchen für Originalität. Allerdings zockte sich der Vierer so dermaßen spielfreudig durch ihr Tribut-Set, dass man sich von der guten Laune, die die Band augenscheinlich auf der Bühne zu haben schien, gerne anstecken ließ. Besonders Sängerin Lilianne Bok zeigte vollen Körpereinsatz und unterstützte ihre bärenstarken Vocals mit ausdrucksstarken Bewegungen und lieferte, genau wie ihre männlichen Mitstreiter auch, eine mitreißende Performance ab, die vom Publikum mit reichlich Applaus quittiert wurde.

Rock And Roll
Living Loving Maid
Black Dog
What Is And Never Should Be
Ocean
Heartbreaker
Communication Breakdown
Since I’ve Been Loving You
Immigrant Song
Whole Lotta Love

Im Anschluss daran konnten es die Jungs und Mädels von PLAN NINE anscheinend kaum erwarten, mit ihrem Auftritt zu starten. Denn die folgende Umbaupause war dermaßen knapp, dass es gerade so dafür reichte, kurz die Örtlichkeiten aufzusuchen und sich mit einem neuen Getränk zu versorgen.

Während des stimmungsvollen Western-Intros wurde es dann auch recht schnell kuschelig auf der Bühne. Denn nach und nach nahmen die fünf Musiker und zwei Backgroundsängerinnen (darunter die bekannten AYREON-Weggefährten Irene Jansen und Ed Warby) ihre Plätze ein.

Da Arjen wie im Vorfeld angekündigt nicht zuletzt aufgrund seiner mittlerweile hinlänglich bekannten Bühnenscheu nicht auftreten würde, lagen alle Augen natürlich auf seinem Kumpel Robert Soeterboek als einen der beiden Hauptköpfe hinter PLAN NINE. Und der ließ vom Start weg keinen Zweifel daran, dass ihm die Rolle des Frontmanns wie auf den Leib geschneidert wurde. Zu den ersten Gitarrenklängen betrat der nicht minder groß gewachsene blonde Hüne die mit etwas Augenzwinkern in Wild-West-Stil gestaltete Bühne und verkörperte in Cowboyhut und weißen Dreiteiler gekleidet perfekt den im Opener „Doctor Robert’s Medicine Show“ besungenen scharlatanigen Wunderheiler. Dabei riss er mit seiner charismatisch souligen Stimme und seiner coolen Stageperformance das Geschehen schnell an sich und lieferte eine stimmgewaltige Performance ab.

Dass unterdessen Rhytmusgitarrist Storm van’t Westeinde verzweifelt versuchte, seine direkt von Beginn an nicht funktionierende Klampfe ans Laufen zu bekommen, nahm ihm niemand übel, denn die gute Stimmung war spätestens bei „Ice On Fire“ (für mich bislang unangefochtener Song des Jahres!) komplett von der Bühne auf das Publikum übergeschwappt. Als dann endlich pünktlich zum Ende des Opening-Blocks auch sein Instrument die gewünschten Laute von sich gab, wurde dies mit frenetischem Jubel begleitet und das launige Treiben konnte weitergehen.

Sicherlich hatten nicht wenige der anwesenden Zuschauer insgeheim gehofft, an diesem Abend auch den ein oder anderen AYREON-Song zu Ohren zu bekommen, aber hierauf wurde bewusst verzichtet. Eine Entscheidung, die ich auch absolut richtig finde. Denn das Album von PLAN NINE beinhaltet ausschließlich gute Songs und ist es wert, auch losgelöst von den großen Lucassen-Werken betrachtet zu werden. Und dass diese auch live hervorragend funktionieren, wurde im weiteren Verlauf des Abends eindrucksvoll bewiesen.

Gleich das komplette Album wurde gespielt, angereichert mit den starken Bonustracks „Gimme The Nighttime“ und „Stand Tall“ von der zweiten CD der Special Edition und einigen Coverversionen, wie zum Beispiel LYNYRD SKYNYRDs „Gimme Three Steps“ und REDBONEs „The Witch Queen Of New Orleans“, die ohnehin besser zum Westernkonzept des Abends passten als die Space-Opern von Arjens Hauptspielwiese.

Und auch darüber hinaus wurde einiges geboten. Egal ob ein Tresen mitsamt Barhockern, der geschickt ins Bühnenbild integriert wurde und an dem sich die beiden Backgroundsängerinnen Irene Jansen und Jane Goulding während „Long Cold Night“ gemütlich einen Whiskey genehmigten, oder die speziell für den Auftritt hergestellten Ein-Dollar-Blüten, welche der hervorragend aufgelegte Robert bei „Get Down To Bizniz“ zuhauf in die Menge warf und auf denen einem statt des Portraits von George Washington die Gesichter der einzelnen Bandmitglieder entgegenblickten. All diese Kleinigkeiten machten deutlich, dass es sich hier nicht um eine lieblos inszenierte Performance eines Nebenprojekts handelte, sondern sich im Vorfeld viel Gedanken um Details gemacht wurde, um PLAN NINE als eigenständige Marke und richtige Band zu etablieren.

Nach dem Ende des gut 90-minütigen Gigs kann man mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Plan vollends aufgegangen ist.

Zwischendrin kam es noch zu einer Art Klassentreffen, bei dem sich auch Arjen einmal kurz auf der Bühne blicken (und feiern) lies. Außerdem gesellten sich noch einige weitere Musiker hinzu, die beim ersten Anlauf von PLAN NINE im Jahr 1991 Teil der Band waren (unter anderem die aus STAR ONE beziehungsweise den frühen AYREON-Werken bekannten Peter Vink und Cleem Determeyer), mit denen zusammen das witzige „Annie Moore“ performt wurde.

Im Anschluss daran gab man sich noch außerordentlich fanfreundlich und stand ewig für Autogramme und Fotos bereit. Und vor allem Robert Soeterboek selbst, der kurz zuvor auf der Bühne noch den Mr. Cool gegeben hatte, mischte sich zufrieden strahlend unter die Leute und genoss den Abend sichtlich.

Leider zeichnet sich ab, dass sich auch die weiteren geplanten Live-Aktivitäten der Band nur in ihrem Heimatland abspielen werden. Was aufgrund der großen Anzahl an beteiligten Personen (teilweise standen über zehn Personen gleichzeitig auf der Bühne) und des relativ aufwendigen Bühnenaufbaus auch durchaus nachvollziehbar ist.

Ich kann allerdings nur allen, die irgendwie in der Nähe sind oder sich wie ich vor einer mehrstündigen Anreise nicht scheuen, nur wärmstens empfehlen, einen Auftritt der Truppe mitzunehmen. Ich zumindest habe lange keinen so spaßigen Konzertabend mehr gehabt wie mit PLAN NINE.

Doctor Robert’s Medicine Show
Ice On Fire
The Preacher
Let It Ride
Before The Morning Comes
Drunker Than Whiskey
High Speed Chase
Long Cold Night
The Witch Queen Of New Orleans
Gimme The Nighttime
Stand Tall
Get Down To Bizniz
Annie Moore
Gimme Three Steps
Die With Your Shades On
Doctor Robert’s Medicine Show (erneut als Zugabe




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